Polizei erfasst sieben Unfälle pro Tag in Castrop-Rauxel Mehr Unfälle, Verletzte und Drogen

Jahresstatistik: Polizei erfasst sieben Unfälle pro Tag in Castrop-Rauxel
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Am 29. Juni 2024 gab es in Castrop-Rauxel den verhängnisvollsten Verkehrsunfall des vergangenen Jahres: Ein Motorradfahrer (39) kam an jenem sommerlichen Samstag auf der Victorstraße ums Leben. Er kollidierte mit dem Auto eines Fahrers (25), der nach links in die Vördestraße abbiegen wollte. Noch vor Ort starb der 39-jährige Mann aus Bottrop. Rettungskräfte konnten nichts mehr für ihn tun. Die Stadt veränderte die Verkehrsführung daraufhin.

Es ist einer von zwölf Verkehrstoten im zurückliegenden Jahr 2024 im ganzen Kreisgebiet und Bottrop. Das ist das Zuständigkeitsgebiet des Polizeipräsidiums Recklinghausen, das am Montag (17.3.2024) zeitgleich mit allen Polizeien in NRW den jährlichen Verkehrsunfallbericht vorgelegt hat. Darin sind umfangreiche Statistiken enthalten. Unter anderem geht daraus hervor, dass dies der höchste Wert ist, den die Polizei in den vergangenen fünf Jahren auswies. Allerdings war es der einzige Unfall mit Todesfolge in Castrop-Rauxel. Im Vorjahr waren es zwei, in fünf Jahren, also seit 2020, in Summe fünf.

In Castrop-Rauxel ist die Zahl der Verkehrsunfälle auch insgesamt auf einem Höchststand in Bezug auf die zurückliegenden fünf Jahre. Über 2500 verbuchte die Polizei im Stadtgebiet, also rechnerisch sieben am Tag. Dazu zählen aber leichte Parkplatzrempler ebenso wie Unfälle mit mehreren Verletzten. Die meisten gehen dabei glimpflich zu Ende: Nur leichte Sachschäden bestanden in 2246 Fällen, also 88 Prozent aller Unfälle. Davon spricht die Polizei, wenn die beteiligten Fahrzeuge noch fahrbereit sind und keine Alkoholeinwirkung nachgewiesen wurde. 235 Personenschäden (Vorjahr: 222) lagen vor und 44 schwere Sachschäden (Vorjahr: 50).

Dabei verunglückten insgesamt 308 Personen (Vorjahr: 274), was ebenfalls ein Höchstwert ist. Schwer verletzt wurden 37 Personen, leicht verletzt 270. Diese Fallzahlen stiegen also jeweils um etwa 12 Prozent. Vor allem Radfahrer waren unter den Geschädigten: 52 (nach 42 im Vorjahr) vermerkt der Unfallbericht, mehr als die Hälfte waren auf einem Pedelec unterwegs. Die Zahl der E-Bike-Unfälle stieg vergleichsweise deutlich: Waren 2020 noch acht Pedelecfahrer in Unfälle involviert, sind es inzwischen 28, jedes Jahr wurden es mehr. Und sechs Personen verunglückten auf E-Scootern. Die Zahl der Verletzten und Getöteten je 100.000 Einwohner, im Fachjargon Verunglückten-Häufigkeitszahl genannt, stieg um 11,5 Prozent.

Gerade die Unfallursache Alkohol/Drogen bei schwereren Unfällen ist problematisch. Auch NRW-weit registrierte das Innenministerium hier einen Anstieg der Unfälle. Minister Herbert Reil bezog das auch auf die Legalisierung von Cannabis. In 412 von 968 Fällen landesweit, in denen Rauschmittel nachgewiesen werden konnten, war Cannabis beteiligt. In Castrop-Rauxel wurde fünfmal Drogenkonsum nachgewiesen. In den vorangegangenen vier Jahren war das in Summe zweimal der Fall.

Innenminister Herbert Reul sagte am Montag: „Die Straße ist kein Ort, an dem man seinen Rausch auslebt. Unter Drogen gehört niemand in den Straßenverkehr und schon gar nicht hinters Steuer. Kein Rausch kann es wert sein, das eigene Leben und das von anderen zu gefährden.“

In 33 Fällen waren Kinder verwickelt (Vorjahr: 35), in 21 Fällen Jugendliche (Vorjahr: 12) und in 43 Fällen Personen über 65 Jahren (Vorjahr: 34).

Auf die Gesamtzahl der Unfälle betrachtet verzeichnete die Polizei 642-Mal Verkehrsunfallfluchten. Auch wenn es sich dabei in der Hauptzahl um kleinere Unfälle wie Parkplatzrempler handelt: Es gehe dabei immer um eine Straftat, die immerhin in 40,7 Prozent der Fälle aufgeklärt werden konnte. Oft gibt es Zeugen, die einen Rempler beobachtet haben. Schon eine Fahrerflucht bei Sachschaden ist für den Geschädigten wegen der Kosten und des Aufwandes mehr als ärgerlich, Bei Personenschaden werden sogar Grundrechte verletzt. Schadensersatz und Schmerzensgeld werden fällig.

Für Castrop-Rauxel sind im aktuellen Bericht zwei Häufungsstellen vermerkt: Einmal ist es die Hebewerkstraße (B235) / Ecke Kainhorststraße in Henrichenburg, einmal der Altstadtring / Ecke Erinstraße/Widumer Straße, also kurioserweise direkt an der Polizeiwache. An dieser Stelle könnte der Umbau des Altstadtrings mit neuen Abbiegespuren u.a. für Radfahrer und die künftige Verringerung von vier auf zwei Hauptfahrbahnen möglicherweise die Lage beruhigen.

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