
92 Euro müssen die Castrop-Rauxelerinnen Melanie (auf dem Bild) und Marion Kaletta für ihren Einkauf bezahlen. © Patricia Böcking
Hohe Lebensmittelpreise in Castrop-Rauxeler Supermärkten: „Das ist Wucher“
Inflation
Öl, Fleisch, Brot, Eier: Die Lebensmittelpreise sind zuletzt stark gestiegen. Castrop-Rauxeler sind über die Preise verärgert – und überlegen sich Spartricks.
Kirschen, rote Grütze, eine Packung Hähnchenschenkel, Eier, Salami, Schinken, Blumen, Taschentücher und ein Duschvorhang: Das alles liegt im Einkaufswagen von Christian Steilen (33) aus Schwerin. Fünfzig Euro muss der Castrop-Rauxeler für seinen Einkauf bezahlen – viel Geld, wie er findet. Früher hätte er für den gleichen Einkauf nur 35 Euro gezahlt, denkt er.
Ähnlich geht es auch Ramona Fleischer (42) aus Frohlinde. Fast 100 Euro lässt sie bei ihrem Einkauf im Supermarkt, für sich und ihre zwei Töchter. „Das reicht gerade mal fürs Wochenende“, klagt sie. „Früher hätte ich bestimmt 30 Euro weniger gezahlt.“
Umfrage zeigt: Händler planen weitere Preissteigerungen
Die Preise sind in Deutschland stark gestiegen – nicht nur für Energie, sondern auch für Lebensmittel. Laut dem Statistischen Bundesamt lag die Inflationsrate für Nahrungsmittel im Juni bei 12,7 Prozent im Vergleich zum Juni 2021 – und damit noch einmal um eineinhalb Prozentpunkte höher als im Mai.
Und es könnte noch schlimmer werden: Nach einer Umfrage des ifo-Instituts plant fast jeder der befragten Genuss- und Lebensmittelhändler weitere Preissteigerungen. Die Inflationsraten dürften deshalb weiterhin hoch bleiben, befürchtet Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Zuletzt stark von den Preiserhöhungen betroffen waren insbesondere Speiseöle und -fette, daneben auch Fleisch, Milchprodukte, Eier und Brot. Aber auch Gemüse und Obst sind teurer geworden, beklagen die Castrop-Rauxelerinnen Melanie und Marion Kaletta. Und Kaffee. „Dafür zahlt man eh schon einen Haufen Geld“, beschwert sich Marion Kaletta.
Castrop-Rauxelerin verrät: Sparen mit Einkaufscoupons
Melanie Kaletta ist besonders von den Ölpreisen schockiert. Ab 4,49 Euro gibt es die 500-Milliliter-Flasche Sonnenblumenöl im Lidl an der Dortmunder Straße in Castrop-Rauxel. „Das ist Wucher“, klagt sie.
Um wenigstens etwas Geld sparen zu können, hat Melanie Kaletta einen Trick: Bei vielen Geschäften hat sie sich die dazugehörige Einkaufs-App heruntergeladen und kann sich so Coupons sichern. Damit könne sie wenigstens ein bisschen Geld sparen. Leicht sei das nicht immer, denn auf die Qualität der Lebensmittel achtet die Castrop-Rauxelerin weiterhin – besonders für ihren zweijährigen Sohn.
Mutter Marion Kaletta achtet ebenfalls häufiger auf Aktionen. „Wenn Zewa-Klopapier im Angebot ist, nehme ich das dann schon mit“, erklärt sie. „Es wird ja alles nicht billiger.“ Wegen der hohen Preise geht sie außerdem nicht mehr täglich, sondern nur noch ein- bis zweimal pro Woche einkaufen, erzählt sie.
Nur noch das kaufen, was man braucht
Auf Aktionen achten und bewusster einkaufen: Das ist die Strategie vieler Castrop-Rauxeler Einkäuferinnen und Einkäufer. „Wir kaufen weniger ein“, erklärt auch ein Mann aus Castrop, der mit seiner Frau und seinem Sohn im Supermarkt ist. „Früher ist man einfach durch die Regale gelaufen“, sagt er. „Heute achtet man mehr darauf, gezielter einzukaufen und nur das zu kaufen, was man braucht.“
Ramona Fleischer aus Frohlinde sieht sich mittlerweile zu Hause Lebensmittelkataloge an, um die Preise zu vergleichen. „Man meidet die teureren Supermärkte“, sagt sie. Weil sie stärker auf die Preise achten muss, sei das Einkaufen stressiger geworden, erzählt sie.
Weil sie aber trotzdem auf die Qualität der Lebensmittel achtet, spart Ramona Fleischer an anderen Stellen, vor allem beim Gas. Damit sie im Winter weniger heizen müssen, kauft sie jetzt schon Holz für ihren Kamin, erzählt sie. Auch Strom will sie sparen. „Es wird alles ausgesteckt, was keine Funktion hat“, sagt sie.

Wolfgang Preuss kommt mit den Preiserhöhungen momentan noch zurecht. © Patricia Böcking
Einkäufer Christian Steilen achtet darauf, mehr Eigenmarken einzukaufen. Viel könne man aber nicht tun, findet er. „Wir können eh nichts daran ändern.“ „Man muss ja damit leben“, sagt auch Wolfgang Preuss (83). Sein Kaufverhalten hat er nicht verändert. „Ich bin alleine, da braucht man nicht allzu viel“, erklärt er. „Ich komme noch über die Runden.“
Jahrgang 2001, gebürtig aus dem Allgäu, mittlerweile nach Dortmund gezogen und fühlt sich im Ruhrgebiet zuhause. Offen für alle Themen, aber schreibt am liebsten über interessante Menschen und besondere Geschichten aus der Region.