Vonovia-Sprecherin Bettina Benner hat keine guten Nachrichten für Mieter. Das Unternehmen setzt aber auf die Freiwilligkeit der Mieter bei der Höhe der nötigen Nebenkostenvorauszahlungen.

Vonovia-Sprecherin Bettina Benner hat keine guten Nachrichten für Mieter. Das Unternehmen setzt aber auf die Freiwilligkeit der Mieter bei der Höhe der nötigen Nebenkostenvorauszahlungen. © Schroeter/Simon Bierwald/Vonovia

Vonovia-Sprecherin: Haushalt muss mit bis zu 5000 Euro zusätzlich rechnen

rnEnergiekrise

In Dortmund verlangen zwei Wohnungsunternehmen um bis zu 200 Prozent höhere Nebenkosten-Vorauszahlungen. Was planen Vonovia und LEG, die in Castrop-Rauxel Tausende Wohnungen vermieten?

Castrop-Rauxel

, 28.07.2022, 13:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

In Dortmund haben die beiden großen Wohnungsunternehmen Dogewo sowie Spar- und Bauverein angekündigt, die Nebenkosten-Vorauszahlungen massivst zu erhöhen. Zum 1. September werde man bis zu 200 Prozent höhere Vorauszahlungen von den Mietern verlangen, sie also verdreifachen. Und wie sieht das in Castrop-Rauxel aus? Wir haben bei der Vonovia und bei der LEG nachgehört, was auf Mieter in der Europastadt zukommt.

Mieter können Vorauszahlung anpassen

Laut Vonovia-Sprecherin Bettina Benner plant das Bochumer Unternehmen, das in Castrop-Rauxel über 2000 Mietwohnungen im Bestand hat, selbst keine Erhöhung der Nebenkostenvorauszahlungen. Man fordere seine Mieter aber dazu auf, sich auf die Situation einzustellen.

Bettina Benner: „Wir informieren aufgrund der aktuellen dynamischen Situation unsere Mieterinnen und Mieter auf allen Informations-Kanälen, dass die hohen Energiepreise absehbar zu einer erhöhten Nachzahlung führen werden. Und dass sie die Vorauszahlung anpassen können.“

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Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, so die Vonovia-Sprecherin weiter, habe in dieser Woche tatsächlich Berechnungen vorgelegt, die für Ein-Personen-Haushalte Mehrkosten für Energie von knapp 1000 Euro bis 2700 Euro prognostizieren. Für Vier-Personen-Haushalte rechne der Verband demnach mit jährlichen Mehrkosten von 1800 Euro bis zu rund 5000 Euro.

Heizungsleistung soll reduziert werden

Bettina Benner: „Um möglichst viel Gas in unseren Beständen einzusparen, werden wir in unseren Beständen sukzessiv eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur bei den Gas-Zentralheizungen für die kommende Heizperiode einführen.“ Dabei reduziere man die Heizungsleistung zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad. Tagsüber und in den Abendstunden könnten die Mieter wie gewohnt heizen. Durch diese Nachtabsenkung könne man bis zu acht Prozent des Heizaufwands einsparen. Die Warmwasserversorgung sei davon nicht betroffen.

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Man wolle diese Einstellung in den kommenden Monaten bei der Routine-Wartung der Heizungsanlagen vornehmen – sodass zu Beginn der Heizsaison alle Heizungen mit Nachtabsenkung arbeiten. Wenn die Monteure in einem Haus die Anpassungen umgesetzt hätten, wolle man die Mieter mit einem Aushang darüber informieren, so Benner weiter.

Die LEG unterhält in Castrop-Rauxel ein eigenes Büro an der Bahnhofstraße 12.

Die LEG unterhält in Castrop-Rauxel ein eigenes Büro an der Bahnhofstraße 12. © Abi Schlehenkamp

Auch die LEG plant von sich aus keine Erhöhung der Nebenkostenzahlungen. Laut Unternehmenssprecherin Sabine Jeschke wende man sich aber „proaktiv mit einem persönlichen Anschreiben an unsere Mieterinnen und Mieter, mit denen wir ihnen eine Erhöhung der Vorauszahlungen auf freiwilliger Basis anbieten, um den Kostenanstieg über die Monate abzufedern“.

Mieter bekommen Tipps zu Unterstützungshilfen

Unabhängig von möglichen Vorgaben aus der Politik, die derzeit in Rede stehen, aber noch nicht beschlossen sind, unternehme man zudem Verschiedenes, um die Auswirkungen für die LEG-Kunden zu minimieren. So versende man mit Mahnungen und Betriebskostenabrechnungen bereits ergänzende Schreiben, die weitere Tipps zu Unterstützungshilfen geben, so etwa zum Thema Wohngeld. Sabine Jeschke: „Außerdem bereiten wir derzeit Informationen vor, indem wir unsere Kunden für die weitere anstehende Kostensteigerung sensibilisieren möchten und weitere Tipps zu Einsparungen geben möchten.“

Für die konkrete Umsetzung sei die Verantwortung jedes Einzelnen gefragt. Die LEG-Sprecherin weiter: „Zudem setzen wir uns für den Winter für eine klare gesetzliche Regelung für Mieter und Vermieter ein, die Temperaturen stärker als bisher absenken zu dürfen. Das muss die Politik jetzt rasch entscheiden, damit die Einstellungen in den Heizungskellern entsprechend angepasst werden können.“

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Die Verbraucherzentrale empfiehlt Gas-Haushaltskunden ebenfalls, Geld zur Seite zu legen legen und Energie zu sparen. Der Energieexperte der Verbraucherzentrale, Udo Sieverding, hält es durchaus für möglich, dass mit der nächsten Abrechnung die Abschläge auf das Drei- bis Vierfache angehoben werden. Er berichtete von einem Fall, wo ein Versorger von einem privaten Kunden künftig das Fünffache dessen haben will, was er bislang zahlen musste.

Eon hat Preiserhöhung schon angekündigt

Kostete bei diesem Kunden die Kilowattstunde Erdgas bislang knapp 5 Cent, sollen es demnächst 25 Cent sein. Zum Vergleich: Im Schnitt zahlten Haushaltskunden 2021 laut Bundesnetzagentur 6,68 Cent je Kilowattstunde Erdgas. Der Castrop-Rauxeler Grundversorger Eon hatte gerade eine Preissteigerung von über 48 Prozent für Gaskunden angekündigt. Während Kunden im Juli noch 8,662 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde zahlen, steigt dieser Preis ab 1. August auf 13,497 Cent.

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Die Castrop-Rauxeler Stadtwerke planen laut Geschäftsführer Jens Langensiepen eine Preiserhöhung erst zum Jahreswechsel. Wie hoch der Gaspreis dann für Stadtwerke-Kunden werden kann, ist noch offen. Langensiepen berichtete aber, dass teilweise schon von Faktor 2 oder 3 die Rede sei. Dass sich also die Gaspreise verdoppeln oder verdreifachen könnten.