
Bargeldloses Zahlen ist Alltag. Wenn die Debitkarte die jetzige Girocard ersetzt, befürchten Händler höhere Kosten. © picture alliance/dpa (Symbolbild)
Sparkasse Vest zum EC-Karten-Aus: Auswirkungen „nicht so dramatisch“
Bargeldloses Zahlen
Ist die Girocard bald passé? Setzt sich die Debitkarte durch? Händler befürchten das. Denn Debitkarten erzeugen für sie höhere Kosten. Was planen Sparkasse und Volksbank in Castrop-Rauxel?
Zahlen mit Karte: Das war in der Corona-Krise ein probates Mittel, um Kontakte an der Kasse im Supermarkt oder beim Bäcker zu vermeiden. Doch ganz unproblematisch ist die Zahlung mit der Karte nicht für jedermann.
Fast jeder Verbraucher hat eine Giro-Card, landläufig EC-Karte genannt. Deutlich weniger Deutsche besitzen eine Kreditkarte. Nun hat der internationale Zahlungsdienstleister Mastercard angekündigt, die Maestro-Funktion der Girokarte im Juli 2023 einzustellen. Diese Funktion erlaubt das Zahlen und Geldabheben im (europäischen) Ausland.
Auch Internetbanken stellen zunehmend die reine Giro-Card ein. Stattdessen bieten Sie eine Debit-Karte an – im Grunde eine Mischung aus Giro- und Kreditkarte.
Der Unterschied von Debit- zur Kreditkarte: Wie bei den EC-Karten auch, wird beim Zahlen mit der Debit-Karte das Konto des Kunden direkt belastet. Bei der Kreditkarte wird bis zum Ende des Monats gesammelt und dann einmalig gebucht.
„Auswirkungen sind keine Meldung wert“
Händler in Castrop-Rauxel registrieren, dass mehr und mehr Kunden mit einer Debit-Karte bezahlen. Die ist aber wie eine Kreditkarte mit höheren Gebühren für die Händler verbunden. Deshalb schließen viele kleine Händler bisher eine Kreditkarten-Zahlung aus, ermöglichen aber eine EC-Karten-Zahlung.
Nun haben Castrop-Rauxeler Kunden und Händler ihre Konten längst nicht alle bei Privat- oder Internetbanken. Im Gegenteil: Viel mehr Menschen wickeln ihre Geldgeschäfte mit der örtlichen Sparkasse oder Volksbank ab. Wie also sehen die beiden großen Geldinstitute vor Ort die Zukunft von EC-Karte und eine Umstellung auf die Debit-Card?
Stefan Fokken beruhigt. Aus Sicht des Sprechers der Sparkasse Vest Recklinghausen ist die Diskussion nach der Ankündigung von Mastercard „hochgepuscht“. „Das ist gar nicht so dramatisch“, sagt er. „Die Auswirkungen sind keine Pressemeldung wert.“ Für Fokken ist klar: „Wir finden als Banken eine Lösung.“ Die werde der Kunde in der praktischen Anwendung gar nicht bemerken.

Stefan Fokken, Pressesprecher der Sparkasse Vest Recklinghausen, sieht die Sorgen um die Debitkarte als "nicht so dramatisch". © Tobias Weckenbrock
Das Zahlen mit Bargeld sieht der Sparkassen-Sprecher indes nicht als Alternative. „Säcke voller Bargeld erzeugen bei den Händlern auch Kosten“, sagt er. Das müsse in die Rentabilitäts-Rechnung des Händlers einfließen. „Von der Europäischen Union sind wir verpflichtet, das eingezahlte Geld auf Echtheit zu überprüfen“, erklärt Stefan Fokken. Das passiert in den Einzahl-Automaten – die High-Tech-Geräte sind aber teuer.
„Ende der Girocard sehe ich nicht“
Die Volksbank Castrop-Rauxel gehört zur Dortmunder Volksbank. „V-Pay wird wohl nachziehen und wie Mastercard die Bezahlfunktion für das Ausland auf einer Girocard nicht mehr anbieten“, erklärt Ralf Hoof, Leiter E-Business der Bank mit Geschäftsstellen auch in Castrop-Rauxel. V-Pay gehört zum Zahlungsdienstleiter Visa und ist quasi das Pendant zur Maestro-Funktion von Mastercard.
Möglicherweise werde auch die Dortmunder Volksbank ab 2023 Debitkarten, also „Kreditkarten in direkt abrechnender Weise“ (O-Ton Hoof) ausgeben. „Entscheidend wird sein, was unsere Kunden möchten“, sagt Ralf Hoof. „Das Ende der Girocard sehe ich nicht. Ganz wichtig ist, dass die Girocard auch weiter gültig bleibt.“
Ein Fortbestand der Girocard dürfte die Händler sicher beruhigen. Denn welche höheren Kosten eine Debitkarte erzeugt, rechnet Thomas Schäfer, Geschäftsführer des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland, vor: „Werden bei kleinen und mittleren Händlern mit der Girocard rund 0,2 Prozent des Umsatzes in Rechnung gestellt, so sind es bei Debitkarten von Mastercard oder Visa 0,8 oder gar über 1 Prozent“, erklärt er.
Ein 100-Euro-Einkauf verursache Autorisierungskosten von etwa 20 Cent im Girocard-System und rund 1 Euro im System der globalen Anbieter. „Das schmälert den Gewinn“, so Schäfer.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
