Haus weg, Frau weg, alles weg: Vor acht Jahren stand Frank Holterdorf vor dem Nichts. Auch heute, wo das längst der Vergangenheit angehört und der 61-Jährige sagt, dass er „sehr zufrieden“ mit seinem Leben ist, mag er nicht so recht von dieser Zeit damals erzählen. Doch sie zu erwähnen, ist nicht ganz unwichtig. Denn die damalige Planlosigkeit war es, die ihn eine Idee haben ließ.
„Einer meiner Freunde hat damals Versandkisten aus Palettenholz gefertigt. Und er hatte Restholz über“, erzählt der Castrop-Rauxeler. „Daraus habe ich dann angefangen, selber Möbel zu bauen. Ich hatte ja kaum noch welche.“
„Alle waren begeistert“
Angefangen hat er mit kleineren Stücken. „Und alle, die die gesehen haben, waren begeistert“, sagt Frank Holterdorf. Sein Kunsthandwerk habe sich so schnell herumgesprochen, dass der erste Auftrag nicht lange auf sich warten ließ: Eine Frau aus Krefeld wünschte sich eine Tür mit eingebautem Kaminsims von ihm. Ob das denn wohl möglich sei ...

Frank Holterdorf musste nicht lange überlegen. Schnell hatte er eine Idee und setzte sie um. Kundin Nummer 1 war glücklich und zufrieden. „Und dann bin ich irgendwann bei Ebay und Etsy gelandet und habe dort die ersten nach Maß angefertigten Türen angeboten“, erzählt er.
„Homeoffice“ im „Hangar“
Das lief so erfolgreich, dass Frank Holterdorf seinen eigentlichen Job als Handelsvertreter für Tiefkühlwaren schnell an den Nagel hängte und sich mit seinem Kunsthandwerk selbstständig machte. „Ich war und bin auch immer noch ganz froh, dass ich das jetzt nicht mehr machen muss. Ich war viel unterwegs, bin jedes Jahr locker 65.000 Kilometer gefahren.“
Seit 2016 hingegen muss er nur noch ein paar Treppenstufen hinunter und wenige Meter weit laufen, um in seine Werkstatt, die er liebevoll sein „Homeoffice“ nennt, zu kommen. In einer großen Halle samt Rolltor und Nebenräumen hat Frank Holterdorf sich mit seinem Unternehmen eingerichtet: an der Adresse Lange Straße 70. „Hangar 70“ heißt es – der Halle und der Hausnummer wegen. Seine Website heißt genauso: www.hangar-70.de.
„Ich komme super hier klar“
Die Adresse in Habinghorst, die über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und mitunter auch verrufen ist, findet Frank Holterdorf klasse. „Ich komme super mit den Geschäftsleuten klar, die Nachbarschaftshilfe hier funktioniert noch“, sagt er.

Grundsätzlich aber spielt der Standort für sein Unternehmen keine Rolle. „Da ich meine Spezialanfertigung eh übers Internet vertreibe, ist der total egal“, erklärt Frank Holterdorf. Der Kontakt zu seinen Kundinnen und Kunden finde weitestgehend online oder via Telefon statt. „Selten mal kommt auch jemand hier vorbei, letztens zum Beispiel aus Cuxhaven.“ Dann sitzen der Habinghorster und sein Besuch gerne zusammen im XXL-Strandkorb und tauschen sich aus. „Die Kontakte mit den Menschen sind mir echt sehr wichtig und eine gelungene Abwechslung, weil ich ja alleine arbeite“, sagt er.
2000 Türen und ein E-Bike
Den Strandkorb mit Platz für vier bis sechs Menschen hat Frank Holterdorf natürlich auch selbst gefertigt. Bei einem Besuch in Norddeutschland habe er ein ähnliches Modell gesehen. „Ich hatte keine Maße oder sonst etwas, sondern nur Lust, das selbst herzustellen“, erzählt er. Bei ihm gelte immer „Learning by doing“.
Und das funktioniert: An die 2000 Türen – die größte darunter maß übrigens 2,40 mal 1,80 Meter – hat der Habinghorster mittlerweile nach individuellen Wünschen angefertigt und an Kundinnen und Kunden in ganz Deutschland versendet. Und ein E-Bike. „Aber das war natürlich nur ein Fehler, weil die Spedition da irgendein Etikett vertauscht hatte“, sagt er und lacht.
- Frank Holterdorf fertigt die Türen und Strandkörbe aus Palettenholz individuell und nach Maß an. Knapp zwei Wochen Zeit benötigt er für jedes Exemplar. Eine Tür kostet rund 340 Euro, mit Bullauge etwa 390 Euro. Hinzu kommen dann noch Speditionskosten in Höhe von etwa 100 Euro.
- Mehr Informationen gibt es online auf www.hangar-70.de, bei Ebay und Etsy unter „Hangar 70“, telefonisch unter 01578/0368422 sowie per Mail an frankholterdorf@gmail.com.