
© privat
Castrop-Rauxeler Fitnessstudio macht im Lockdown weiter Sportangebote
Coronavirus
Januar, Zeit der guten Vorsätze – für Fitnessstudios beginnt das Jahr normalerweise sehr gut. Doch nicht zu Corona-Zeiten. Ein Castrop-Rauxeler Betrieb stemmt sich nun ideenreich gegen die Krise.
Die ersten Wochen im neuen Jahr sind für viele Menschen eine Zeit der guten Vorsätze. Ganz vorne dabei: mehr Sport, mehr Bewegung. Davon profitieren die Fitnessstudios, die viele neue Anmeldungen bekommen. In diesem Jahr zeichnet sich ein anderes Bild.
Wegen des Lockdowns machen die Menschen weniger Sport. Das hat negative Folgen – für die Studios, für die Mitglieder und die, die ihre Vorsätze umsetzen wollten.
Im Sportforum Castrop sieht es so aus wie in allen Fitnessstudios des Landes. Hier herrscht gähnende Leere. Vielleicht ist es sogar etwas leerer als anderswo. Denn der Familienbetrieb hat viel Equipment an seine Mitglieder verliehen. Johannes Langer, der mit Mutter Doris und Schwester Anne-Kathrin das Sportforum führt, hat nicht nur diese Idee, um seine Kunden auch im Lockdown zu betreuen.
Im zweiten Lockdown seit dem 2. November bucht das Sportforum keine Mitgliedsbeiträge ab. Über die erneute Schließung gab es eine Zeitlang Empörung, berichtet Johannes Langer. Schließlich hätten die Mitglieder sich gerade wieder an das Training gewöhnt und die positiven Auswirkungen gespürt. Das habe keiner wieder aufgeben wollen.
Mitglieder brachten Beitrag im Briefumschlag vorbei
Langer freut sich über Zuspruch: „Wir haben sehr viele Nachrichten erhalten, in denen uns unsere Mitglieder Mut machen und uns positiv in die Zukunft schauen lassen.“ Etwas hat die Familie Langer und das Team besonders gerührt: „Einige Mitglieder haben ihren Beitrag auch in der Zeit, während wir nicht abbuchen, trotzdem im Briefumschlag bei uns vorbei gebracht.“
Klar seien die finanziellen Auswirkungen zu spüren, so Langer. Aber es gebe auch positive Zeichen. Ans Aufgeben, so wie es landauf, landab von einigen Fitnessstudios zu hören ist, denken die Langers nicht. Gerade in dieser Woche hat Johannes Langer Gespräche wegen neuer Mitgliedschaften geführt. Besondere Angebote sind offenbar auch jetzt reizvoll, wo die Türen noch geschlossen bleiben.
Es passiert noch mehr. „12 bis 15 Kurse laufen in der Woche, an jedem Tag außer samstags“, sagt Johannes Langer. Ganzkörper-Training, Pilates oder Reha-Kurse: 45 bis 50 Sportwillige würden jedes Mal mitmachen – und das natürlich zu Hause vor dem Bildschirm. Im Studio selbst waren mit den verschärften Hygienebedingungen immer nur 35 Leute erlaubt.
Das alles läuft über Twitch und ist übrigens auch für Nichtmitglieder offen. Auf dem Youtubekanal Sportforum Castrop finden sich außerdem mehr als 80 Homeworkouts, die während der Corona-Pandemie, aber auch schon vorher hochgeladen wurden.
Zu einem gesunden Leben gehört gerade in Corona-Zeiten Bewegung und Sport
Johannes Langer betont, wie wichtig Sport ist. „Dass in der Corona-Zeit alle zu Hause auf der Couch bleiben sollen, ist nur bedingt richtig“, sagt er lächelnd. „Um ein gesundes Immunsystem aufweisen zu können, muss ich ein aktives und gesundes Leben führen. Zu so einer Routine gehören nicht nur die gesunden Lebensmitteln, sondern ebenfalls ein aktives Muskeltraining“, sagt er. Und das am besten zwei- bis dreimal pro Woche.

Das Sportforum an der Bahnhofstraße hat seit dem zweiten Lockdown Trainingsgeräte an Mitglieder verliehen. © Marcel Witte (Archiv)
Viele Mitglieder, berichtet er weiter, trainieren wegen gesundheitlicher Einschränkungen, zum Beispiel bei Knochenkrebs oder Muskelschwund: „Einschränkungen, die einen Alltag ohne Gesundheitstraining nur schwer erträglich machen. Gerade diese Mitglieder melden sich innerhalb der behördlichen Schließung bei uns, da sie ihren Sport so vermissen.“
Deshalb werden auf Anfrage von Mitgliedern auch weiterhin Trainings- und Ernährungspläne erstellt. Und deshalb hat das Sportforum auch Trainingsequipment verliehen. Nebenbei dient das natürlich auch der Kundenbindung. Nicht nur Hanteln, Medizinbälle und Matten wurden verliehen, auch Stepper oder Spinning-Räder. Johannes Langer: „250 Kunden konnten wir ausstatten. Nach sechs Tagen waren wir leer.“