
Marcus Hoffmann ist mit seinem Tourbus in ganz Deutschland unterwegs. Dann bremsten ihn Corona, ein Unwetter und eine Not-OP aus. © privat
Veganes aus dem Anhänger: Nach Not-OP startet Castrop-Rauxeler Aktion
Mobile Gastronomie
Mit seinem Tourbus ist Marcus Hoffmann in Sachen vegane Gastronomie in ganz Deutschland unterwegs. Dann bremsten den Castrop-Rauxeler Corona, Unwetter und eine Not-OP aus. Eine Aktion soll helfen.
Marcus Hoffmann (44) ist im Stress. Eine große Hochzeit, ein Fest in einem Tierheim und eine weitere Veranstaltung stehen auf dem Terminplan. Überall bietet der Castrop-Rauxeler sein veganes Streetfood an. Es könnte so schön sein. Endlich geht es wieder los nach der langen Corona-Pause. Doch Marcus Hoffmann fehlt das Wichtigste.
Normalerweise wäre er mit seinem Tourbus unterwegs. Doch den gibt es nicht mehr. „Bei einer Fahrt zu einer Veranstaltung in Leipzig 2019 wurde das Fahrzeug von einem Orkan erfasst, es gab Totalschaden“, erzählt er. Mit einem Eventzelt und entsprechendem Equipment machte er weiter. Doch dann folgte ein Rückschlag.
„Bei einem Leistenbruch wurde Gewebe und Darm eingeklemmt, deshalb wurde eine Not-OP eingeleitet“, erzählt der Castrop-Rauxeler. Mindestens sechs Wochen soll er sich schonen, vier sind gerade vorbei. Und schwer heben soll er auch nicht. Auch nicht nach den sechs Wochen. Das ist das Problem. Das Equipment ist schwer. Die Softeis-Maschine wiegt allein 170 Kilo, so erzählt er. Alles zusammen werden es rund 400 Kilogramm.
Veranstaltungen mit einem Zelt sind nicht mehr möglich
Der Auf- und Abbau des Zeltes, das gehe jetzt nicht mehr. Ersatzweise hat er sich für die Veranstaltungen einen Anhänger mit Doppelachse und Laderampe geliehen, sich Hilfe fürs Schleppen gesucht. Denn das Geschäft muss weitergehen. Auch weil in der Corona-Pandemie und jetzt krankheitsbedingt die Rücklagen verbraucht wurden.
Den Anhänger zu leihen kostet Geld und Zeit, weil wie auch bei der Zeltvariante alles immer wieder ausgeladen und beim nächsten Mal wieder eingeladen werden muss. Und dann müssen die Speisen ja auch noch zubereitet werden. Da werden lange Arbeitstage noch länger. In den Sommermonaten will Hoffmann zu Veranstaltungen nach Dresden, Hamburg und ins belgische Gent fahren. Er weiß nicht, ob er das stemmen kann.

Sieht aus wie Fleisch, ist es aber nicht. Mit veganen Köstlichkeiten ist Marcus Hoffmann bei Festivals, Hochzeiten und anderen Veranstaltungen unterwegs. © Hoffmann
Der Plan ist, einen Anhänger zu kaufen. Rund 10.000 Euro brauche es, so Hoffmann, der dann selbst für den Ausbau sorgen will. Mit zwei Meisterbriefen als Kfz-Elektriker und -Mechaniker kann er vieles selbst machen.
Es sind übrigens nicht seine einzigen Berufe. Betriebswirt und IT-Kaufmann führt er auf. Zuletzt habe er sich beim TÜV Rheinland als Projektmanager um Qualitätsmanagement gekümmert. Doch dann wollte Hoffmann, der sich selbst als risikofreudig bezeichnet, noch mal etwas Neues machen.
Marla und Mathilda stehen Pate für das vegane Unternehmen
Seit 2017 war der 44-Jährige mit seinem Marla & Mathilda‘s Tourbus unterwegs. Marla und Mathilda sind zwei Hängebauchschweine, die auch das Logo des Tourbusses zierten. „Sie sind der Grund, dass ich mich vegan ernähre“, erzählt Marcus Hoffmann.
Der mobile Gastronom hat inzwischen 80 Eigenentwicklungen im Programm. Döner, Gyros, Schnitzel, Bratwurst stehen auf dem Speiseplan – alle aber völlig ohne Fleisch. Dazu Eis und Kuchen. Vegan alles. „Ich verbrauche 200 Kilo Gewürze im Jahr“, erzählt er, „wir wollen den Geschmack, aber ohne Tierleid zu verursachen.“ Zu den Kunden zählen Vegetarier und Veganer, aber auch die immer größer werdende Zahl der Flexitarier, die nur wenig und gezielt Fleisch essen.
Crowdfunding soll helfen, einen Anhänger zu finanzieren
Auch in Castrop-Rauxel ist Marcus Hoffmann präsent. Nicht nur, dass er manchmal sein Zelt vor seinem Haus in der Ilandstraße aufbaut. Auch beim Europastadt-Fest am 13. August will er seine veganen Spezialitäten präsentieren.
Über die Crowdfundingplattform GoFundMe hat er deshalb eine eigene Spendenaktion ins Leben gerufen. Er hofft, dass 10.000 Euro zusammenkommen. Fast die Hälfte hat er schon. In Kommentaren der Spender heißt es etwa „lecker Essen, tolle Menschen“ oder auch: „Ich möchte gerne mithelfen, dass das erhalten bleibt und möglichst noch ausgebaut werden kann.“