Ob eine Wärmepumpe die richtige Anschaffung für den Neubau oder die Sanierung im Altbau ist, muss man genau überlegen.

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Wärmepumpen sind im Trend, aber auch das Richtige für mein Haus?

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Wärmepumpen sind in privaten Neubauten der neue Heizungsstandard. Aber nicht für jede Einsatzart ideal. Das sollten Eigentümer vor ihrer Wahl alles über diese Heiztechnologie wissen.

von Thomas Schroeter, Katja Fischer/dpa

Aus der Region

, 19.05.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wärmepumpe gelten gerade in diesen Energie-Krisenzeiten als die umweltfreundliche Alternative zur Gasheizung oder Ölheizung. 2021 wurden über 40 Prozent der Neubauten damit ausgestattet.

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Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) fördert den Einbau umweltfreundlicher und effizienter Wärmepumpen denn auch mit gutem Geld. Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung auf Basis von 65 Prozent Erneuerbarer Energien betrieben werden. Experten sind optimistisch, dass das bei Wärmepumpenheizungen gelingt - vorausgesetzt, sie sind richtig dimensioniert und korrekt installiert.

Welche Fragen gilt es nun zu bedenken, wenn man als Verbraucher vor der Frage steht, ob eine Wärmepumpe für den geplanten Neubau oder die Renovierung eines Altbaus sinnvoll ist?

? Was ist eine Wärmepumpe?
In Wohnhäusern werden drei Arten von Wärmepumpen genutzt: die Luft-Wasser-, die Wasser-Wasser- und die Sole-Wasser-Wärmepumpen. Letztere entziehen dem Erdreich Wärme, die Luft-Wasser-Variante nutzt die Wärme der Umgebungsluft und die Wasser-Wasser-Wärmepumpe die des Grundwassers.
Diese Energiegewinnung geht nicht nur in der Wärmepumpe selbst vonstatten, sie ist eingebunden in eine Heizungsanlage aus drei Teilen: Die Wärmequellenanlage entzieht zunächst der Umgebung (Erdreich, Luft oder Grundwasser) Energie. Die Wärmepumpe wandelt in Schritt 2 die gewonnene Wärme um. Sie trifft auf ein Kältemittel, das bei niedriger Temperatur verdampft. In einem Kompressor wird der Dampf verdichtet und dadurch sehr warm.
Somit funktioniert eine Wärmepumpe nach dem umgekehrten Prinzip eines Kühlschranks, der die Wärme von innen nach außen lenkt. Diese Wärme wird im dritten Schritt an den Heizkreis abgegeben. Ein Wärmeverteil- und -speichersystem lagert die Energie zwischen oder verteilt sie direkt im Haus. Einen Großteil ihrer Energie gewinnt die Heizungsanlage mit Wärmepumpe also aus der Umwelt.

? Ist eine Wärmepumpe also klimafreundlich?
Für ihre Arbeit braucht eine elektrische Wärmepumpe Strom. Viel Strom. Die Nutzung erneuerbarer Energien allein macht das System also noch nicht klimafreundlich. Denn der Strom kommt immer noch zum großen Teil aus klimaschädlichen Kohlekraftwerken.
Um klimafreundlich zu sein, muss man also zum Betrieb klimafreundlichen Strom verwenden und die Wärmepumpe muss effizient laufen – also mit möglichst wenig Strom möglichst viel Wärme gewinnen. „Wärmepumpen sind ohne Frage zukunftsfähig und sollen eine tragende Rolle bei der Energiewende spielen“, sagt Stefan Materne vom Team Energieberatung der Verbraucherzentrale.

Wärmepumpen sind in privaten Neubauten der neue Heizungsstandard. Für Altbauten sind sie aber noch nicht immer das Richtige.

Wärmepumpen sind in privaten Neubauten der neue Heizungsstandard. Für Altbauten sind sie aber noch nicht immer das Richtige. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

? Ist eine Wärmepumpe wirtschaftlich?
Eine wichtige Kennzahl ist eine möglichst hohe Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe. Sie gibt Auskunft über die Effizienz des Heizsystems. Eine Jahresarbeitszahl von 4 bedeutet beispielsweise, dass aus 25 Prozent Strom 75 Prozent Umweltwärme gewonnen wird. „Eine optimal laufende Wärmepumpe erreicht Jahresarbeitszahlen von 3 bis 5“, sagt Stefan Materne.

Entscheidend ist die Vorlauftemperatur der Heizung. „Je geringer sie ist, desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe und umso weniger Strom wird verbraucht“, so Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe. Die Vorlauftemperatur liegt am besten unter 50 Grad Celsius.

? Ist mein Haus für eine Wärmepumpe geeignet?
Die geringe Vorlauftemperatur lässt sich in energieeffizienten Gebäuden erreichen, die Flächenheizkörper oder ausreichend dimensionierte andere Heizkörper haben und eventuell mit Solarthermie unterstützt werden. Im Neubau ist das kein Problem; wenn man einen Altbau renoviert, kann das aber schwierig werden. Denn das Haus muss möglichst gut gedämmt sein und möglichst eine Fußbodenheizung haben.

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? Sind Wärmepumpen nicht sehr laut?
Manche Wärmepumpen erzeugen Geräusche, die Nachbarn stören können. Wie kann man das verhindern? „Schall ist durchaus ein Thema, an das Hauseigentümer schon bei der Planung denken sollten“, rät Martin Sabel. „Luft-Wasser-Wärmepumpen, die ihre Energie aus der Luft ziehen, erzeugen beispielsweise große Volumenströme, die Geräusche im Ventilator verursachen.“ Ein Online-Schallrechner des Bundesverbands Wärmepumpe hilft bei der Einschätzung von Modellen und geeigneten Standorten.

? Braucht man einen Pufferspeicher?
Ein Pufferspeicher kann erzeugte Wärme zwischenspeichern. Das empfiehlt sich in der Regel, denn der Netzbetreiber kann die Wärmepumpe stundenweise vom Netz nehmen. Die Zwischenspeicherung überbrückt diese Zeit. Außerdem schonen die Pausenzeiten die Anlage. Bei Hybridheizungen ist ein Pufferspeicher unverzichtbar. Bei Wärmepumpen mit sogenannter Invertertechnik kann auch das Leitungssystem der Wand- oder Fußbodenheizungen für die Zwischenspeicherung reichen. Dann entstehen keine Verluste. Darüber hinaus verlängert die Technik die Lebensdauer der Heizung.

? Wie werden Wärmepumpen gefördert?

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) vergibt einen Zuschuss von 35 Prozent der förderfähigen Kosten einer Wärmepumpe. Tauscht man im Bestand eine Ölheizung gegen eine Wärmepumpe aus, sind es sogar 45 Prozent der förderfähigen Kosten. Außerdem gibt es verschiedene regionale Töpfe. Der Bundesverband Wärmepumpe bietet dazu einen Förderrechner online an.

Eine Video-Serie mit Familien beim Hausbau sowie Service rund um Immobilien und Eigenheim finden Sie auf der Übersichtsseite „Unser Traum vom Eigenheim“ von Ruhr Nachrichten | Hellweger Anzeiger | Dorstener Zeitung | Halterner Zeitung.