Rohrbruch in Neubau entpuppt sich als Kriminalfall Wasser-Sabotage im Beerenbruchviertel?

Rohrbruch im Beerenbruchviertel entpuppt sich als Kriminalfall
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Die Feuerwehr Castrop-Rauxel erlebte an jenem Sonntag (14.1.) einen irren Mittag. Sie musste zu verschiedenen Stellen gleichzeitig ausrücken und orderte Verstärkung nach. Ein Einsatz fand im Neubaugebiet Beerenbruchviertel in Ickern statt. Es hieß, es habe einen Wasserrohrbruch in einem der vielen Neubauten gegeben. Jetzt stellt sich heraus: Es war viel dramatischer. Vor allem für die Eigentümer, die hier bald einziehen wollen.

„Es war gar kein Wasserrohrbruch“: Das erklärt Judith Uttenweiler von der Dornieden-Gruppe aus Mönchengladbach. Sie entwickelt mit ihren Häusern der Marke Dornieden und Vista das Wohngebiet Beerenbruchviertel, das seit etwa zwei Jahren entsteht und irgendwann bis zu 1000 Einwohner haben soll. Für zwei Familien wird sich das aber noch länger hinziehen, bis sie hier Fuß fassen.

Der Bauleiter von Dornieden sei an jenem Sonntag noch auf der Baustelle gewesen, weil er von einem der Käufer informiert wurde, so erläutert sie. Als er dort ankam, war Wasser im Keller eines Dornieden-Doppelhauses. Das sind die individuelleren und teureren der Häuser hier, unter anderem wegen eines Kellers. „Der Keller des einen Hauses war komplett voll. Über die Schächte ist das Wasser dann in die andere Doppelhaushälfte eingedrungen. Darum hatte die Feuerwehr in beiden Kellern massiv abzupumpen“, schildert Judith Uttenweiler.

Im Beerenbruchviertel (hier ein Bild aus August 2023) liefen zwei Keller mit Wasser voll. Hier gab es einen Wasserrohrbruch. Besonders ärgerlich bei einem solchen gerade erst bezogenen Neubau.
Im Beerenbruchviertel (hier ein Bild aus August 2023) liefen zwei Keller mit Wasser voll. Hier gab es einen Wasserrohrbruch. Besonders ärgerlich bei einem solchen gerade erst bezogenen Neubau. Die Häuser des Typs Dornieden sind die im oberen Bereich rechts. © Tobias Weckenbrock (2023)

Verzögerung um ein halbes Jahr

Feuerwehr und der Dornieden-Fachmann stellten fest, dass der Hauptwasseranschluss des einen Hauses vollständig aufgedreht gewesen sei. Kein Rohr gebrochen, sondern ein Anschluss offen: „Wenn die Häuser noch nicht bewohnt sind, sind die Wasserhähne natürlich zu“, so Uttenweiler. „Wir gehen davon aus, dass das mutwillig geschehen ist. Der Fall wurde der Polizei und der Versicherung gemeldet. Wir konnten keinerlei Defekt am Haus feststellen.“

Die Polizei recherchiere wegen Sabotage und Mutwilligkeit. „Ein massiver Schaden“ sei entstanden, da das Wasser auch das ganze Erdgeschoss in Mitleidenschaft gezogen habe. Insgesamt habe die Feuerwehr 350.000 Liter Wasser abgepumpt, sagt die Dornieden-Sprecherin. „Und das kurz vor dem Einzug.“ Das ist so viel Wasser, wie zwei vierköpfige Familien im Durchschnitt im Jahr verbrauchen.

Der Einzug verzögere sich nun bei beiden Kauf-Parteien um vier bis sechs Monate. „Dabei waren die Eigentümer noch am Freitag vorher mit einem Gutachter im Haus. Da sind keine baulichen Mängel festgestellt worden.“ Nun habe man ein Sanierungskonzept in Auftrag gegeben, das ausgearbeitet werden müsse. Das dauert. Die Käufer müssen vorerst weiterhin anderswo wohnen. Sollten sie ihren Vertrag für die jetzige Bleibe schon gekündigt haben, wird das neben den Zusatzkosten viele weitere Probleme verursachen.

Polizei: Tatbestand Sachbeschädigung

Neben den Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft seien auch andere in die Aufarbeitung involviert: „Wir sind selber alarmiert und müssen abwarten, was der polizeiliche Befund ergibt“, sagt Judith Uttenweiler. „Wenn das mutwillig passiert ist, ist das auf jeden Fall kein Kavaliersdelikt. Es zieht extreme Folgekosten nach sich, für alle Beteiligten.“

Zur Reparatur und Heilung des Schadens ist das fast fertige Haus nun „wieder eine Großbaustelle für uns geworden“, sagt die Dornieden-Sprecherin.

Und die Polizei? „Die Strafanzeige liegt vor“, bestätigt Sprecher Andreas Lesch. Der Tatbestand: Sachbeschädigung an nicht frei zugänglichen Orten. Auch Hausfriedensbruch werde noch geprüft. Aber Einbruchsspuren gebe es laut seiner Einsicht in die Aktenlage nicht. „Die Ermittlungen laufen“, erklärt er.

Den Tatzeitraum grenzt die Polizei in ihren Ermittlungen auf Freitag (12.1.) um 15 Uhr bis Samstag (13.1.) 15 Uhr ein. Ausgepumpt wurde am Sonntag.

Das Baugebiet entsteht derzeit im 3. Bauabschnitt. Neben den zum Teil voll unterkellerten Dornieden-Häusern werden auch Vista-Häuser als Reihen- und Doppelhäuser errichtet. Am Rande des Baugebiets zur Recklinghauser Straße sollen auch Mehrfamilienhäuser gebaut werden.

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