Auch Mario Hurmuz vom Ristorante Il Gambero due wird den Mindestlohn ab Oktober auf 12 Euro erhöhen. Schon jetzt kämpft der Gastronom aber mit anderen Problemen — und ist damit in Castrop-Rauxel nicht allein.

Auch Mario Hurmuz vom Ristorante Il Gambero due wird den Mindestlohn ab Oktober auf 12 Euro erhöhen. Schon jetzt kämpft der Gastronom aber mit anderen Problemen — und ist damit in Castrop-Rauxel nicht allein. © Uwe von Schirp

Mindestlohn: Castrop-Rauxeler Gastronomen befürchten höhere Preise

rnHöherer Mindestlohn

Ab Oktober steigt der Mindestlohn auf zwölf Euro — auch für Mitarbeiter der Gastronomie in Castrop-Rauxel. Einige befürchten daher, dass sie schon bald ihre Preise anpassen müssen.

Castrop-Rauxel

, 10.06.2022, 12:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist beschlossen: Ab dem 1. Oktober 2022 steigt der gesetzliche Mindestlohn auf zwölf Euro. So hat es der Bundestag entschieden. Auch Beschäftigte in Bars und Restaurants profitieren davon. Doch einigen Castrop-Rauxeler Gastronomen bereitet das schon jetzt große Sorgen.

„Es ist ein Teufelskreis”, sagt Mario Hurmuz vom Ristorante Il Gambero Due. Was er damit meint: In Zukunft würden sich die Gehälter seiner Beschäftigten wohl nicht mehr groß unterscheiden — unabhängig von ihrer Qualifikation.

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„Natürlich finden die erfahrenen Mitarbeiter das dann unfair und möchten mehr verdienen als Berufseinsteiger“, so Hurmuz. Aktuell sei es für den Gastronom aber kaum möglich, diese Löhne dann auch noch zu erhöhen.

Anreize gehen verloren

Dabei habe er gutes Personal auch immer gut bezahlt. Für Einsteiger müsse es aber auch Anreize geben: „Wenn ich mal mehr verdienen kann, gebe ich auch mehr Gas”, sagt Hurmuz. Die Folge: In der nächsten Zeit möchte er keine neuen Mitarbeiter einstellen.

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Eines wolle der Gastronom aber vermeiden: zeitnah die Preise erneut zu erhöhen. Das nämlich hat er erst vor kurzem wegen der gestiegenen Kosten für Lebensmittel getan.

Gastronomen kämpfen mit hohen Lebensmittelkosten

Auch die Preise in der Trattoria Puglia von Nunzio Marcuccio haben schon angezogen. Er betont: „Das können wir jetzt nicht schon wieder machen, wir müssen auch auf die Kunden schauen.” Dabei befürworte er es grundsätzlich, wenn die Beschäftigten mehr verdienen.

Auch Nunzio Marcuccio von der Trattoria Puglia machen die hohen Lebensmittelkosten aktuell zu schaffen.

Auch Nunzio Marcuccio von der Trattoria Puglia machen die hohen Lebensmittelkosten aktuell zu schaffen. © Jonas Hildebrandt

Wie teuer es derzeit für Gastronomen im Einkauf wird, verdeutlicht Ilir Dracini von der Trattoria Prima Fila: „Für ein Kilo Filet zahle ich mittlerweile um die 50 Euro, vorher waren es vielleicht 25 bis 30 Euro.” Seit Beginn des Ukraine-Kriegs seien die Preise im Einkauf nahezu „explodiert.”

Mit den zusätzlichen Kosten des höheren Mindestlohns müsse sich Dracini noch näher befassen. Doch klar ist für ihn: „Wir müssen jetzt alles neu durchrechnen und anpassen.” Dabei schaue der Gastronom natürlich auch, ob er seine Preise ab Oktober erhöhen muss.

Im Panorama Café am Stadtgarten rechnet man derweil schon fest damit: „Diese Kosten machen sich bemerkbar und müssen über die Preise wieder aufgefangen werden”, sagt Inhaberin Ajsha Kleis. Doch sie führt fort: „Das muss alles im Rahmen bleiben, um die Gäste nicht außer Acht zu lassen.”

Preise müssen erhöht werden

Den höheren Mindestlohn sehe Kleis aber auch als Chance: „Wir kämpfen mit Personalnot und hoffen sehr, dass die bessere Bezahlung den Job attraktiver macht.” Ohnehin würden Festangestellte bei ihr schon mehr als 12 Euro verdienen. Bei den Aushilfen sehe es derzeit noch anders aus.

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Auch im Brauhaus Rütershoff verdienen fast alle Beschäftigten schon mehr als 12 Euro: „Wir haben den Lohn schon vor längerer Zeit angepasst, um gute Mitarbeiter zu finden”, sagt Geschäftsführer Erich Brennecke.

Weniger Aushilfen und mehr Festangestellte

Auf die kommende Erhöhung des Mindestlohns blicke er daher gelassen: „Wir haben keine Angst davor und werden es erst mal auf uns zukommen lassen”, so Brennecke. Doch aus seiner Sicht werde es sich immer weniger lohnen, ungelerntes Personal zu beschäftigen.

Der Grund: Auf das Einkommen aus Minijobs müssen Beschäftigte keine Steuer- oder Sozialabgaben zahlen — Gastronomen entrichten dafür einen pauschalen Satz. Brennecke vermutet, dass dies für viele bald „schlichtweg unwirtschaftlich” werde. Die Lösung könne dann nur sein, zukünftig mehr Leute fest anzustellen.

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