Stellten den Bericht der Verbraucherberatung vor: v.l. Elisabeth Wigger-Düsing, Rose Sommer und Petra Kerstan.

Stellten den Bericht der Verbraucherberatung vor: v.l. Elisabeth Wigger-Düsing, Rose Sommer und Petra Kerstan. © Ronny von Wangenheim

Abzocke: Mann aus Castrop-Rauxel sollte Kosten für 16.000 SMS übernehmen

rnVerbraucherberatung

Explodierende Energiepreise bescheren der Verbraucherberatung in Castrop-Rauxel einen wahren Ansturm. Für viele Menschen ist sie der letzte Rettungsanker. Auch SMS- und Paket-Abzocke sind Thema.

Castrop-Rauxel

, 20.06.2022, 08:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Fälle sind zahlreich: Der Mann, der 1800 Euro netto nach Hause bringt und jetzt plötzlich allein für Gas und Strom monatlich einen Abschlag von 850 Euro zahlen soll, ist nur einer von ihnen. Die explodierenden Energiepreise sind eines der Hauptthemen, mit denen sich die Verbraucherberatung seit dem vergangenen Jahr beschäftigt.

Es gibt noch mehr Probleme, mit denen Menschen in Castrop-Rauxel Hilfe suchen: Abzocke mit Dating-Apps oder mit Paketdienst-SMS und Fake-Shops.

Jedes sechste Anliegen, mit dem sich die Verbraucherberatung 2021 beschäftigt hat, betreffen Fragen zu Energiekosten: „Das ist in die Höhe geschnellt“, sagte Rose Sommer, Leiterin der Verbraucherzentrale Castrop-Rauxel, bei der Vorstellung des Jahresberichts in den eigenen Räumen in der Altstadt. Inzwischen hat sie auch in verschiedenen Ausschüssen den Kommunalpolitikern berichtet.

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Zum Thema Energie gibt es viele Probleme. Einige Strom- und Gasversorger hatten 2021 die Lieferung eingestellt. Einen neuen Anbieter zu finden sei schwierig, sagt Rose Sommer. Einige Stromgrundversorger hätten Neukundentarife eingeführt, die das Doppelte für die Kilowattstunde verglichen mit bestehenden Verträgen fordern.

Abschlagsforderung war 450 Prozent zu hoch

Auch hier habe die Verbraucherberatung viele Tipps parat, sagte Rose Sommer. Sie wies darauf hin, genau zu schauen. So sei es vorgekommen, dass in der Bestätigung für einen abgeschlossenen Vertrag plötzlich viel höhere Summen aufgeführt seien.

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Im Fall des Mannes, der plötzlich 850 Euro als Abschlag zahlen sollte, war die Vertragsvereinbarung auch eine andere, so berichtete sie. „Die Abschlagsforderung war um 450 Prozent zu hoch.“ Auch hier konnte die Verbraucherberatung helfen.

„Das Thema ist noch nicht vorbei“, sagt Rose Sommer. Natürlich würden viele erst ein böses Erwachen haben, wenn die Jahresrechnungen eintreffen. Und auch ein neues Beratungsfeld deutet sich an: Schimmel in Wohngebäuden. „Die Leute werden weniger heizen. Das ist ein Thema der Zukunft.“

Fake-Shops und China-Handel: Vorsicht ist geboten

Eine Folge der Corona-Pandemie ist der steigende Online-Handel. Das nutzen Betrüger mit Fake-Shops. „Man bestellt und bezahlt, erhält aber die Ware nicht“, sagt Rose Sommer. Oder aber man erhalte Ware aus China, die minderwertig sei.

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Nicht immer sei zudem ersichtlich, dass die Ware, bestellt bei einem Shop aus China kommt, der dem ersten Anschein nach in Deutschland sitzt. Dorthin müsse sie dann aber zurückgeschickt werden, so die Expertin. Und das sei entweder teuer oder sogar nicht erfolgreich. „Dann bekommt man eine Nachricht vom Zoll, dass man das Paket dort abholen soll.“

„Du musst unterschreiben, das ist Gesetz“

Eine Novelle des Telekommunikationsgesetzes, die kürzere Laufzeiten und Kündigungsfristen bei Handy-Verträgen beinhaltet, nutzten findige Vertriebsmitarbeiter, die zum Jahresende vor den Wohnungstüren standen. Sie übten teilweise sogar unlauteren Druck aus, damit meist ältere Menschen neue, deutlich teurere Verträge unterschrieben. „Du musst unterschreiben, das ist Gesetz“, diesen Satz hörte Rose Sommer von einem Verbraucher.

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Und noch ein Klassiker: die Paket-SMS. Vermeintlich wird ein Paket angekündigt, man klickt einen Link an und mit der holt man sich eine Schad-Software auf sein Handy, das SMS verschickt. 16.599 sollen es bei einem Mann aus Castrop-Rauxel gewesen sein, 3153 Euro betrug seine Handyrechnung.

Ein Fall für Rose Sommer und ihr Team. „Einige Anbieter bleiben hartnäckig und verweisen auf die Schuld des Kunden“, sagt sie. Auch im genannten Fall habe der Anwalt mehrfach schreiben müssen, am Ende konnte man sich einigen. Die Forderung wurde auf 318 Euro gesenkt.

Verbraucherberatung Statistik 2021

  • 5870 Verbraucheranliegen wurden an die Beratungsstelle gerichtet.
  • 1257 Rechtsberatungen und Vertretungen wurden übernommen, 29 Prozent davon waren sozialorientiert.
  • Am landesweiten Servicetelefon landeten nachweislich 1158 Anrufe aus Castrop-Rauxel.
  • Trotz der Corona-Beschränkungen gab es 30 Veranstaltungen mit 586 Kontakten.