
Jens Langensiepen, Geschäftsführer der Stadtwerke Castrop-Rauxel, kündigt Preiserhöhungen an. © Ronny von Wangenheim
Stadtwerke-Chef: Preiserhöhung für Gas und Strom kommt in Castrop-Rauxel
Energiepreise
Stadtwerke in der Region haben bereits Preissteigerungen angekündigt. Auch in Castrop-Rauxel wird es so kommen. Stadtwerke-Chef Jens Langensiepen hat aber auch eine „kleine gute Nachricht“.
Gas ist von nun an ein knappes Gut: So sagte es Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, als die Alarmstufe zwei des Gas-Notfallplans ausgerufen wurde. Die Gaspreise sind stark in die Höhe gegangen. Darauf müssen auch Stadtwerke bundesweit reagieren. Erste Unternehmen haben bereits Preiserhöhungen angekündigt.
In Bochum werden die Stadtwerke den Gaspreis im vierten Quartal um bis zu 50 Prozent anheben. Bei den Stadtwerken Herne werden Kunden bereits ab 1. August höhere Tarife zahlen. Auch Dortmunds Energieversorger DEW hebt zu diesem Termin die Tarife an. Die Beispiele lassen sich fortsetzen. Wir haben bei Jens Langensiepen, Geschäftsführer der Stadtwerke Castrop-Rauxel, nachgefragt.
„Unsere Kunden werden bis zum Jahresende keine Mehrbelastung spüren“, sagt er. Das ist also erst mal eine gute Nachricht. Das Gas für dieses Jahr sei bereits 2021 beschafft worden, und das gut, so begründet er die stabilen Preise bis zum Jahresende.
Gas-Beschaffung für 2023 ist noch nicht abgeschlossen
Aber es steht fest: Zum 1. Januar 2023 werden die Gas- und Strompreise auch bei dem von ihm geführten Unternehmen steigen. Nur um wie viel, das kann er heute noch nicht sagen. Zu viele Unwägbarkeiten gebe es, so sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.
Gas werde das ganze Jahr über eingekauft, die Beschaffung für 2023 sei wahrscheinlich erst Ende Oktober, Anfang November abgeschlossen. „Die Preissprünge sind sehr groß“, sagt Langensiepen zu der Taktik der Risikostreuung, die auch bei vielen anderen Stadtwerken gängig sei.
Und nicht zuletzt komme es auf die Entwicklung der kommenden Wochen an. In diesen Tagen weiß niemand, ob nach den Wartungsarbeiten die Gaspipeline Nord Stream 1 am Donnerstag (21.7.) wieder in Betrieb gehen wird. Langensiepen schaut aber auch auf die Gasspeicher und ihren Füllstand, den die Bundesnetzagentur täglich veröffentlicht.
Stand 19. Juli liegt der Gesamtspeicherstand in Deutschland bei 65,1 Prozent. „Vor einem Jahr waren es 40 Prozent, das ist doch mal eine kleine gute Nachricht“, sagt Jens Langensiepen. „Je weiter sich die Speicher füllen, desto unwahrscheinlicher wird eine physische Mangellage.“
Tarife mit zweijähriger Preisbindung gibt es künftig nicht mehr
Viele Aspekte werden die künftigen Preise für die Kunden der Castrop-Rauxeler Stadtwerke beeinflussen. Im Bochumer Beispiel geht es beim Gaspreis bei der Erhöhung um den Faktor 1,5. Langensiepen berichtet aber auch, dass teilweise schon von Faktor 2 oder 3 die Rede sei. Dass sich also die Gaspreise verdoppeln oder verdreifachen könnten.
Die Strompreise werden weniger stark steigen. Da der Abschlag hier in der Regel deutlich kleiner ist als beim Gas, wird die Mehrbelastung nicht so deutlich im Portemonnaie spürbar werden.
Der Jahreswechsel sei der richtige Termin für die Preisanpassung, so Jens Langensiepen, da viele Kunden bis zu diesem Termin Preisgarantien haben. Ob es die Tarife mit solchen Preisgarantien weiter geben wird, steht ebenfalls noch nicht fest. Klar ist nur, so der Stadtwerke-Chef, dass Tarife mit einer zweijährigen Preisbindung nicht mehr angeboten werden.
Jede eingesparte Kilowattstunde zählt
Jens Langensiepen, der gemeinsam mit EUV-Chef Michael Werker den kürzlich eingerichteten Krisenstab der Stadt Castrop-Rauxel leitet, schaut auf Herbst und Winter: „In jedem Fall gilt noch mehr das, was wir auch in der Vergangenheit oft kommuniziert haben: Jede Kilowattstunde, die wir nicht verbrauchen, ist eine gute Kilowattstunde.“