
Seit den Corona-Lockdowns überträgt die katholische Gemeinde St Elisabeth Obercastrop ihre Gottesdienste per Video-Livestream. Die Pandemie hat die Krise des Ehrenamts noch verstärkt. © Stephan Schuetze
Ehrenamt in der Krise: Gesellschaftliches Leben ist unser aller Aufgabe
Meinung
Der Hilferuf aus St. Elisabeth Obercastrop ist nur ein weiteres Beispiel für eine Gesellschafts-Krise. Unser Autor meint: Sie betrifft nicht nur Gemeinden oder Vereine, sondern uns alle.
Es ist der zweite Paukenschlag in nur zwei Wochen: Erneut erschüttert die Krise des Ehrenamts das gesellschaftliche Leben in der Stadt. Die katholische Gemeinde St. Elisabeth in Obercastrop ruft um Hilfe. Die wenigen Frauen und Männer, die sich noch engagieren, sind an der Grenze dessen, was sie leisten können.
Erst vor ein paar Tagen kündigte Marc Frese als Vorsitzender des Stadttelvereins Mein Ickern an, die Brocken hinzuschmeißen. Die Gründe ähneln sich: Es fehlen Menschen, die das gesellschaftliche Leben stemmen wollen. Währenddessen diskutiert die Politik über eine Ehrenamtskarte. Kirchengemeinden und Vereine haben aber ganz andere Sorgen.
Gewiss: In der Obercastroper Gemeinde kommt die Vertrauenskrise in der Kirche hinzu. Und Corona war im Fall von St. Elisabeth ein geradezu perfider Katalysator. Internetübertragungen der Gottesdienste ließen die Mitglieder weiterhin am Leben der Gemeinde teilhaben. Ganz bequem vom Sofa aus. Da bleiben sie nun offenbar.
Es ist grotesk: Pfarrgemeinderat Jörg Hegmann spricht von einer „Verbrauchergesellschaft“. Und die könnte uns allen teuer zu stehen kommen. Wie war das noch mit dem Bedauern und der Kritik, als wir alle zu Hause bleiben mussten? Wenn wir nun die Arbeit auf diejenigen abwälzen, „die das schon machen“, wird uns fehlen, was uns früher lieb war.
Es bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe. Eine Aufgabe aller!
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
