
In einer spektakulären Aktion hob ein Schwimmkran die Trasse der Brücke "Sprung über die Emscher" auf die Brückenköpfe am Rhein-Herne-Kanal. © Christian Püls
Spektakel am Kanal in Castrop-Rauxel: Sprung über die Emscher geglückt
Emscherland
Stau auf dem Rhein-Herne-Kanal. Wenig Passanten auf den Leinpfaden und der Wartburgbrücke. Ein Schimmkran hob die Trasse für den „Sprung über die Emscher“ auf die Lager – und das fast unbemerkt.
Welch ein Spektakel – und das ohne Ankündigung und ohne großes Publikum. Seit Wochen nahm das gewaltige Brückenbauwerk über Emscher und Rhein-Herne-Kanal Konturen an: der „Sprung über die Emscher“ in Castrop-Rauxel-Henrichenburg.
Am Samstag (8.10.) setzte ein Schwimmkran einen gewaltigen Träger auf die Brückenköpfe – das die beiden Ufer des Kanals verbindende Element der künftigen Brücke für Fußgänger und Radfahrer. Anfang 2023 soll die Brücke fertig sein. Radfahrer und Fußgänger erwartet dann ein attraktiver Abschnitt des Emscher-Wegs im „Emscherland“ an der Stadtgrenze von Castrop-Rauxel und Recklinghausen.
Ein Schleppkahn hatte am Vormittag den Stahlträger auf dem Kanal in Position gebracht. Ein riesiger Schwimmkran nahm ihn an den Haken. Gut 90 Minuten dauerten die Vorbereitungen, bis beide Schiffe an der exakten Montageposition waren. In Zeitlupe setzte der Kran dann den Träger auf die Brückenlager am Ufer – eine Präzisionsarbeit. „Wir haben Glück mit dem Wind“, erklärte EUV-Chef Michael Werner, der sich vor Ort ein Bild von der spektakulären Aktion machte.
Drei Schiffe im Stau
Derweil gab es auf dem Rhein-Herne-Kanal Behinderungen im Schiffsverkehr. „In Höhe der Wartburgbrücke stauen sich derzeit drei Frachtschiffe in Richtung Pöppinghausen/Herne“, schrieb am frühen Samstagnachmittag ein Leser auf Henrichenburg an die Redaktion. „Aus Richtung Pöppinghausen zum Schiffshebewerk Henrichenburg kommen derzeit keine Schiffe. Auch Privatboote verkehren nicht.“

Präzisionsarbeit war nötig, um die gewaltige Trasse in die richtige POsition zu bringen. © Christian Püls
Auf der Baustelle, den Leinpfaden des Rhein-Herne-Kanals und an der Wartburgbrücke prägten vor allem Verantwortliche und Arbeiter der Baumaßnahme das Bild. Dabei hatte sich Spektakel schon am Vormittag über die sozialen Netzwerke verbreitet. Mitglieder in der Facebook-Gruppe „Du bist Castrop Rauxeler wenn“ (DBCW) fragten nach den besten Orten, um die Aktion zu beobachten.
Weit – oder treffender: nah ran – kamen sie nicht. Aus Sicherheitsgründen wollten die Verantwortlichen Schaulustige fernhalten. So musste eine gut 20-köpfige Radfahrer-Gruppe am Bauzaun unterhalb der Wartburg-Brücke kehrt machen. Zu groß die Sorge, jemand könne durch den Zaun schlüpfen und sich selbst in Gefahr bringen. So verloren sich wenige einzelne Spaziergänger und Radfahrer auf der Brücke und in weitem Abstand am Kanalufer.

Nur wenige Zuschauer konnten und durften das Spektakel verfolgen. © Jan Keuthen
Dabei sehnen offenbar viele Castrop-Rauxeler die Fertigstellung des „Sprungs über die Emscher“ herbei. Und das nicht nur wegen der attraktiven, gut 450 Meter langen Brücke. Seit geraumer Zeit sind die Leinpfade an beiden Kanalufern gesperrt, der Emscher-Weg unterbrochen. Radfahrer und Fußgänger müssen längere Umleitungen inkauf nehmen.
Markantes Bauwerk in Doppel-S-Form
„Das heißt ab morgen freie Fahrt?“, kommentiert eine Userin in der DBCW-Gruppe auf Facebook ein Foto des Spektakels. „Ich würde es schon feiern, wenn man den alten Weg am Kanal fahren könnte, ohne die Umleitung“, entgegnet eine andere Userin. „Man gibt sich ja mit wenig zufrieden.“

Aus der Perspektive einer Drohne sieht der Brückenschlag noch beeindruckender aus. © Stadt Castrop-Rauxel
Wenn alles zeitlich glatt läuft, können die ersten Radfahrer und Fußgänger Anfang 2023 das markante Bauwerk in Doppel-S-Form überqueren. Gefördert wird der Bau mit 8 Millionen Euro aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ aus dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.
Der „Sprung über die Emscher“ nimmt den Emscher-Park-Radweg und den Emscher-Weg auf und vernetzt Castrop-Rauxel und Recklinghausen über den Natur- und Wasser-Erlebnis-Park auf Recklinghäuser Stadtgebiet. Rund 800.000 Euro steuert Castrop-Rauxel aus städtischen Mitteln bei. Ursprünglich sollte das neue Wahrzeichen im Norden der Europastadt 2021 oder 2022 fertig werden.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
