Es war wohl so viel Wasser, wie zwei Familien mit acht Personen im Durchschnitt verbrauchen – wohlgemerkt in einem Jahr. Diese Menge floss aus der Hausanschluss-Hauptleitung in den Keller eines neu gebauten und fast bezugsfertigen Doppelhauses im Beerenbruchviertel von Castrop-Rauxel. 350 Kubikmeter Wasser pumpte die Feuerwehr am 14. Januar heraus. Nun ermittelt nicht nur die Kripo, sondern auch das zuständige Bauunternehmen.
Die Dornieden-Gruppe vermarktet und entwickelt hier das Baugebiet, das später einmal Wohnraum für 1000 Menschen bieten wird. Bisher wohnen nur ein paar Leute hier. Und es wären bald wieder ein paar Familien mehr geworden. Wenn nicht dieser Vorfall dazwischen gekommen wäre.
Die Polizei hat den Tatzeitraum auf Freitag, 15 Uhr, bis Samstag, 15 Uhr, eingegrenzt, erklärte ein Sprecher am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion. Mindestens 20 Stunden, vielleicht sogar doppelt so lang floss also Wasser aus dem offenen Wasserrohr in den Keller der Doppelhaushälfte. Erst in den Keller, später in den Keller der anderen Hälfte und sogar ins Erdgeschoss.
Der fast bezugsfertige Neubau wird weit zurückgeworfen: Mindestens vier, vielleicht sogar sechs Monate bräuchte man, um das zu korrigieren, sagte Sprecherin Judith Uttenweiler vom Mönchengladbacher Bauunternehmen im Gespräch mit unserer Redaktion.
Dornieden schrieb E-Mail an Nachbarn
Die Dornieden-Gruppe versuchte gleich, deutlich zu machen, dass es hier keine Bauschäden und schon gar keinen Wasserrohrbruch gegeben habe. Sie vermutet einen Sabotage-Akt, wenngleich die Hintergründe vollkommen unklar sind. Auch für Dornieden. Darum versucht das Unternehmen selbst, Klarheit zu bekommen. Es wendete sich schon am Tag nach dem Vorfall, am 15.1.2024, in einem Schreiben per E-Mail an Bewohner des Viertels und künftige Bewohner der weiteren Neubauten im Umfeld.
Darin soll es unter anderem heißen, dass Ursache mit „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ Sabotage sei. Im Keller A1 sei der vorgerüstete Anschluss der Wasserversorgung manipuliert worden. Nachbarn werden um Hilfe gebeten: Wenn sie zwischen Freitagnachmittag und Sonntagmorgen im Bereich des Hauses A1 oder A2 unbekannte Personen beobachtet hätten, sollten sie sich melden.
Ihm lägen aktuell keine Hinweise auf unbefugtes Eindringen vor, erklärte Polizeisprecher Andreas Lesch am Dienstag im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch er betonte, dass die Polizei Hinweise gerne entgegennehme: Wer eine Person gesehen habe, die eines der Häuser über die Tür oder über eines der Fenster betreten habe oder verdächtig um die Häuser geschlichen sei, solle sich unter Tel. 0800 2361111 melden.
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