Ukraine-Krise: Castrop-Rauxel rechnet mit einer „Flüchtlings-Wand“
Ukraine-Krieg
Die Stadt Castrop-Rauxel stellt sich auf viele Flüchtlinge ein. Dafür sucht man nach Wohnraum, nach Paten und nach Dolmetschern. Denn man rechnet mit einer „Flüchtlings-Wand“, die da kommt.

Bürgermeister Rajko Kravanja und Bereichsleiterin Susanne Köhler stellten sich mit Moderator Guido Baumann in einer Facebook-Sprechstunde wieder Fragen aus der Bevölkerung. © Thomas Schroeter
Bürgermeister Rajko Kravanja und Susanne Köhler, Bereichsleiterin Migration der Stadt, stellten sich am Mittwochabend (9.3.) in einer Facebook-Sprechstunde Fragen zur Ukraine-Krise und zu deren ganz konkreten Auswirkungen auf Castrop-Rauxel.
„Ich habe diesen Wahnsinnigen in Russland wirklich auch unterschätzt, muss ich sagen“, schickte Kravanja vorweg. Er appellierte aber an alle Castrop-Rauxeler, bitte nicht alle und gerade nicht die in Castrop-Rauxel wohnenden Russen mit Putin gleichzusetzen.
Wenn, dann kommt eine „Flüchtlings-Wand“
Wenn es so eintrete, wie Experten es vorhersagen, komme diesmal keine Flüchtlingswelle, sondern eine „Wand“, so Kravanja. Die Flüchtlinge kämen also nicht nach und nach, sondern auf einen Schlag. „Darauf stellen wir uns ein. Das kann anstrengend werden, aber wir haben Netzwerke, wir haben Erfahrungen. Und darum bin ich sicher, dass wir das auch diesmal hinkriegen“, so der Bürgermeister.
Ganz konkret könne man sich über „unfassbar viele Hilfsangebote freuen, die eingehen. Das ist toll. Wichtig ist aber, dass man jetzt nichts Unkoordiniertes unternimmt, denn das verstopft sonst die Hilfskanäle am Zielort“, so Kravanja.
Man sei für jedes Hilfsangebot und gerade jetzt für jedes Wohnungsangebot dankbar, müsse aber koordiniert vorgehen. Laut Susanne Köhler nehme man erst einmal nur renovierte Wohnungen und besonders gerne eingerichtete Wohnungen und stehe mit Vermietern im Kontakt, um solche Wohnungen für die ersten Familien nutzen zu können.
Erste Familien in Privatquartiere untergebracht
So habe man auch die ersten beiden Flüchtlings-Familien auf diesem Weg unterbringen können. Man brauche, das unterstrich Kravanja, vor allen Dingen langfristig angelegten Wohnraum, da niemand wisse, wie lange die Menschen hier bleiben müssen. Wichtig sei auch, dass der Wohnraum abschließbar sei. Aktuell bot sich auch das Hotel Daun für Unterkünfte an.
Laut Susanne Köhler weiß man nicht genau, wie viele Menschen schon hier sind. Man bitte alle Flüchtlinge, sich zu melden. 55 hätten schon bei der Stadt vorgesprochen, 45 davon sind bei Bekannten oder Verwandten untergekommen, den Rest hat die Stadt einquartieren können.
Alle Meldungen sollen über die zentrale Hotline oder per Mail erfolgen. Wichtig sei es, dass alle Flüchtlinge sich dringend melden, die ärztliche Betreuung brauchen, damit man deren Versorgung vermitteln kann. Zudem mache man Termine mit diesen Flüchtlingen, um die weitere Versorgung mit Leistungen zu organisieren.
Das beinhalte leider auch viel Orga-Aufwand, denn man müsse auch sehen, dass man alle Ankömmlinge registriere, um möglichen künftigen Missbrauch von Leistungen auszuschließen. So sei das in Deutschland nun einmal.
Geschichten der Menschen gehen an die Nieren
Viele Kontakte, das erläuterte auch Susanne Köhler, lösten sehr persönliche Situationen aus. „Zwischendurch ist das schon hart und schwer, wenn man den Menschen zuhört. Das im Fernsehen zu sehen, ist das eine, die Geschichten unmittelbar zu hören, geht schon an die Nieren.“
Was man noch brauche, seien auch Menschen, die Russisch oder noch besser Ukrainisch sprechen. Auch solche Menschen sollen sich an die zentrale Anlaufstelle der Stadt wenden. Ansonsten sind Helfer bzw. Paten gesucht, die Flüchtlinge aufnehmen oder betreuen wollen.
Da gehe es um Unterstützung, wie man zur Caritas-Kleiderkammer komme, wie man das Haushaltswarenlager der Flüchtlingshilfe findet oder ähnliche Sachen. Wer Engagement und Zeit einbringen will, der sei dafür willkommen.
Für alle Fragen und Angebote: Die zentrale Hotline der Stadt ist zu erreichen unter Tel. (0152) 2693 6838, ansonsten sollte man eine Mail schreiben an fluechtlingshilfe@castrop-rauxel.de.