Endlich kann das Brauhaus Rütershoff wieder Gäste empfangen. Nun mangelt es aber an Personal.

© Volker Engel

Castrop-Rauxeler Restaurants öffnen wieder: Jetzt fehlt das Personal

rnGastronomie

Nachdem die Restaurants in Castrop-Rauxel aufgrund des Lockdowns monatelang schließen mussten, öffnen sie nun wieder ihre Pforten. Doch vielen mangelt es jetzt an Mitarbeitern.

von Jonas Hildebrandt

Castrop-Rauxel

, 24.06.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Gastronomiebranche ist eines der größten Opfer der Corona-Pandemie. Auch die Castrop-Rauxeler Restaurants litten schwer unter den Maßnahmen. Doch nun scheint sich die Situation wieder zu normalisieren, Restaurants dürfen wieder öffnen und inzwischen sogar ohne Test. Viele Inhaber haben jetzt aber ein neues Problem: Sie finden nicht genug Personal.

Jetzt lesen

So ging es zum Beispiel Marius Hurmuz, dem Besitzer des „Il Gambero due“. Während der Corona-Krise verlor er zwei Köche. Sie entschieden sich dazu, lieber im Pflegeheim zu arbeiten. „Dafür habe ich Verständnis“, sagt Marius Hurmuz. Schließlich war der Job im Restaurant durch die Pandemie plötzlich extrem unsicher geworden. Der Lockdown zwang die Gastronomiebetriebe zu Schließungen, die Zukunft vieler Mitarbeiter war damit unklar. Durch die Kurzarbeit konnte Hurmuz die meisten seiner Mitarbeiter halten, zum Neustart fehlte es jedoch trotzdem an entscheidenden Stellen.

Jetzt lesen

Die ganze Branche ist betroffen

Ähnlich erging es Nunzio Marcucci, Besitzer der Trattoria Puglia. Auch er konnte sein Kernpersonal durch die Kurzarbeit halten. „Mir fehlt es nun vor allem an kurzfristigen oder saisonalen Aushilfen“, klagt er.

Das Problem betrifft die ganze Branche. „Ich persönlich kenne keinen Gastronomen, der keinen Koch sucht“, sagt Erich Brennecke, Geschäftsführer des Brauhauses Rütershoff. Auch er ist nun seit bereits 6 Wochen auf der Suche nach neuen Köchen - vergeblich. Wie auch Hurmuz stellt er fest, dass viele in andere Branchen abgewandert sind. „Ich kenne drei gute Köche, die nun in Kantinen von Pflegeheimen oder Krankenhäusern arbeiten“, teilt er mit.

Den Grund dafür sieht Brennecke jedoch nicht allein in den pandemiebedingten Schließungen. Denn während des Lockdowns verlor er keine Mitarbeiter, da er seine Überbrückungshilfen einsetzte, um seinem Personal das komplette Gehalt auszuzahlen. Vielmehr sei der Grund für den aktuellen Personalmangel, dass die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie schon seit Jahren nahezu ausbeuterisch seien. Oft muss am Wochenende und an Feiertagen gearbeitet werden, das Gehalt ist aber gering. In Kantinen wird zwar nicht mehr richtig gekocht, die angenehmeren Arbeitszeiten locken dafür aber viele Fachkräfte.

Große Ketten sind im Vorteil

Hinzu kommt, dass es schwierig ist, einen Koch zu finden, der auch das à la carte Geschäft beherrscht, also viele Gerichte auf einmal schnell und frisch zubereiten kann. Große Ketten haben dieses Problem oft nicht, da dort ähnlich wie in Kantinen, meist nur vorgefertigte Gerichte aufbereitet werden. Außerdem können Ketten auch gezielt im Ausland Fachkräfte anwerben und ausbilden. Für einzelne Gastronomen ist es nahezu unmöglich, die Kapazitäten dafür aufzubringen. Aus diesem Grund befürchtet Brennecke, dass große Ketten künftig die einzelnen Betriebe aus der Altstadt verdrängen werden.

Jetzt lesen

Die Suche nach neuem Personal gestaltet sich weiterhin enorm schwierig. Alle drei Gastronomen berichten, dass Anzeigen und Inserate, egal ob in der Zeitung, bei Social Media oder sogar auf Jobportalen, auf wenig bis keine Resonanz trafen. Nicht nur an etablierten Köchen mangelt es. „Auch Lehrlinge habe ich nicht gefunden“, berichtet Brennecke.

Hurmuz hat inzwischen neue Mitarbeiter gefunden. Gefunden hat er sie durch Mundpropaganda. Er hat Glück gehabt, andere Gastronomen sind weiter auf der Suche. Solange müssen sie irgendwie anders mit der Situation umgehen. Notfalls müsse er sogar seine Speisekarte kürzen, so Brennecke. Die Gastronomen hoffen jedoch weiterhin darauf, doch noch gutes Personal zu finden, um nach Corona wieder voll an den Start zu gehen.