Er habe wirklich schon alles trainiert, sagt Sergio Maestro. „Ich habe Menschen ohne Beine trainiert, Menschen ohne Hände oder mit nur einem Arm. Ich habe Menschen mit Immunerkrankungen trainiert, Hochleistungssportler wie auch normale Leute trainiert.“
Über zehn Jahre hinweg hat er in einem Castrop-Rauxeler Fitness-Studio nach eigener Schätzung etwa 5000 Menschen beim Training betreut: „Zehn Jahre habe ich im Fitness-Studio gesehen, wie Menschen ihre Ziele nicht erreicht haben“, erzählt Maestro. „Ein Fitnessplan alle sechs bis acht Wochen reicht nicht aus, um den Menschen wirklich zu helfen.“
Während er in dem Fitness-Studio arbeitete, legte er in seiner Freizeit Trainer-Lizenzen ab, um sich in 2023 schließlich unter der Marke „The Maestro Plan“ selbstständig zu machen. Seit April 2024 trainiert Sergio Maestro seine Kunden in Eins-zu-Eins-Betreuung als persönlicher Trainer. Trainingsort ist das No Limit Fitness-Studio in Ickern, in dem er seine Kunden über einen Pachtvertrag wie eine Art Untermieter trainieren darf.
„In Fitness-Studios trainierst du nur am Anfang einmal mit einem Trainer. Dann bekommst du einen Fitnessplan und bist auf dich allein gestellt“, sagt der 33-Jährige. Über Wochen immer die gleichen Übungen an den gleichen Geräten zu machen, werde aber schnell langweilig und die Motivation nehme schnell ab. „Die Leute setzen im Training auch nicht genug Reize für die Muskeln und ohne Reizsetzung, kein Trainingsfortschritt“, sagt Maestro. Wer dann mit dem Training aufhöre, sei als zahlendes Mitglied der beste Sponsor eines Fitness-Studios.
Timing und Reiz
Aber was genau bietet Sergio Maestro an? In seinem Konzept „The Maestro Plan“ gibt er Kunden zweimal pro Woche ein Personal Training für je 60 Minuten. Dazu schreibt er ihnen wöchentlich einen individuellen Ernährungsplan. „Personal Training ist, wenn du an der Seite der Menschen bist, sie wirklich an die Hand nimmst und persönlich trainierst“, sagt Maestro.
Auch ein Regenerationsplan werde viel zu häufig vergessen. Der Personal Trainer erzählt: „Es gibt Menschen, die sagen, mit der Mischung aus 80 Prozent Ernährung und 20 Prozent Training kann man gut abnehmen. Nach über zehn Jahren Erfahrung weiß ich, es sind 100 Prozent Training, 100 Prozent Regeneration und 100 Prozent Ernährung.“
Je nach körperlichen Beschwerden oder Zielen bestimme er Übung, Gewicht, Wiederholungen oder Pausen. Timing und Reizsetzung sei dabei das A und O, sagt Maestro. „Von außen betrachtet, sieht es aus, als würde ich bei jedem Kunden das Gleiche machen, aber eigentlich ist es sehr individuell“, erzählt der 33-Jährige.

Ein Personal Training hat jedoch seinen Preis. Buchen Kunden nur einen Monat zahlen sie 600 Euro und damit einen Stundenlohn von 75 Euro. Für drei Monate sind es insgesamt 500 Euro (also 62,50 Euro pro Stunde) und für 6 Monate 400 Euro, was 50 Euro pro Trainingsstunde entspricht.
Dabei versucht Sergio Maestro, seinen Kunden mit einer Ratenzahlung so weit wie möglich entgegenzukommen: „Manche zahlen mich mit 50 oder 100 Euro pro Monat ab. Man soll mir das geben, was man geben kann. Wer wirklich bei mir trainieren möchte, dem will ich es ermöglichen.“ Nach den ersten zwei Monaten können Kunden auch weniger Trainingsstunden in Anspruch nehmen, um den Monatspreis zu verringern. Zweimal pro Woche sind die Kunden jedoch verpflichtet, sich bei Maestros „Check-In-Tagen“ auf die Waage zu stellen.
Schon 23 Kilogramm weniger
Gerade wegen des Geldes hat sich Tosca Heier lange Gedanken gemacht, bevor sie sich für ein Personal Training bei Sergio Maestro entschieden hat. „Erst wollte ich mir einen richtig guten Heimtrainer kaufen. Am Anfang ist man aber euphorisch und dann ist es nur noch ein teurer Kleiderständer“, meint die 56-Jährige.
Als sie das Training mit Maestro vor 9 Monaten begann, wog sie 118 Kilogramm. Seither hat sie bereits 23 Kilogramm abgenommen. Ihr Ziel sind 85 Kilogramm. „Zu Hause und allein hätte ich das nie durchgezogen. Wenn es bei einer Übung im Muskel anfängt zu brennen, hört man eher auf – aber bei Sergio ist nichts mit Aufhören. Da muss man die Übung durchziehen, bis er zuendegezählt hat.“
Besonders in Phasen, in denen das Abnehmen und Trainieren schwerfällt, lauert die Frustration. „Da bist du in einem Loch und fragst dich: Wofür quälst du dich? Aber Sergio motiviert einen immer wieder und baut einen wieder auf.“ Maestro nennt sie seinen „Superstar“. Auf ihrer Arbeit erzählte die Krankenschwester so begeistert von ihrem Personal Trainer, dass zwei weitere Kolleginnen bei Sergio Maestro trainieren. Von ihrer Station sind insgesamt fünf Schwestern bei dem Lady-Fit-Kurs, den Maestro zusätzlich meist donnerstags anbietet. Der Fitness-Kurs für Frauen kostet aber mit 10 Euro pro Kurs deutlich weniger als ein Personal Training.

