Hubertus Mannshausen bildete unter anderem die erste Bezirksschornsteinfegerin im Kreis RE aus: Barbara Zollhofer lernte bei ihm. Er selbst berät zurzeit viele Menschen, die sich Sorgen um den Winter machen.

Hubertus Mannshausen bildete unter anderem die erste Bezirksschornsteinfegerin im Kreis RE aus: Barbara Zollhofer lernte bei ihm. Er selbst berät zurzeit viele Menschen, die sich Sorgen um den Winter machen. © Martin Behr (2017)

Kamin statt Gasheizung? Das rät ein Castrop-Rauxeler Schornsteinfeger

rnEnergiekrise

Kein Tag vergeht, dass Hubertus Mannshausen aus Castrop-Rauxel Menschen nicht berät: Was sollen sie tun in der Energiekrise? Auf welchen Brennstoff soll man umsteigen? Er tut vor allem eines.

Ickern, Habinghorst

, 13.07.2022, 04:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Nachfrage, sagt Hubertus Mannshausen, sei extrem hoch: „Kein Tag vergeht, dass ich nicht eine telefonische oder eine Vor-Ort-Beratung mache“, erklärt der Bezirksschornsteinfeger für den Castrop-Rauxeler Nordosten. Die Menschen aus Ickern und Habinghorst wollen eben jetzt schon sicherstellen, „dass sie auch im nächsten Winter den Hintern warm haben“.

Viele der Bewohner der Stadtteile, die ihn ansprächen, hätten Gas-Heizungen. Und das ist die Heizquelle, die gerade besonders im Fokus steht: „Ja, viele suchen nach neuen Heizquellen“, bestätigt der Schornsteinfeger.

Hintergrund ist die Energiekrise, die Deutschland besonders hart treffen könnte: Seit Montag (11.7.) hat Gazprom Russland den Import über die zentrale Gasimport-Pipeline NordStream1 stillgelegt. Das ist so üblich im Sommer, um die Leitungen und Geräte zu warten. Zehn Tage später wird der Hahn dann wieder generell aufgedreht. Aber in diesem Jahr ist das die große Unsicherheit: Spielt Kriegsherr Wladimir Putin mit unserer Energie-Abhängigkeit?

Mannshausen sage den Menschen zurzeit immer: „Macht euch nicht zu viele Sorgen, Strom wird es weiterhin geben.“ Aber man muss schon ins Detail gehen bei dieser eher grundsätzlichen Aussage. Es gebe gewisse Ängste in der Gesellschaft, auch wenn es zurzeit noch schön sommerwarm ist. „Ich bin ein positiver Mensch und gehe auch positiv auf die Menschen zu“, sagt der Bezirks-Schornsteinfeger.

„Es ist ganz schwierig zurzeit“

Er selbst hänge davon ab, dass die Menschen in ihren Häusern Brennstoffe zum Heizen nutzten. „Ich kann nur jedem empfehlen, einen Ofen einzubauen“, sagt Mannshausen. Aber damit sind nicht alle Probleme gelöst. Im Gegenteil: „Auch bei Öfen muss man schauen, wie. Denn das ist ganz schwierig zurzeit.“

Die Kaminholzpreise werde man „bald auch nicht mehr bezahlen können“, meint Mannshausen. „Die Leute tun ja alles, um es warm zu haben.“ So sei man beim Einbau neuer Kaminöfen zurzeit schon beim ersten Quartal 2023. „Wer jetzt einen will und noch einen bekommt, der hat noch Glück. Hier und da gibt es noch Öfen im Billigsegment, aber die sind auch nicht unbedingt zu empfehlen“, so Hubertus Mannshausen.

Jetzt lesen

Er warne jetzt schon davor, dass man sich mit Marke Eigenbau behelfe und seine Kaminrohre einfach durch Außenwände verlege. „Das ist doch der Worst Case, wenn die Menschen damit anfangen, schwarz zu bauen“, meint er. Aber: „Viele tun doch alles erdenklich mögliche. Interessiert sie dann noch ein Gesetz?“

Viele Menschen denken um

Er selbst, sagt Hubertus Mannshausen, habe sich in den vergangenen Jahren vom Lang- zum Kurzduscher gewandelt. Einseifen gehe auch bei abgedrehter Brause. Nachts brauche es in der Wohnung nicht 21 Grad, 17 Grad würden reichen. Im Schlafzimmer heizen? Unnötig, findet er, und schlafe selbst im Winter bei geöffnetem Fenster.

Auf der anderen Seite müsse man aber auch den Bereich der Sozialwohnungen in den Fokus nehmen. Wenn die Behörde zahlt, habe er schon vielfach Beobachtungen wie diese gemacht: weit geöffnete Fenster in „Schlichtbauten“, wie er sagt, aber darunter der vollständig geöffnete Regler am warmen Heizkörper. „Kostet ja nichts.“

„Wir müssen bewusster mit den Ressourcen umgehen“

Und ob: Das bezahle jeder von uns mit. „Wir müssen bewusster mit den Ressourcen umgehen“, sagt er. „Und auch wenn wir Strom sparen, sparen wir Gas ein. In den Gaskraftwerken. Da muss sich jeder an die eigene Nase fassen“, meint Hubertus Mannshausen.

Jetzt lesen

In seinem Kehrbezirk gebe es viele Leute, die ihre Zeitschaltuhr gar nicht richtig eingestellt haben, deren Kessel eine zu hohe Vorlauftemperatur hätten. Nicht immer würden Wartungsarbeiten von Heizungsmonteuren auch mit diesem Fokus ablaufen. „Es gibt Menschen, die sich nie um Heizkosten gekümmert haben. Aber da findet gerade ein Umdenken statt“, hat er bemerkt. Nachtabsenkung sei kein Wort mehr, das nur unter Fachleuten besprochen werde.

Und in Sozialwohnungen müsse das Amt versuchen, den Deckel drauf zu machen, dass es keine Verschwendung geben kann. Auch da aber sieht er ein Problem, Beispiel Vonovia. Der Ansatz, die Temperaturen diesen Winter auf 17 Grad zu deckeln, sei gut und richtig. „Die großen Gesellschaften können das aber auch nur machen, wo es Zentralheizungen gibt. Nehmen Sie dort ein Grad bei der Nachttemperatur weg, spart man bei den 10.000 Häusern schon Tonnen und Abertonnen an Gas ein.“

Er selbst sei „noch nie in meinem Leben so viel Fahrrad gefahren“ wie heute. Er gehe selbst nicht mehr Fegen, sondern habe einen Angestellten. So muss er Besen und Leiter nicht mehr transportieren. Den auf dem Mofa sitzenden Hubertus Mannshausen aus Recklinghausen-Suderwich gebe es nicht mehr.

Jetzt lesen

Holzpellets: Mehr als doppelt so teuer

Fragt man nach weiteren Lösungen, sagt Mannshausen: „Außer Einsparen ist es zurzeit schwierig. Auch die Preise von Holzpellets liegen nun bei 500 Euro je Tonne.“ Vorher hätten sie bei 200 Euro gelegen. „Das ist Angebot und Nachfrage“, sagt er. Auf Lieferzeiten bei Wärmepumpen wolle er gar nicht erst eingehen.