Das hat schon was: Karte, Smartphone oder Smartwatch für einen kurzen Moment an das Electronic-Cash-Terminal, das EC-Kartenlesegerät also, halten, einen Moment warten und schon ist Summe X bezahlt. Kontaktlos, schnell und ganz unkompliziert. Oder?
Dario Ponza schüttelt den Kopf. „Bargeld klappt besser“, sagt der Inhaber des Restaurants Il Carciofo an der Widumer Straße in Castrop. „Und auch schneller“, fügt er hinzu. „Die Kartenzahlung hat viele Schwächen.“ Sie sind technischer Natur; mal sei das EC-Terminal defekt, mal versage das WLAN oder aber die Karte werde nicht erkannt beziehungsweise akzeptiert, erklärt er. „Beim Bargeld hingegen kann eigentlich nichts schiefgehen“, sagt Ponza.
Mit dem Trend gehen
Das bedeutet für den Gastronomen, der privat mitunter auch seine Karte zum Bezahlen zückt, natürlich nicht, dass er nur auf Scheine und Münzen setzt. „Man kommt um die Kartenzahlung nicht mehr drumherum. Also muss man diesen Trend mitgehen und das anbieten.“

Gerade seine jüngere Kundschaft wisse das zu schätzen. „Da zahlen schon so 80 Prozent eher mit der Karte oder dem Handy“, sagt Dario Ponza. Bei älteren Menschen sei es hingegen anders. „Die zahlen eigentlich immer bar.“ Insofern halte es sich in seinem Restaurant etwa die Waage – die eine Hälfte zahle lieber mit Bargeld und die andere Hälfte eher mit Karte &Co..
Zwei Prozent gehen verloren
Dario Ponza führt aber noch ein weiteres Argument an, das aus seiner Sicht eher gegen die Kartenzahlung spricht: „Was der Kartenzahler nicht weiß: Ich krieg‘ dann nur 98 Prozent von der Summe und nicht die vollen 100. Jede Bankbewegung kostet schließlich Geld. Diese zwei Prozent, die verloren gehen, das ist ein Beigeschmack.“
Das bestätigt sich auch im Gespräch mit anderen Händlerinnen und Händlern in der Castroper Altstadt. Wie eine Mitarbeiterin des Blumengeschäfts Pusteblume, Im Ort 7, erklärt, sei das auch der Grund dafür, dass man eine Kartenzahlung erst ab der Summe von 5 Euro ermögliche. „Sonst lohnt es sich für uns schlichtweg nicht, wegen der Gebühren“, sagt sie. Aber auch sie mache meist die Erfahrung, „dass die Leute, zumindest die jüngeren, am liebsten jede noch so kleine Summe – und seien es nur zwei Euro – mit der Karte bezahlen wollen“.
„Auf Kosten des Geschäfts“
Auch bei Reiter Fashion kommt Inhaber Jens Reiter auf diese Gebühren zu sprechen. „Mit der Karte zahlen geht auf Kosten des Geschäfts“, sagt er. Bei dem Modeladen Am Markt 2 sei eine Kartenzahlung zwar ab jeder Summe möglich, „aber wir haben in der Regel natürlich auch keine so kleinen Beträge“, sagt er.
Seine Kundschaft neige womöglich „ein bisschen mehr zur Kartenzahlung“, schätzt Reiter. Die biete er natürlich gerne an, wenngleich auch hier die Technik mitunter streike.
Bargeld nur bei „Kleinstbeträgen“
Kleinere Zahlungen, die werden auch bei Juwelier Zimmer weniger Meter weiter Am Markt 25 eher selten getätigt. Insofern überrascht es wohl auch nicht, dass hier laut Inhaber Max Zimmer meistens Karte &Co. zum Zahlen gezückt werden: „So etwa 80 Prozent unserer Kundinnen und Kunden nutzen die Kartenzahlung.“ Lediglich „Kleinstbeträge“, das sind laut dem Juwelier Summen bis maximal 200 oder 300 Euro, würden durchaus auch mal bar bezahlt.

Bei höheren Beträgen sei das die Ausnahme. „Wenn zum Beispiel ein Mann vorbeikommt, um ein Schmuckstück als Geschenk für seine Ehegattin zu kaufen – und sie haben eigentlich ein gemeinsames Konto – dann wird auch ein höherer Betrag mal bar bezahlt, damit die Überraschung bleibt“, erzählt Max Zimmer. Anders als die anderen Befragten kann der Juwelier jedoch nicht feststellen, dass die Entscheidung „Bargeld oder Karte“ altersbedingt unterschiedlich ausfällt. „Ich denke, das hängt einfach auch damit zusammen, wo und was man kauft“, sagt er.
- Immer mehr Menschen im Euroraum nutzen laut der Europäischen Zentralbank (EZB) elektronische Zahlungen. Zwar wurden im Jahr 2022 Käufe in 59 Prozent der Fälle – und damit überwiegend – noch in bar bezahlt, aber 2019 waren es mit 72 Prozent noch deutlich mehr. Bei Käufen an der Ladenkasse ist der Anteil der Kartenzahlungen im gleichen Zeitraum hingegen um neun Prozentpunkte gestiegen – 2022 lag er bei 34 Prozent.
- Der Umsatz der Kartenzahlung ist demnach allerdings öher, da viele Kunden größere Beträge lieber mit der EC- oder Kreditkarte begleichen. 46 Prozent der Umsätze wurden mit der Karte bezahlt, 42 Prozent mit Bargeld. Weitere Zahlmöglichkeiten sind beispielsweise Gutschriften oder per Rechnung.
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