
© Volker Engel
Teststellen in Castrop-Rauxel bewertet: Zwei schneiden deutlich schlechter ab
Coronavirus
330 Menschen bewerteten bei uns ihre Teststelle nach einem Corona-Abstrich. Dabei gab es überwiegend (sehr) gute Noten. Aber zwei Teststellen fielen gegenüber dem Rest deutlich ab.
Testen ist wieder angesagt: Wer schwimmen will oder ins Fitnessstudio, der muss sich testen lassen. (Ab 13.1. gilt das für Geboosterte und zweifach Geimpfte, die danach eine Corona-Infektion durchgemacht haben, nicht mehr.) Wer Weihnachten mit der Familie sicher feiern wollte, der ließ sich testen. Testen, testen, testen: Für manch eine Familie in Castrop-Rauxel führte das zu einem wahren Test-Marathon. Doch wie gut wird man an den Teststellen in Castrop-Rauxel eigentlich bedient? Wo geht es um saubere Arbeit, wo vielleicht mehr um das damit zu verdienende Geld?
Das wollten wir wissen, als wir in der ersten Januarwoche mehrere Beschwerden erhielten: An einer Teststelle dauerte es drei Stunden, bis das Ergebnis übermittelt war, nachdem man dort in einer Schlange warten musste. An anderen Stellen wurden Handschuhe nicht regelmäßig gewechselt. Oder als eine Windböe mehrere Teströhrchen und -stäbchen vom Tisch wischte, hob eine Mitarbeiterin sie einfach auf und machte weiter, als wäre nichts geschehen.
330 Menschen bewerteten ihren Abstrich
Einzelfälle? Oder ist das der Standard? Wir fragten die Menschen, die die Teststellen benutzen: Bewerten Sie Ihren Abstrich bei uns in einem Formular. Das Ausfüllen dauerte nur zwei Minuten. 330 Menschen machten mit. Und wir können nun in einen Datensatz schauen, der es in sich hat: Denn es lassen sich tatsächlich deutliche Unterschiede ablesen.
Wir wissen jetzt, dass die Mehrzahl der Menschen, etwa 30 Prozent, die sich bei uns am großen Check beteiligt haben, sich im Drive-In am Stadtmittelpunkt testen ließ. Die zentrale Lage, also gute Erreichbarkeit direkt an den viel befahrenen Straßen von Süd nach Nord, gepaart mit dem Service durchs Autofenster zahlen sich offenbar aus. Ähnliche viele Bewertungen erreichten uns von dem Testcontainer am Schweriner Kreisel.
Unterm Strich lässt sich auch festhalten: Die Bürger sind zufrieden mit dem Service. Mehr als zwei Drittel würden den Besuch der Teststelle, an der sie waren, weiterempfehlen. Einfache Terminvergabe, kaum Wartezeiten vor Ort, saubere Arbeit der Mitarbeiter und eine schnelle Übermittlung des Ergebnisses: Das erleben offenbar sehr viele Menschen, wenn sie sich testen lassen.
Aber es gibt auch eindeutige Tendenzen, wo besonders gut und wo eher schlecht getestet wird: Die beiden CoCare-Stellen am Altstadt-Markt und am Evangelischen Krankenhaus schneiden deutlich schlechter ab als die anderen Betreiber. Von dort erreichten uns auch schon im Vorfeld verschiedentlich Beschwerden. Am Markt gibt es im Durchschnitt der 38 Bewertungen gerade mal eine glatte 3, am EvK im Durchschnitt der 30 Bewertungen sogar nur eine 3,6. Darunter sind an beiden Stellen wenige, die ein „sehr gut“ gaben, aber besonders viele, die ihren Abstrich dort als „ungenügend“ empfanden.
Anmerkungen der Redaktion
- Die Arztpraxen haben wir bewusst aus dem Testbogen herausgehalten. Auch in vielen Praxen gibt es Abstriche, die zumeist mit größerem medizinischen Sachverstand genommen werden als in Teststellen, an denen überwiegend keine Fachkräfte die Proben nehmen. Allerdings wollten wir die Umfrage übersichtlich halten und haben uns darum auf die größeren und präsenten Anbieter beschränkt.
- Ob die Teilnehmer an unserem Check wahrheitsgemäße Angaben gemacht haben, können wir nicht letztgültig verifizieren. Die große Anzahl an Bewertungen gibt aber eine gewisse Sicherheit. Zudem gibt es gerade bei besonders kritischen Fällen zumeist detaillierte Schilderungen der Bewerter, die sich zum Teil wiederholen und somit glaubhaft sind. In den Freitextfeldern heißt es häufig, dass es Hygiene-Defizite gibt oder lange Schlangen.
Woran liegt das? Einmal wurde am Castroper Markt eine lange Wartezeit trotz Termin bemängelt, nur dreimal gaben Nutzer an, dass sie gar nicht gewartet hätten. 6 von 38 Getesteten gab Wartezeiten von über einer halben Stunde an. Dabei gab es offenbar mehrfach Unklarheit: Wo muss man sich mit, wo ohne Termin anstellen? „Kein Schild, keine Kommunikation“ hieß es mehrfach. Die Mitarbeiter seien zum Teil unfreundlich gewesen, geben einige an. Bushaltestelle und Bürgersteig würden blockiert, die Hygiene sei verbesserungsbedürftig. Und einer der Bewerter meinte: „Ich bin gar nicht sicher, ob es mein Testergebnis war.“
2 Euro für einen Zettel
2 Euro mussten die Leute zahlen, wenn sie einen Ausdruck des Zertifikates brauchten. Anderswo gibt es das kostenlos. Durchschnittsnote bei der Teststation, die auf Initiative von CasConcept schon vor vielen Monaten aufgemacht hat: 3,0.
Noch schlechter finden es die Nutzer am zweiten CoCare-Standort am EvK, der erst wenige Wochen alt ist. Hier gab es von 30 Nutzern viermal eine 1, viermal eine 2, aber insgesamt zehnmal eine 5 oder 6 als Gesamtnote. Der Durchschnitt: 3,6, und damit klarer Verlierer unseres Tests. Warum?

