
Autofahrer Marcel Salda fühlt sich vom Tankrabatt „verarscht“. © Patricia Böcking
Spritpreise steigen trotz Tankrabatt: Castrop-Rauxeler fühlen sich „verarscht“
Spritpreise
Der Tankrabatt sollte die Spritpreise senken. Kurzzeitig hat er das auch getan – jetzt sind die Preise aber wieder fast so hoch wie davor. Die Castrop-Rauxeler Autofahrer sind verärgert.
Seit dem 1. Juni gilt er nun schon – der Tankrabatt. Für drei Monate hat die Bundesregierung die Energiesteuern gesenkt. Das Ziel: Die zuletzt stark gestiegenen Spritpreise sollen wieder gesenkt und Autofahrerinnen und Autofahrer dadurch entlastet werden.
Aber kommt die Maßnahme überhaupt bei den Autofahrern an? Um rund 35 Cent pro Liter hätte der Tankrabatt den Benzinpreis und um 17 Cent den Dieselpreis senken sollen. Direkt nach der Steuersenkung hat das auch funktioniert: Zwischen 1,86 und 1,89 Euro kostete der Diesel am 1. Juni (12 Uhr) an den Tankstellen in Castrop-Rauxel, Super lag bei 1,86 Euro pro Liter.
Dieselpreise zurück auf dem Niveau vor dem Tankrabatt
Jetzt, gut eine Woche nach der Einführung des Tankrabatts, ist das Ergebnis viel ernüchternder. Zwischen 1,98 und 1,99 Euro kostete ein Liter Diesel am Freitag (10. Juni) um 12 Uhr an den Tankstellen in Castrop-Rauxel. Der Dieselpreis stieg damit fast wieder auf das Niveau vor der Energiesteuersenkung: Am 31. Mai lag der Preis für Diesel zur selben Uhrzeit zwischen 1,99 und 2,00 Euro.
Etwas besser sieht es dagegen beim Benzin aus. Der Preis für Super lag am 31. Mai noch bei 2,16 Euro. Am Mittag des 10. Juni mussten Autofahrer in Castrop-Rauxel etwas weniger bezahlen, nämlich zwischen 1,95 und 2,04 Euro. Aber auch hier ist der Preis im Vergleich zum allerersten Tag des Tankrabatts gestiegen. Am 1. Juni kostete der Liter Super noch 1,86 Euro.
Autofahrer sprechen von „Volksverarschung“
Dass die Spritpreise trotz des Tankrabatts wieder gestiegen sind, spüren die Castrop-Rauxeler Autofahrerinnen und Autofahrer im Geldbeutel. „Es tut schon weh“, sagt Pia Erpenbeck (21) aus Rauxel.
Erpenbeck tankt am Freitag (10. Juni) an der Jet-Tankstelle in der Bahnhofstraße. Der Diesel kostet dort an diesem Nachmittag 1,98 Euro pro Liter, Super gibt es für 1,95 Euro. „Der Tankrabatt hat nicht wirklich was gebracht“, beklagt Erpenbeck. „Beim Bürger kommt nichts an“, beschwert sich auch Autofahrer Waldemar Schlegel (63).

An der JET-Tankstelle in der Bahnhofstraße, Castrop-Rauxel, kostet Diesel am Freitagnachmittag (10. Juni) 1,98 Euro pro Liter. © Patricia Böcking
Sabrina Vahnstiege (41) aus Merklinde fühlt sich vom Tankrabatt veräppelt. „Das ist Volksverarschung“, beschwert sie sich. „Es macht gar keinen Sinn. Wir sind genau da, wo wir vorher auch waren.“
Auf das Auto verzichten kann die Castrop-Rauxelerin nicht. Sie muss jeden Tag die Kinder von der Schule abholen. Das gehe nicht anders, denn „Kindergarten und Schule sind in Merklinde ja nicht um die Ecke“.
Autofahrer tanken „in Raten“ - fürs Gefühl
„Es ist eine Verarscherei“, schimpft auch Marcel Salda (45), der in Castrop-Rauxel arbeitet. Seitdem die Preise so stark gestiegen sind, tankt er sein Auto nicht mehr voll. Bei 20 Euro macht er meistens Schluss - in der Hoffnung, dass er den Sprit doch noch irgendwo billiger bekommt.
Bevor Salda tankt, vergleicht er deshalb immer die Benzinpreise in seiner App. An diesem Freitag ist er mit 1,95 Euro für den Liter Super vergleichsweise zufrieden. „Der Preis ist super heute“, sagt er. Ausnahmsweise tankt er deshalb mal für 50 Euro.

Dustin Chlebek tankt nur noch in Raten. © Patricia Böcking
Nicht mehr voll tanken, das macht auch Dustin Chlebek (18). Er tankt nur noch „in Raten“, wie er sagt. So müsse er nie mehr als 20 Euro zahlen. Dieses Mal tankt er sogar nur für 15 Euro, bekommt dafür aber auch nur rund siebeneinhalb Liter. Warum er immer nur in kleinen Portionen tankt? Nur fürs Gefühl, erklärt er.
Jahrgang 2001, gebürtig aus dem Allgäu, mittlerweile nach Dortmund gezogen und fühlt sich im Ruhrgebiet zuhause. Offen für alle Themen, aber schreibt am liebsten über interessante Menschen und besondere Geschichten aus der Region.