
Nils Himmelmann vom Mieterverein Castrop-Rauxel erklärt uns, welche Rechte Mieterinnen und Mieter haben und welche Möglichkeiten des Energie- und Geld-Sparens es gibt, wenn man diese in Anspruch nimmt. © Sophia Wibbeke
Energiekrise in Castrop-Rauxel: Mieterschützer geben handfeste Spar-Tipps
Energiekrise
In der Energiekrise sollen alle ihren Gasverbrauch reduzieren. Für Mieter ist das jedoch gar nicht effizient, erklären Mieterschützer von Verbraucherzentrale und Mieterverein. Was kann man tun?
Stellen Sie sich vor, es ist Energiekrise und keiner macht mit beim Einsparen. Als Horrorszenario würden einige es wohl instinktiv bezeichnen, immerhin brauchen wir jedes bisschen Gas für den Winter. Doch ist es wirklich der beste Weg des Gas-Sparens, wenn jeder private Mieter seinen Verbrauch senkt? „Nicht unbedingt!“, sagen uns Experten für Mieterschutz überraschend.
„Das Reduzieren des Gasverbrauchs und demnach der Kosten geht am effizientesten Hand in Hand mit Vermieter bzw. Hauseigentümer. Die Mietpartei selbst kann da im Vergleich wenig erreichen“, verrät uns Christina Wallraff von der Verbraucherzentrale NRW.
Der effiziente Weg führt zum Hauseigentümer
Die Prognosen zu Gaspreisen sind ihren Aussagen nach leider wahr. Die Preise für Gas seien um ein Dreifaches höher als noch vor einem Jahr. Trotzdem sei der effizienteste Weg zum Geldsparen nicht der, auf kurzfristige, kleine Lösungen zu vertrauen, sondern sich jetzt mit energieeffizienten Umbauten wie zum Beispiel im Bereich der Dämmung auf den kommenden Winter vorzubereiten. Das Sparen käme dann von ganz allein.
Daher führe der erste Weg in der Energiekrise für Mieter immer über den Vermieter zu entsprechenden Umbaumaßnahmen. Einen bedeutenden Rechtsanspruch hat man für solche Umbauten zwar nicht, jedoch hat die Bundesregierung bereits jetzt angekündigt, einen Stufenmodell für verbesserte Energieeffizienz einzuführen.
Dieses Modell soll Vermieter mit ineffizienten Immobilien deutlich stärker zur Kasse bitten. In einer Krisenlage vermutlich ein guter Motivator, bereits im Sommer Maßnahmen zum effizienteren Heizen an den Häusern vorzunehmen.
Abraten würde Christina Wallraff jedoch von riesigen Investitionen und Umbauten an der Energieversorgung der Häuser im Allgemeinen. „Die Krise macht nicht bei Gas und Strom halt. Auch Handwerker sind betroffen, die nicht nur mit Personalmangel, sondern auch mit Materiallieferung zu kämpfen haben. Wer jetzt sein Heizsystem austauschen möchte, kann vermutlich erst in neun Monaten mit dem Start der Baumaßnahmen rechnen.“
Mieterrechte kennen und nutzen
Worauf man viel eher seinen Fokus legen sollte, erklärt uns Nils Himmelmann vom Mieterverein. „Die Heizkosten auf der Betriebskostenabrechnung werden nicht immer richtig berechnet“, beschreibt er ein viel zu selten beleuchtetes Problem. Gerade kleinere Vermieter wissen selbst oft gar nicht, wenn sie Fehler in ihrer Heizkostenabrechnung haben. Mieter wiederum fragen nicht nach, dabei haben sie das Recht dazu.
Der Vermieter muss nämlich nicht nur wirtschaftlich handeln und demnach den besten Gastarif für seine Immobilien wählen. Er ist gleichzeitig seinen Mieterinnen und Mietern zur Auskunft über alle Daten und Zahlen im Zusammenhang mit der Heizungsrechnung verpflichtet. Nils Himmelmann empfiehlt: „Sie haben einen Anspruch auf alle Rechnungen. Dieses Recht sollte man auch nutzen und Kosten wie Verbrauch gegenrechnen.“
Im Problemfall Hilfe erhalten
Gibt es in der Hinsicht ein angespanntes Verhältnis zwischen den Parteien, sind Mieter jedoch nicht dem Handeln des Vermieters ausgeliefert. Um herauszufinden, wie man Kosten sparen kann, empfiehlt Himmelmann eine Überprüfung der Dämmung mittels Gutachter. Sollte dieser eine schlechte Energieeffizienz feststellen, könnte der Mietpartei sogar ein Anspruch auf Entschädigung entstehen.
Solche Sachverhalte sind allerdings komplex und individuell. Darauf angesprochen empfehlen sowohl Christina Wallraff als auch Nils Himmelmann, bei Fragen oder Problemen auf Verbraucherzentrale und Mieterverein zuzugehen.