Die CoCare-Teststelle am EvK schneidet in der Bewertung der Nutzer am schlechtesten ab. Durchschnittsnote 3,6. © Volker Engel
Eine extrem lange Wartezeit trotz Termins, eine Begleitperson, die ihr Testergebnis niemals erhielt, ein vergeigter privater Termin, weil es erst nach zwei Stunden übermittelt wurde, eine Planung, die „gegen null“ geht: Das sind die Anmerkungen einiger Getesteter. Auch Hygiene-Mängel, wie vielfach benutzte Handschuhe mitsamt privatem Telefonat zwischendurch bei Mitarbeitern, etliche Tests direkt nacheinander und Teströhrchen direkt nebeneinander werden der CoCare hier angekreidet.
Ganz anders sieht es bei zwei Apotheken und bei Biancas mobilem Pflegedienst in Ickern-End aus: Hier gibt es fast nur die Note „sehr gut“, allerdings ließen sich hier deutlich weniger Menschen testen. Die Burg-Apotheke Henrichenburg fällt etwas ab, bekommt aber immerhin noch eine 2,1. Vor allem wird hier viel häufiger „sehr tief und intensiv gebohrt“: Bei der Glückauf-Apotheke gaben das 13 von 14 Getesteten an, bei der Burg-Apotheke in einer ähnlich hohen Quote. Am Stadtmittelpunkt war das anders: Hier sprach nur ein Viertel aller Bewerter von einem intensiven Abstrich. Am weitaus häufigsten gaben die Nutzer hier an, es sei „sehr schnell und oberflächlich“ abgestrichen worden. Von den Massen-Teststellen ist hier der Test-Pavillon auf Schwerin offenbar der genaueste: Hier kann man zwischen Mund und Nase wählen, die meisten Nutzer (52 von 76) bewerteten den Abstrich dort als intensiv und tief.

Testsieger, wenn man die Summe der Bewertungen und die Qualität berücksichtigt: die Teststelle auf Schwerin. © Tobias Weckenbrock
Von den Massen-Teststellen schneidet die an der Ditib-Moschee, die auch als Drive-In auf einem Parkplatz geplant war, an der man heute aber aussteigen muss, mit der Durchschnittsnote 1,8 deutlich besser ab als die an der Europahalle, die aber mit 2,4 auch noch in einem guten Bereich liegt. Hier wird relativ genau und meist ohne Wartezeit und Komplikationen abgestrichen.
Für die städtische Teststelle, die am häufigsten bewertet und vermutlich auch genutzt wird, reicht es in unserem Check mit 330 Bewertern trotz der 2,4 nur für den drittletzten Platz. Für das schnelle Testzertifikat wird man hier meist ganz gut bedient, das bekommt man aber auf Schwerin auch – und hat dort noch das Gefühl, freundlich, hygienisch, schnell und medizinisch gut behandelt zu werden. Unser Testsieger.

Das Drive-in am Stadtmittelpunkt ist die Teststelle, zu der uns die meisten Bewertungen erreichten. Aber das städtische Testzentrum schnitt bei weitem nicht am besten ab. © Volker Engel
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
