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Hof Niermann: Zeitplan für „Hochzeitsbetrugs-Prozess“ steht fest - lange Zeugenliste
Ex-Serviceleiter angeklagt
Früher als erwartet startet am Bochumer Landgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen Hochzeits-Betrüger vom Waltroper Hof Niermann. So sehen Zeitplan und Zeugenliste aus.
Drei Wochen nach der Festnahme des ehemaligen Hof-Niermann-Serviceleiters (34), der zahlreiche Brautpaare aus der Region um Geld und Hochzeitsfeiern geprellt haben soll, steht jetzt der Termin für den Prozessauftakt in Bochum fest.
Landgerichtssprecherin Katja Nagel bestätigte, dass die 6. Wirtschaftsstrafkammer den Prozess-Start für den 21. Juni anberaumt hat. Anschließend sind noch fünf weitere Sitzungstage bis zum vorläufig geplanten Urteilstermin am 3. August terminiert.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ex-Serviceleiter (aus Selm) vor, zwischen dem 26. Juli 2020 und dem 5. Juli 2021 mit mindestens 65 Brautpaaren Hochzeits-Verträge abgeschlossen, die Anzahlungen an den Hofinhabern vorbeigeschleust und privat für sich verbraucht zu haben. Laut Anklage zahlten manche Paare 1.000 Euro, manche 5.000 Euro und ein Paar sogar mehr als 10.000 Euro. Insgesamt errechnet die Anklage einen Gesamtschaden in Höhe von 227.177 Euro.
Das Geld soll der bereits einschlägig wegen einer Betrugsserie vorbestrafte Ex-Serviceleiter fast ausnahmslos mit Sportwetten verzockt haben. Mit Blick auf eine möglicherweise schuldvermindernde Wettsucht soll in dem bevorstehenden Prozess auch ein Sachverständigengutachten erstattet werden.
Mitte Juli 2021 waren binnen kürzester Zeit zahlreiche Strafanzeigen von enttäuschten Brautpaaren bei der Polizei eingegangen. Der verdächtige Serviceleiter war im Herbst 2021 kurzzeitig festgenommen worden, zunächst gegen Auflagen aber wieder freigekommen. Anschließend war der 34-Jährige offenbar abgetaucht und soll auf anderem Terrain weiterbetrogen haben.
Am 17. März wurde der Ex-Serviceleiter nach einer Serie weiterer Strafanzeigen und Betrugsvorwürfen am Bahnhof in Essen festgenommen. Der 34-Jährige soll zuletzt deutschlandweit als falscher Vermieter unterwegs gewesen sein und Mietinteressenten um Kautionszahlungen für Wohnungen geprellt haben, die gar nicht zur Vermietung standen.
Vermieter-Vorwürfe werden nicht mitverhandelt
Im bevorstehenden Brautpaar-Betrugs-Prozess vor dem Bochumer Landgericht, der wegen der Haftsituation erst spätestens Mitte September 2022 hätte beginnen müssen, werden diese Vorwürfe nicht mitverhandelt. Die Anklageschrift sieht formell die Vernehmung aller betroffenen Brautpaare und der Hofinhaberin als Zeugen vor. Ob tatsächlich alle Zeugen vor Gericht aussagen müssen, hängt üblicherweise auch immer vom Prozessverhalten des jeweiligen Angeklagten ab. Im Falle eines umfassenden Geständnisses zu Prozessbeginn reduziert sich die Zeugenliste in der Regel deutlich.
Bei einer Verurteilung droht dem Ex-Serviceleiter eine mehrjährige Gefängnisstrafe, außerdem der Widerruf einer Reststrafe aus einer älteren Betrugs-Verurteilung.