
Marieluis Schmugge (26) findet die Straßensperrung sinnlos. © Lydia Heuser
Hellweg-Sperrung zu Testzwecken: „Und das bei den Spritpreisen“
Straßensperrung
Auf Schwerin ist eine Straße seit Montag (23.5.) gesperrt, und zwar zu Testzwecken. Ein Besuch vor Ort, am ersten Tag der Sperrung. Die Reaktionen schwanken zwischen Erleichterung und Unverständnis.
Der Hellweg auf Schwerin ist seit Montag (23.5.) ein Testlabor. Der EUV hat einen Abschnitt der Straße gesperrt. Aber nicht aufgrund einer Baustelle, – nein, Autofahrer sollen sich neue Wege suchen, und zwar ohne Hilfe seitens der Stadtbetriebe. Es gibt keine Umleitungsschilder.
Wir hören uns auf Schwerin um. Wollen sehen, wie Anwohner und Autofahrer auf die neue Sperrung reagieren. Es ist Montagnachmittag, Tag 1 der Sperrung.
Dass die Straße in einer Sackgasse endet, erfahren Autofahrer schon an der Kreuzung Dortmunder Straße/Hellweg. Trotzdem biegen Autos von der Castroper Altstadt und von Frohlinde kommend in die Straße ein.
Wenige hundert Meter weiter der nächste Hinweis, wieder ein Sackgassen-Schild. Ein Auto stoppt. Man hört die Stimme des Google-Maps-Assistenten: „Die Route wird gestartet.“ Offenbar hofft der Autofahrer auf Hilfe. Das Auto biegt rechts in den Erlenweg.
Erleichterung und Unverständnis
Eine Anwohnerin geht mit ihrem Kind an der Hand die Straße entlang. „Die Sperrung ist eine super Entlastung für uns“, sagt sie. Ihr Wunsch: dass der Hellweg eine Anliegerstraße wird. „Die Autos rasen hier immer so durch. Das ist ja eine grade Strecke hier. Erst da vorne wird es knubbelig.“ Sie zeigt auf den Abschnitt des Hellwegs, der auf die Kreuzung zuläuft. Hier parken rechts und links Autos, man muss Slalom fahren.
So begeistert wie die Fußgängerin klingt eine andere Anwohnerin nicht, die gerade in ihr Auto steigt. „Der Hellweg ist der kürzeste Weg nach Merklinde. Jetzt schicken die uns einmal um den Pudding. Und das bei den Spritpreisen.“
Sie ist nicht die einzige Autofahrerin, die die Sperrung nicht gut findet. Am Wendehammer stehen immer wieder Autos vor der Straßensperrung. Felix Bläsing (28) hat auch versucht, die Strecke zu nehmen. „Ich fahre, seit ich 18 bin, immer hier lang“, sagt er. Er pendelt zwischen Mengede und Lütgendortmund. Dass die Sperrung ein Test ist, das ist dem 28-Jährigen neu.
Marieluis Schmugge (26) weiß von der Sperrung, trotzdem fährt sie am Montagnachmittag bis zum Ende. Sie wolle schauen, ob man doch irgendwie durchkommt. Aber keine Chance: Nicht allein Schilder und Zäune versperren den Weg, zusätzlich stehen auf der Fahrbahn massive Betonklötze.

Hier ist Ende, zumindest für Autofahrer und das für drei Wochen. © Lydia Heuser
„Ich finde das total sinnlos. Die Straße ist ja da.“ Es sei ein „totaler Umweg“, die Sperrung zu umfahren. „Sie müssen den neuen Hellweg nehmen“, ruft ihr eine Cabriolet-Fahrerin zu.
Lucia Maier (19) ist als Anwohnerin ebenfalls von der Probe-Sperrung betroffen. „Ich benutze den Hellweg ziemlich oft, um nach Bochum zur Arbeit zu kommen.“ Jetzt fahre sie halt durch Unterspredey. Etwas weiter sei das schon.
Das plant die Stadt in den kommenden Wochen und nach der Sperrung
Der EUV teilt auf Anfrage dieser Redaktion mit, dass es zahlreiche Rückmeldungen auf die Sperrung im Vorfeld gegeben habe. Neben Beschwerden wegen längerer Fahrtwege seien aber auch „positive Resonanzen und ergänzende Anregungen“ dabei gewesen. „Alle Anmerkungen fließen selbstverständlich in den weiteren Prozess mit ein und werden der Kommunalpolitik zur weiteren Beratung vorgestellt werden“, so äußert sich EUV-Vorstand Michael Werner.
Die erste Woche wolle der EUV nutzen, damit sich die Autofahrer neue Wege suchen. Dann soll ab Woche zwei der Sperrung mit der Zählung begonnen werden. Die dann gewonnenen Erkenntnisse will die Fachverwaltung nutzen, um zu ermitteln, wie die Einmündung Erlenweg und der anschließende Waldabschnitt des Hellwegs verkehrstechnisch entlastet werden können.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
