
Marc Frese ist seit der Gründung 2014 Vorsitzender des Stadtteilvereins Mein Ickern. Nun will er das Amt abgeben, kritisiert fehlende Unterstützung, hat aber ein Konzept für die Zukunft des Vereins aufgestellt. © Matthias Stachelhaus
Stadtteilverein in der Krise: Marc Freses Plan für ein neues Mein Ickern
Ehrenamt
Der Stadtteilverein Mein Ickern galt als der zuletzt aktivste in Castrop-Rauxel. Nun steht er vor der Neu-Erfindung. Der Vorsitzende sieht ihn in der Krise, der Vorstand steht vor dem Abschied.
Er prägt die Arbeit von Mein Ickern wie kein Zweiter: Marc Frese, Vorsitzender des größten Stadtteilvereins von Castrop-Rauxel, ist das Gesicht und einer der zentralen Macher hinter dem Verein. Doch nun steht er vor dem Abschied und schreibt, dass fast der ganze Vorstand ihm folgen könnte.
Uwe Frisch, Kornelia Wilms, Josef Berkel, Sarah Lamsfuß, Mario Pallasch, Martina Plum, Gabriele Schulte: Im Vorstand des Vereins arbeiten fleißige und in Ickern verliebte Menschen mit. In einer Mitteilung des Vorsitzenden Marc Frese heißt es aber, dass fast der ganze Vorstand erklärt habe, unter einem neuen Vorsitzenden auch nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Frese selbst hatte angekündigt, an der Spitze aufzuhören.
Er gab dafür mehrere Gründe an: eingeschlafener Austausch, mangelnde Unterstützung, das Hinnehmen der Vereinsaktivitäten als Selbstverständlichkeit und fehlende Impulse und Motivationsanreize aus dem Verein und von außen zur Weitentwicklung der Vereinsaktivitäten. Das sei für ihn der gravierendste Faktor. Er klingt frustriert und wird bei der nächsten Mitgliederversammlung nicht wieder kandidieren.
„Niemand will die Zukunft des Vereins gefährden“, sagt Frese. Aber: Sein Schritt und die Ankündigung der meisten anderen Vorstandsmitglieder „würde das zwangsläufig bedeuten.“ 2014 war er Gründungsvorsitzender des Vereins, der das Zusammenleben in Ickern bereichert: Er veranstaltet Feste, organisiert Veranstaltungen und eine Weihnachtsbeleuchtung, arbeitet Hand in Hand mit der JVA Meisenhof, die immer tatkräftige Helfer beisteuert und Ideen bereichert.
Kern der Stadtteilarbeit: Motivieren
Mit der Unterstützung, die Frese fehlte, meint er auch die Stadtverwaltung: Hier wird seit diesem Jahr die Zuständigkeit umstrukturiert. Für die Stadtteilarbeit und die Vernetzung mit den Vereinen Mein Ickern, Unser Rauxel, Habinghorst e.V., Bürger für Deininghausen, Wir sind Merklinde und Wir auf Schwerin ist seit Mai die Gesellschaft für Wirtschaftsförderungs- und Stadtteilmanagement verantwortlich, deren Geschäftsführer Jens Langensiepen ist. Hier soll auch das Eventmanagement städtischer Veranstaltungen aufgehängt sein. Bei der Stadtteilarbeit geht es eben genau um das: Unterstützung leisten, ermächtigen, begeistern.
Diese Begeisterung ist in Ickern irgendwie verloren gegangen. Corona-Pandemie und die Krisen dieser Zeit machen all die ehrenamtliche Arbeit sicher nicht leichter. Aber vielleicht wichtiger denn je. Darum hat Marc Frese einen Vorschlag unterbreitet, wie es bei Mein Ickern wieder besser werden könne: „Das Konzept knüpft an die Idee der Arbeitskreise an, die wir ganz zu Beginn der Vereinsarbeit einmal gegründet haben“, sagt er.

Mit fünf Arbeitskreisen in die Zukunft? Mein Ickern muss sich wohl neu formieren, wenn der Vorstand seine Ankündigung wahr macht. © Marc Frese
Für die brauche man „Köpfe, Motoren, die bereit sind, ‚ihr‘ Thema unter dem Dach von Mein Ickern zu präsentieren. Denen wir eine Plattform bieten, um in den Stadtteil hinein aktiv zu werden“. Fünf Arbeitskreise zu verschiedenen Themenfeldern. Jeder von ihnen solle drei bis vier Aktionen auf die Beine stellen, bekomme dafür ein Budget des Vorstands und stellt dann seine Pläne vor.
Auf der nächsten Großen Ickernrunde, wie die offene Versammlung aller Interessierten im größten Stadtteil Castrop-Rauxels heißt, soll darüber diskutiert werden. Nicht weniger als die Zukunft des vorbildlichen Stadtteilvereins steht auf dem Spiel. Am Donnerstag, 3. November 2022, aber 18 Uhr können im Agora Kulturzentrum an der Zechenstraße alle helfen, ihn zu retten.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
