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Rettungseinsätze verlieren während des Marktes bis zu 60 Sekunden
Feuerwehr
Castrop-Rauxels Feuerwehrchef hat bestätigt, dass ein Rettungseinsatz durch den Wochenmarkt verzögert worden ist. Dramatisch sei die Situation aber nicht geworden.
FDP-Chef Nils Bettinger hatte am 16. März aus seiner Wohnung am Lambertusplatz heraus beobachtet, wie sich ein Rettungs- und ein Notarztwagen während des Wochenmarktes nach seiner Einschätzung durch die Fußgängerzone der Altstadt quälen mussten und dabei wertvolle Zeit verloren. So hat es Bettinger auf Facebook geschildert.
Wir haben Ulrich Vogel, den Leiter der Feuerwehr in Castrop-Rauxel, mit diesem Fall konfrontiert und ihn zur konkreten Situation, zum Einfluss des Markbetriebes auf die Eintreffzeiten von Rettungskräften und zu generellen Fragen von Rettungs- und Feuerwehr-Einsätzen in der Fußgängerzone befragt.
Abläufe beim Markt klar besprochen
Vor der Verlegung des Wochenmarktes vom Marktplatz in die Fußgängerzone aufgrund der Neugestaltung des Marktplatzes sei zwischen dem EUV, dem Ordnungsamt, den Markthändlern und der Feuerwehr festgelegt worden, welche Marktstände wo platziert werden können, um alle Häuser in der Fußgängerzone bei Brand- oder Rettungsdienst-Einsätzen weiterhin erreichen zu können.
Damit das klappe, sei es auch erforderlich, „an den Marktständen die Vordächer einzuklappen“, erklärt Vogel. Dazu würden die Händler entweder von der Marktmeisterin aufgefordert oder würden selbst tätig, wenn ein Einsatzfahrzeug an ihnen vorbeifahren will. Diese Vorgehensweise ist laut Vogel in mehreren Einsatzübungen überprüft und für zweckmäßig befunden worden.
Vogel: „Im FaIle des Einsatzes auf der Münsterstraße am 16. März betrug der Zeitaufwand zum Einklappen jeweils rund 10 bis 20 Sekunden. Auf der gesamten Anfahrt addierte sich der Zeitaufwand an den einzelnen Markständen auf insgesamt rund 50 bis 60 Sekunden.“
„Als zügig und angemessen wahrgenommen“
Das sei auch aus Sicht der beteiligten Einsatzkräfte „als zügig und angemessen wahrgenommen“ worden, so der Feuerwehr-Chef. Ein Zeitverlust von insgesamt 30 bis 60 Sekunden gelte bei diesem Vorgang als ein nachvollziehbarer Wert.
Laut Ulrich Vogel habe der Patient in dem konkreten Beispiel durch den Einsatz während des Markbetriebes „keinerlei Nachteile oder gar gesundheitliche Schäden“ erlitten.
Das Konzept des Wochenmarktes in der Altstadt sei im Übrigen so ausgelegt, dass auch Löschfahrzeuge im Alarmfall die Fußgängerzone befahren können, so Vogel. In diesem Zusammenhang war in der Vergangenheit allerdings über die Frage diskutiert worden, ob der Bormann-Brunnen samt der Würfel am Lambertusplatz weichen müsste, um etwa die Lambertus-Kirche bei einem Brand ungehindert anfahren zu können.
Dazu gibt es nach wie vor keinen neuen Sachstand. Ulrich Vogel: „Über die Notwendigkeit zur Verlegung werden Gespräche zwischen der Kernverwaltung, der Feuerwehr und dem Immobilienmanagement geführt.“
Rettungsziel in der Innenstadt problemlos erreichbar
Der Rettungsdienstbedarfsplan definiert stadtweit als erklärtes Ziel eine Zeitspanne von acht Minuten von der Alarmierung bis zum Eintreffen am Einsatzort. Dasselbe Schutzziel gilt auch im Brandfall für die Löschfahrzeuge. Ulrich Vogel: „Festzustellen ist, dass insbesondere für die Anwohner der lnnenstadt diese Anforderung in der Regel übererfüllt wird.“
Die Auswertung aller 23 Einsätze an Marktagen im Jahr 2020 zeige eine mittlere Anfahrtszeit von vier Minuten. Diese Zeit habe man auch beim konkreten Einsatz am 16. März benötigt.
Um das Einsatzziel von acht Minuten möglichst immer und überall in der Stadt erreichen zu können, wird in der Stadt über einen Neubau der zentralen Feuerwache der hauptamtlichen Feuerwehr auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände an der Ecke B235 und Klöcknerstraße nachgedacht. Von dort aus könnten Ziele im Norden der Stadt schneller erreicht werden als vom bisherigen Standort an der Frebergstraße.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
