Ausverkauft: So sieht das Regal für Speiseöl momentan in vielen Supermärkten aus. Auch Mehl und Toilettenpapier sind stark betroffen.

© Julian Welz

Hamsterkäufe und Krieg: In Supermärkten stehen Kunden vor leeren Regalreihen

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Durch den Ukraine-Krieg werden einige Produkte in Castrop-Rauxels Supermärkten rar. Hinzu kommen Hamsterkäufe. Das finden viele egoistisch. Andere Kunden äußern Verständnis.

Castrop-Rauxel

, 16.03.2022, 08:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

In vielen Castroper-Rauxeler Supermärkten zeigt sich aktuell ein ähnliches Bild. Regalreihen, in denen normalerweise Mehl und Sonnenblumen-Öl verkauft wird, sind komplett leergeräumt.

Der Grund dafür ist der Ukraine-Krieg. Das osteuropäische Land gilt als die Kornkammer Europas, exportiert massenhaft Getreide. Durch den Krieg ist das ins Stocken geraten.

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Doch der Produktmangel in Castrop-Rauxels Supermärkten hat eine weitere Dimension: Die Hamsterkäufe sind zurück. Aus Angst, dass der Krieg nach Deutschland kommt, wollen offenbar viele Castrop-Rauxelerinnen und Castrop-Rauxeler für alle Fälle gerüstet sein.

Wie schon zu Beginn der Corona-Krise ist das Toilettenpapier wieder Verkaufsschlager. Auch die sowieso schon knappen Produkte werden gerne auf Vorrat gekauft. In einem Supermarkt darf man nur noch maximal zwei Flaschen Sonnenblumenöl kaufen - wenn denn so viel überhaupt da ist.

„Ich finde das egoistisch"

Das Problem der Hamsterkäufe ist und bleibt: Für andere bleibt oft nichts mehr übrig. „Ich brauche 1 Liter Öl", berichtet eine Kundin nach ihrem Einkauf. Fündig geworden ist sie nicht. Vom Hamstern hält sie nicht viel. „Ich finde das egoistisch", sagt sie.

Zudem bringe das im Ernstfall sowieso nichts. Sie selbst habe 6 Monate im Krieg gelebt, sei mit 17 Jahren vor dem Jugoslawien-Krieg nach Deutschland geflohen. „Es ist nicht schön, ich hasse Kriege. Ich weiß, was das bedeutet", erzählt sie. Das sei allerdings kein Grund für Hamsterkäufe.

Leere Regale sind „Luxusprobleme"

Ähnlich sieht es Elena Cravciuc-Traut. Auch sie hält Hamsterkäufe für egoistisch. Bereits den dritten Tag in Folge habe sie kein Mehl bekommen. Zudem klagt sie über erhöhte Preise. Doch die Folgen des Krieges begegnen ihr nicht nur an der Supermarktkasse. Auch ihr persönliches Umfeld ist betroffen.

Sie selbst kommt wie ihre Mutter auch aus der Ukraine, ihr Vater stammt aus Russland. Verwandte von ihr befinden sich aktuell noch im Kriegsgebiet und hätten Angst zu flüchten. Da wird der Mehl-Mangel schnell zu einem ganz kleinen Problem.

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„Das sind Luxusprobleme", meint denn auch eine andere Kundin. Sie kaufte gerade Waren ein, die sie in Paketen an die Ukraine schicken wird. Hamsterkäufe könne sie nicht nachvollziehen.

„Haben ihre Gründe, zu hamstern"

Auch Heidi Habel will sich angesichts der aktuellen Situation nicht über fehlende Produkte beschweren. „Wir können froh und dankbar sein, dass unsere Häuser noch stehen und wir keine Raketen auf den Kopf kriegen", sagt sie. Trotzdem will sie über Hamsterkäufer nicht urteilen. „Die haben ja ihre Gründe", sagt Heidi Habel.

Sie selbst habe ihr Einkaufsverhalten bisher noch nicht verändert. Dass es irgendwann aber soweit sein könnte, will sie nicht ausschließen. „Es könnte der Moment kommen, wo ich dann auch losziehe und den Wagen vollmache", erzählt sie. Aktuell habe sie aber noch nicht das Gefühl, dass das notwendig sei.

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Warten auf neue Mehllieferung

Einen volleren Einkaufswagen hatte Ilkay Akcay. Doch ein Hamsterkäufer ist auch er nicht. Sein Vorratseinkauf hat einen anderen Hintergrund. Da seine Frau positiv auf Corona getestet wurde, deckt er sich nun mit Lebensmitteln für die Quarantäne ein. Dabei bekommt auch er die Warenengpässe zu spüren.

Mit Glück und Geduld hat er immerhin Mehl ergattert. „Ich habe 20 Minuten gewartet", erzählt er. Dann sei neues Mehl geliefert worden - frisch aus dem Lkw. Doch nicht bei allem hatte er so viel Glück. „Einige Sachen fehlen, zum Beispiel Zucker", klagt er. Da müsse er jetzt woanders suchen. Damit dürfte er aktuell nicht alleine sein.