Aber für wen ist ein Training bei einem persönlichen Trainer eigentlich das Richtige? „Wenn Menschen nicht aus dem Sport kommen oder der Arzt plötzlich sagt, du musst was für deine Bandscheibe tun, wissen die gar nicht, wo sie anfangen sollen“, erzählt der 33-Jährige. Viele Menschen fühlten sich aus seiner Sicht auch von den schon stark trainierten Menschen in Fitness-Studios abgeschreckt, daher sei ein familiäres Fitness-Studio wie das No Limit Studio in Ickern gut geeignet.
Im Personal Training versucht Sergio Maestro aber nicht nur den Zustand des Körpers zu betreuen. „Ich trainiere dich und du erzählst mir deine Probleme. Der eine hat Krebs, der andere hat seine Mutter verloren, die andere erzählt von häuslicher Gewalt oder jemand fühlt sich einfach unwohl in seiner Haut – jeder Mensch hat etwas, das ihn belastet“, erzählt Maestro.
Kunden transformieren sich
Etwa sehr übergewichtige Menschen neigen aus seiner Sicht auch dazu, sich zu isolieren. Auch ihnen möchte Sergio helfen. „Ich will die Menschen auffangen und ihnen meine Hand reichen. Ich bin ein Mensch, der sehr positiv ist, und das steckt an. Für mich ist jeder Tag ein Geschenk“, sagt der Personal Trainer.
Damit er die Entwicklung seiner Kunden verfolgen kann, macht er alle zwei Wochen Vergleichsbilder. Sie selbst sehen die Vorher-Nachher-Bilder erst am Ende, wenn sie es möchten. Einige Kunden sind so stolz auf das Ergebnis ihres Trainings, dass sie es Sergio Maestro sogar erlauben, die Bilder auf Instagram zu posten.
Bei seinem „Maestro-Plan“ geht es dem 33-Jährigen aber nicht einfach darum, den Menschen zu einer besonders schlanken, sportlichen Figur zu verhelfen. „Es geht um eine physische Optimierung, eine Transformation, aber es ist nicht nur das Körperliche“, sagt Sergio Maestro. „Die Menschen werden glänzen. Das Selbstbewusstsein erweitert sich, sodass die Leute auch ganz anders stehen und sich bewegen. Man transformiert sich von Person A zu Person B.“

Derzeit sucht Maestro nach Trainern, um sein Unternehmen zu erweitern. Auch eine Webseite für den „Maestro Plan“ soll bald fertig sein. Ziel sei aber nicht, mehr zu verdienen. „Geld ist für mich zweitrangig, aber ich habe aktuell viele Anfragen und kann nicht alle abarbeiten“, erzählt der 33-Jährige. „Ich will ein Training für jeden möglich machen, weil jeder es verdient hat, sich in seiner Haut wohlzufühlen.“ Aus seiner Sicht sollten sich nicht nur reiche Menschen einen Personal Trainer leisten können und dürfen.
„Du kommst einfach rein, bist vielleicht gestresst vom Alltag, lässt dich fallen in meine Hände und hast das Training deines Lebens“, sagt Sergio Maestro. „Du gehst mit einem viel besseren Körpergefühl und einem positiven Mindset, weil Training glücklich macht.