
© Bastian Becker
Schule ohne Maskenpflicht: „Viele denken, es gibt kein Corona mehr“
Coronavirus
Nach zwei Jahren Pandemie dürfen Schüler und Lehrer inzwischen auf Masken im Unterricht verzichten. Unsere Praktikantin, selbst Castrop-Rauxeler Schülerin, hat ihre Eindrücke aufgeschrieben.
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie, in denen in Schulklassen fast durchweg Maske getragen werden musste, gilt die Regelung seit der Woche vor den Osterferien nicht mehr. Seit Montag (25.4.) wird an den meisten Schulen auch nicht mehr auf eine Corona-Infektion getestet, weil es NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) so wollte.
Meine Eindrücke habe ich in der Woche vor den Ferien an meiner Schule, dem Adalbert-Stifter-Gymnasium, gesammelt: Eine Lehrerin hat da beobachtet, dass vermehrt jüngere Schüler auf die Maske verzichten. Mir antwortete eine Schülerin auf die Frage, wie es so ohne Masken ist: „Ohne Masken ist es cool.‘‘
Sie gehört zu den jungen Schülerinnen und Schülern, die ein Schulleben an der weiterführenden Schule nur mit Maske kennen. Immerhin tragen sie den Mund-Nasen-Schutz seit Schulbeginn beinahe pausenlos im Unterricht.
Es hat sich wenig verändert
Schüler der weiterführenden Schulen behaupten trotzdem, dass sich seit dem Ende der Maskenpflicht nicht viel verändert habe. Denselben Eindruck bekommt man bei dem Gang durch das Oberstufengebäude des Adalbert-Stifter-Gymnasiums in Castrop-Rauxel: Kaum ein Schüler ist ohne Maske zu sehen.
Andererseits bleibt die Sorge vor einer Corona-Infektion an einigen Stellen bestehen. Vor allem Oberstufenschüler sind diesbezüglich vorsichtiger. Die Abiturprüfungen stehen nämlich vor der Tür. Das entscheidende Ereignis der Schullaufbahn möchten man auf keinen Fall wegen einer Quarantäne verpassen.
„Viele denken, dass es kein Corona mehr gibt‘‘, befürchtet Lisa, angehende Abiturientin. Auch sie hat Bedenken, was die Entscheidung der Landesregierung angeht, weist darauf hin, dass die Infektions-Zahlen immer noch hoch seien. Eine berechtigte Sorge.
Bekanntermaßen ist das Infektionsrisiko in den Schulen weiterhin hoch. Die weggefallenen Maßnahmen könnten vor allem den jüngeren Jungen und Mädchen vermitteln, dass das Coronavirus verschwunden sei.
Wegfall der Tests sorgt für Unsicherheit
Ab Montag sind auch noch die obligatorischen Testungen komplett eingestellt, was zusätzlich für Unsicherheit sorgt. Schließlich muss der verpasste Unterrichtsstoff, im Falle einer Quarantäne, größtenteils eigenständig nachgearbeitet werden. Dasselbe gilt für Lehrerinnen und Lehrer, die ebenso gefährdet sind.
Da kann es passieren, dass Lehrer nicht nur für wenige Unterrichtsstunden, sondern gleich für zwei Wochen ausfallen. Aus Schülersicht wird das insbesondere während der Klausurenphase zum Problem. Die digitale Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern hat sich seit Beginn des ersten Lockdowns verbessert, zum Beispiel durch die vielerorts neu eingeführten Lernplattformen. Dennoch ist das Online-Schooling keine ausreichende Alternative zum Präsenzunterricht geworden.
Es fehlt nämlich deutlich an Unterstützung für die Kinder im Distanzunterricht. Oft reichen auch die Kapazitäten der Lehrkräfte nicht aus, um verschiedene Gruppen gleichzeitig mit Unterrichtsmaterialien zu versorgen. Ohne die grundlegenden Schutzmaßnahmen liegt es nahe, dass hier ein zunehmendes Problem entstehen wird.
Schüler fühlen sich mit Maske sicherer
Auch das ist ein Grund warum sich ein Großteil der Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen auf die Masken verlässt. Sie fühlen sich so sicherer. Lina, ebenfalls Oberstufenschülerin, vertraut auf den Mund-Nasen-Schutz. Sie hat keine Angst, dass sie sich in der Schule anstecken könnte. Ihre Begründung: „Ich trage immer meine FFP2-Maske.“ Aber Fakt ist, dass die Masken ihrer Funktion am besten gerecht werden, wenn alle sie tragen.
Daher kommt auch der Appell der Lehrer, die Schutzmasken freiwillig aufzubehalten. Allerdings handelt es sich um eine individuelle Entscheidung, die, egal wie sie ausfällt, in jeglicher Form toleriert werden sollte. Nur so können die Schulen ein konfliktfreier und fördernder Ort zum Aufwachsen bleiben.