Unterschiedliche Öffnungszeiten in Castrop-Rauxel Kunden und Händler leiden: „Eine Katastrophe“

Einzelhändler kritisieren unterschiedliche Öffnungszeiten: „Eine Katastrophe“
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Blumen Risse öffnet morgens in der Castroper Altstadt schon um 8.30 Uhr, die Bettenwelt Schülke erst eine Stunde später. Das Modeoutlet Ultimo schließt abends um 19 Uhr, Reiter Fashion und viele andere schon um 18 Uhr. Die Confiserie Hussel macht seit einiger Zeit eine Mittagspause. Einheitlich geregelte Öffnungszeiten, auf die sich die Kundinnen und Kunden verlassen können, gibt es in der Altstadt nicht.

Das Problem ist ein altes: „Schon mein Großvater hat in den 60er-Jahren versucht, die Öffnungszeiten in der Altstadt zu vereinheitlichen“, sagt Max Zimmer vom Juwelier Zimmer. „Das hat damals schon nicht funktioniert.“ Heute sieht es nicht anders aus. Der Juwelier schließt abends um 18 Uhr, der Buchladen Castroper Leselust erst eine halbe Stunde später. „Ich finde die Unterschiedlichkeit der Öffnungszeiten eine Katastrophe“, sagt Buchhändlerin Martina Tielker deutlich. „Auch, dass viele am Samstag schon um 14 Uhr schließen, ist fatal.“ Ebenso sei es ein Problem, wenn Geschäfte ständig ihre Öffnungszeiten wechseln.

Wirtschaftliche Gründe

Dass ein Geschäft an Wochentagen um 18 Uhr schließt, passe laut der Buchhändlerin nicht mehr in die heutige Zeit: „Das finde ich grenzwertig.“ Max Zimmer sieht das zumindest für sein Geschäft anders. Bis Anfang des Jahres hatte sein Geschäft noch bis 19 Uhr geöffnet, dann verkürzte er die Öffnungszeiten um eine Stunde. „Wir haben gemerkt, dass die Frequenz hier abends einfach zu gering ist“, sagt er: „Vom Aufmachen um des Aufmachens Willens halte ich nicht viel.“

Er betont, dass es sich also um einen wohlüberlegten Entschluss handelte und kein Schnellschuss sei. „Das war kein Bauchgefühl, sondern eine strategische Entscheidung, ablesbar an den Umsatzzahlen.“ Auch wenn einige Menschen gezielt zu ihm kommen, lebe er auch von der Laufkundschaft – besonders unter der Woche.

Juwelier Max Zimmer und  sein Vater Matthias im Geschäft
Juwelier Max Zimmer (r.) wäre wie schon sein Vater Matthias (l.) für gemeinsame Öffnungszeiten in der Castroper Altstadt. (Archiv) © Tobias Weckenbrock

„Für jeden Kunden wären gemeinsame Öffnungszeiten ein Riesen-Vorteil“, sagt Max Zimmer: „18, 17 oder 19 Uhr – egal, ich würde mich da fügen.“ Hoffnung auf eine Absprache hat er jedoch kaum: „Ich verstehe, dass das viele Menschen bewegt, aber ich glaube nicht, dass das passieren wird. An verkaufsoffenen Sonntagen oder beim Nightshopping ziehen ja auch nicht alle mit“, sagt er. Genauso wenig könnte man Geschäften ihre Schließzeiten oder Kernöffnungszeiten aufzwingen. Eine bessere Möglichkeit sei ein runder Tisch, aber auch hier würden verschiedene Motive aufeinandertreffen. „Es gibt inhabergeführte Geschäfte und es gibt Filialisten“, erklärt Max Zimmer. Gerade bei einem Filialisten sei es vielleicht so, dass mehr auf die Kosten für eine zusätzlich geöffnete Stunde wie Strom und Personal geschaut werde.

Kaum Hoffnung

„Am Ende backt jeder sein eigenes Brötchen“, sagt Max Zimmer deshalb. Genau das befürchtet auch Martina Tielker: „Man bekommt leider nicht alle unter einen Hut.“ Außerdem bestehe das Problem nicht nur in Castrop-Rauxel, sondern eigentlich in allen Städte. „Ich habe lange Zeit in Köln gearbeitet und selbst dort ist es nicht einheitlich“, sagt Max Zimmer.

Hoffnung macht Martina Tielker zumindest das Einkaufsverhalten ihrer Kunden. „Die Leute stimmen das schon ab“, sagt sie. Wenn ihr Laden länger geöffnet hat als andere, dann kämen die Kundinnen und Kunden eben anschließend. „Unser Motto war immer: ‚Machen sie erst alles andere, wir sind immer noch für sie da‘“, sagt die Buchhändlerin, die an Samstagen ab 15 Uhr oft alleine im Laden arbeitet. „Und wenn dann kurz vor Ladenschluss noch ein Kunde kommt und länger braucht, dann wird der auch vernünftig zu Ende bedient.“

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