Schließung der Leselust in Castrop Ein harter Schlag für die Stadt

Schließung der Leselust: Ein harter Schlag für die Stadt
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 Ronny von Wangenheim

Wer nach Sonnenuntergang über die Münsterstraße geht, sieht ins Dunkle. Ein Filialist hat sein Schaufenster beleuchtet. Mehr Licht gibt es nicht. Nur auf der anderen Straßenseite hat Martina Tielker bewusst ein Licht ins Schaufenster gestellt: gegen die Dunkelheit. Gegen eine trostlose Innenstadt.

Ende April geht das Licht in ihrer Leselust endgültig aus. Die engagierte Buchhändlerin schließt nach 13 Jahren. Ihre Gründe sind nachvollziehbar. Das Bedauern, das ihr jetzt schon entgegenschlägt, genauso. Der Buchladen ist für viele Castrop-Rauxeler ein Wohlfühlort, selbst TV-Moderator Jörg Thadeusz outet sich immer wieder als Fan der Leselust.

Mal abgesehen davon, dass die Leselust auch ein sozialer Treffpunkt ist, wie es Martina Tielker selbst sieht. Er ist eines der wenigen inhabergeführten Läden in der Innenstadt. Viele sind im Laufe der Jahre verschwunden. Direkt gegenüber der Leselust sind leere Schaufenster, wo Augenoptiker und Hörgeräte-Akustiker Mues & Sternemann bis vor knapp einem Jahr noch ein großes Geschäft hatte. Wenige Meter weiter fehlen die Schuhe im Schaufenster von Grosse-Kreul. Viele Leerstände mehr gibt es in der Altstadt.

Gegen den Niedergang hat sich Martina Tielker gewehrt. Wenn es lange Shopping-Nächte gab, haben sich bei ihr Kunden bei einem Gläschen Wein und kleinen Häppchen bestens unterhalten. Aktionen wie die mit den Blumenampeln hat sie ausdrücklich unterstützt. Und sie hat sich kritisch geäußert, zum Beispiel zu den vielen verschiedenen Schließungszeiten in der Altstadt, die Kunden nur verwirren würden. Auf Gegenliebe ist sie damit nicht immer gestoßen. Im Gespräch mit ihr klingt an, dass sie auch im Rathaus manchmal nicht das Gehör gefunden hat, das sie sich erhoffte.

Das alles ist für Martina Tielkers Entscheidung nicht maßgeblich. Aber für die Stadt, für die Einzelhändler, sollte ihre Entscheidung ein Warnschuss sein. Irgendwann ist ein neuer Leerstand genau der eine Leerstand zu viel. Soweit darf es nicht kommen.