Ein Schild weist auf den Hof Niermann in Waltrop-Oberwiese hin.

Der Hof Niermann in Waltrop-Oberwiese an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel: Am Bochumer Landgericht wird ab Montag (18. Juli) der Prozess gegen einen Ex-Serviceleiter fortgesetzt, der zahlreiche Brautpaare um Anzahlungen für Hochzeitsfeiern betrogen haben soll. © Martin Pyplatz

Brautpaar-Betrug auf Hof Niermann: Jetzt kommen Betroffene zu Wort

rnHochzeits-Prozess wird fortgesetzt

Jetzt wird es ernst: Im Hochzeitsbetrugs-Prozess gegen den Ex-Serviceleiter auf dem Waltroper Hof Niermann steht dessen erstes Aufeinandertreffen mit einem betroffenen Bräutigam bevor.

Waltrop, Castrop-Rauxel, Selm

, 14.07.2022, 14:25 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nach einer dreiwöchigen „Sommerpause“ wird am Montag (18. Juli) am Bochumer Landgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen Hochzeits-Betrüger vom Waltroper Hof Niermann an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel fortgesetzt. Planmäßig vorgesehen ist die Zeugenvernehmung eines ersten betroffenen Bräutigams aus Waltrop.

Mindestens 65 Brautpaare betroffen

Staatsanwalt Jens Cieslak wirft dem angeklagten Ex-Serviceleiter aus Selm vor, zwischen dem 26. Juli 2020 und dem 5. Juli 2021 mit mindestens 65 Brautpaaren aus der umliegenden Region Hochzeits-Verträge abgeschlossen, Anzahlungen vereinnahmt, an den Hofinhabern vorbeigeschleust und privat für sich verbraucht zu haben. Laut Anklage zahlten manche Paare 1000 Euro, manche 5000 Euro und ein Paar sogar mehr als 10.000 Euro. Insgesamt errechnet die Anklageschrift einen Gesamtschaden in Höhe von rund 230.000 Euro.

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Der Ex-Niermann-Angestellte war nach einer Flut von Strafanzeigen erstmals im Herbst 2021 kurzzeitig festgenommen worden, danach allerdings gegen Auflagen wieder freigekommen. Anschließend war der 35-Jährige offenbar monatelang abgetaucht und soll auf anderem Terrain weiterbetrogen haben. Am 17. März 2022 wurde der Ex-Serviceleiter nach einer Serie weiterer Strafanzeigen und Betrugsvorwürfe am Bahnhof in Essen festgenommen - offenbar nach einem Hinweis von einem einstigen Komplizen. Der massiv vorbestrafte Betrüger soll bis dahin bundesweit als falscher Vermieter unterwegs gewesen sein und Mietinteressenten um Kautionen für Wohnungen geprellt haben. Die standen aber gar nicht zur Vermietung. Auch hier soll der Schaden mehrere tausend Euro betragen.

Vorwurf des Mietbetrugs wird nicht mitverhandelt

Im aktuell laufenden Prozess werden diese Vorwürfe jedoch nicht mitverhandelt. Zuständig für die Vermieter-Ermittlungsverfahren sind überwiegend andere Staatsanwaltschaften, unter anderem die in Dortmund und Münster.

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Beim Prozessauftakt vor der 6. Wirtschaftsstrafkammer am Bochumer Landgericht am 21. Juni hatte der ehemalige Niermann-Angestellte mit Blick auf die Hochzeits-Betrugsserie sofort ein umfangreiches Geständnis abgelegt und von Spielsucht gesprochen. Ihn habe das Sportwetten-Fieber zuletzt regelrecht gepackt. Da ihn sein täglicher Arbeitsweg nach Waltrop direkt an einem Sportwetten-Büro vorbeigeführt habe, habe er „oft vor der Schicht gewettet“.

Bei einer Verurteilung droht dem Ex-Serviceleiter eine mehrjährige Gefängnisstrafe, außerdem der Widerruf einer Reststrafe aus einer älteren Verurteilung.

Zeugen sind am 18. und 26. Juli geladen

Für den Prozesstag am 18. Juli (ab 13.30 Uhr) haben die Richter mit einem mutmaßlich betrogenen Bräutigam aus Waltrop einen Zeugen geladen. Dessen erlittener Schaden beträgt laut Anklage 8500 Euro. Am 26. Juli (ab 9 Uhr) sind planmäßig die Vernehmungen von drei Zeugen vorgesehen.

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