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2G plus und der irre Testmarathon für Familie Schnier
Corona-Tests
Aquajogging, Kickboxen, Tanzen: Die Interessen von Familie Schnier aus Castrop-Rauxel sind vielfältig. Die regelmäßigen Tests bedeuten für sie nun Stress im Alltag. Vermeidbar, meint die Mutter.
2G plus, das bedeutet für Hallensportler eine neue Herausforderung. Denn seit die neue Coronaschutzverordnung in Kraft getreten ist, müssen alle zu jedem Training oder für den Besuch des Schwimmbads einen aktuellen Schnelltest vorlegen. Er darf nicht älter als 24 Stunden sein.
Besonders schwierig wird die Organisation des Alltags in den Hallen für Familien. Anja Schnier aus Rauxel kennt das aus den letzten Tagen zur Genüge. „Ich bin fast jeden Tag am Testzentrum, das ist mühsam“, berichtet die Mutter aus ihrem neuen Alltag.
Sie selbst ist jeden Mittwoch im Schwimmbad zum Aquajogging. Sohn Jan (17) hat dreimal in der Woche Kickbox-Training: Montag, Mittwoch und Freitag. Donnerstag ist Chorprobe und Freitag Tanztraining für die Tochter Lara (15).
Vater Rolf testet sich am Arbeitsplatz selbst. Aber auch er brauchte für einen Wellnesstermin mit seiner Frau kürzlich einen Schnelltest. „Spontan ist das schwierig, die Termine sind nicht immer verfügbar“, hat er festgestellt.
Spontaneität im Alltag eingeschränkt
„Wir fahren immer zum Europaplatz. Das geht im Vergleich ruckzuck und man hat ein Ergebnis“, berichtet Anja Schnier aus ihren Erfahrungen. Doch die dortige Teststelle der Stadt hat montags geschlossen, sodass sich die Familie an diesem Wochentag eine Alternative suchen musste.
Außerdem macht Jan derzeit eine Ausbildung und hat erst um 17 Uhr Feierabend. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für den Weg zum obligatorischen Test. „Die Spontaneität fällt weg. Viele Leute brauchen einen Test für die Arbeit, somit sind die Kapazitäten ein bisschen rar“, erzählt Jan Schnier.
Die Mutter schüttelt über die neuen Anforderungen den Kopf: „Ich finde es unsinnig, dass man sich noch zusätzlich testen lassen muss.“ Denn alle Familienmitglieder, auch Lara, seien zum dritten Mal geimpft. Lara Schnier findet die aktuellen Vorgaben anstrengend: „Man lässt sich nicht impfen, um danach wieder getestet zu werden.“ Ihre Mutter wünscht sich eine Überarbeitung der Verordnung: „Sonst werden bestimmt viele abgeschreckt, Sport zu machen.“
Ist ein Test beim Aquajogging nicht verzichtbar?
Aus Sicht der 45-Jährigen wäre ein Test bei achtsamem Verhalten der Teilnehmer und Einhalten der Abstände, gerade beim Aquajogging, verzichtbar. Die Rauxelerin gibt zu bedenken, dass nicht alle Eltern die Zeit haben, mit ihren Kindern jeden Tag zum Test zu fahren.
So könne es zu Fällen wie dem von Anja Schniers Nichte kommen: Die Neunjährige wollte in den Ferien zur Nachhilfe, war aber nicht getestet und wurde deshalb nach Hause geschickt.
Wegen des Testaufwands auf die sportliche Aktivität verzichten wollen? Das kommt für die Schniers nicht infrage. „Wir machen weiter und natürlich lassen wir uns testen“, so Anja Schnier. Immerhin: Wenn Montag die Schule wieder los geht, gilt Lara wohl wieder häufiger als getestet.
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