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Spritpreise in Castrop-Rauxel: „Mein Sohn besucht mich nicht mehr“
Tankstellen
Die Sprit-Preise sind explodiert. Für unter 2 Euro lässt sich an deutschen Tankstellen aktuell nichts mehr bekommen. Autofahrer in Castrop-Rauxel meckern über die finanzielle Belastung.
Für 2,202 Euro ging der Liter Super E10 laut clever-tanken am Dienstag (15.3.) an deutschen Tankstellen im Durchschnitt weg. Die Tendenz aktuell: stetig steigend. Hintergrund ist vor allem der Krieg Russlands in der Ukraine.
Das sorgt bundesweit für viel Ärger und für Diskussionen über eine Senkung der Steuern auf Kraftstoffe. Immerhin machen sie laut ADAC bei Benzin rund 48 Prozent des Gesamtpreises aus. An Zapfsäulen in Castrop-Rauxel lösen derartig hohe Preise jetzt Wut und Verärgerung aus.
„Ich kann mir gerade nur tanken für 10 Euro leisten“
Gülcan Yildirim kann auf ihr Auto für den Weg zur Arbeit nicht verzichten. Das Tanken sei für sie momentan eine finanzielle Belastung, sagt die Autofahrerin. Gerade tanke sie nur für 10 Euro, mehr könne sie sich nicht leisten, erklärt die Anfang-Vierzigjährige. Insgesamt sei das „viel zu teuer“.
Über eine Steuererleichterung würde sie sich freuen: „Wenn das hilft, mein Budget zu erleichtern, dann gerne.“ Ihr Sohn besuche sie aufgrund der Benzinpreise aktuell sogar schon nicht mehr.
Gülcan Yildirim ist beim Blick auf die Zukunft wenig optimistisch: „So lange der Krieg dauert, haben wir schlechte Karten.“

Dieter Wagner wünscht sich, dass von staatlichen Hilfen eher die profitieren, die es dringend brauchen. © Julian Welz
Dieter Wagner versucht, Sprit zu sparen
Dieter Wagner, Geschäftsführer des gleichnamigen Container-Services, ist von den gestiegenen Preisen gleich doppelt betroffen: Er muss auch bei den Firmenfahrzeugen auf den Preis achten. Das tut schon weh, erklärt er.
Für dienstliche Fahrten versuche er derzeit schon, eher die kleineren Fahrzeuge loszuschicken. Dennoch: Im Durchschnitt seien die Fahrzeuge täglich rund 300 Kilometer unterwegs. Es werde also viel gefahren, so Wagner.
Von generellen Steuersenkungen bei Kraftstoffen hält er nichts. Das Geld solle nicht pauschal „mit der Gießkanne“ verteilt werden, sondern diejenigen unterstützen, die es wirklich brauchen: „Wenn ich hier mit dem teuren Wohnmobil stehe und eine Preissenkung fordere, dann ist das eine Farce.“
Privat versucht Dieter Wagner wenn möglich, auf das Auto zu verzichten. „Ich bin froh, dass ich ein E-Bike angeschafft habe“, sagt er und geht davon aus, dass sich die Preise irgendwann wieder normalisieren, man sich aber vorerst daran gewöhnen müsse.
Magdalena Jakubiec tankt nun lieber etwas mehr
Magdalena Jakubiec ist mit Blick auf die aktuelle Preisentwicklung wenig zuversichtlich: „Ich hoffe, dass es irgendwann runtergehen wird, aber ich glaube es nicht.“ Finanziell mache sich das Tanken in jedem Fall bemerkbar, erklärt sie.
Ihr Pessimismus spiegelt sich auch in ihrem Tankverhalten wieder: „Beim letzten Mal habe ich nur für 30 Euro getankt, aber jetzt auch nicht mehr, denn es wird ja jedes mal teurer.“ Auf günstigere Preise zu hoffen lohne sich also momentan nicht mehr.
Auf ihr Auto verzichten kann Jakubiec wie auch viele andere nicht. Sie brauche es, um zur Arbeit zu fahren, bemerkt sie.
Rasante Preisentwicklung in den letzten Wochen
Der durchschnittliche Preis für den Liter Super E10 im Januar 2021 betrug laut ADAC 1,351 Euro. Ende Februar 2022 lag dieser bei 1,811 Euro. Seitdem sind die Kraftstoffpreise rasant nach oben geklettert mit einem Anstieg von aktuell rund 40 Cent seit Ende Februar. Laut ADAC sei dies der „größte Preissprung aller Zeiten“.
Dieser Preissprung hat eine hitzige Debatte über eine politische Lösung ausgelöst. Finanzminister Christian Lindner hat dabei einen Tankrabatt ins Spiel gebracht, mit dem sich Tankstellen den gegebenen Rabatt vom Staat zurückholen könnten. Die Idee stößt jedoch auf Kritik. Auch eine Steuersenkung steht zur Debatte.
Ein Ergebnis der Diskussionen ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen.