
© Timo Pianka
Castrop-Rauxeler strömen in Gastronomien: „Wiedergeburt des normalen Lebens“
Wiedereröffnung
Die Sonne hat am Samstag viele Castrop-Rauxelerinnen und Castrop-Rauxeler in die Gastronomie strömen lassen. Allerdings zeigten sich viele Gastronomen und Gäste auch verunsichert.
Schon am Pfingst-Wochenende durften Castrop-Rauxeler Gastronomen wieder ihre Außenbereiche öffnen. Doch der Neustart fiel weitest gehend ins Wasser: Dauerregen und Wind bremsten den Ansturm aus. Das sah an diesem Wochenende ganz anders aus.
Die Sonne trieb viele Castrop-Rauxeler in die Lokale und Biergärten und sorgte für beste Stimmung – sowohl bei den Gastronomen als auch bei den Gästen.
Wochenende ausgebucht
Im Panorama Café am Stadtgarten reicht schon ein Blick in die Reservierungen, um sich ein Bild von diesem Wochenende zu machen. „Gestern, heute und morgen ausgebucht“, erzählt Betreiber Mentor Hisenaj am Samstag (29.5.). „Wir mussten heute leider schon vielen Leuten absagen, die gerne gekommen wären“, führt er fort.
86 Leute an 23 Tischen – mehr gehe leider nicht, sagt Hisenaj. Dabei habe er für dieses Wochenende noch mal extra neuen Platz geschaffen. Die Gäste, die einen der begehrten Plätze ergattern konnten, seien überglücklich: „Wir können selbst durch die Masken strahlende Gesichter sehen“, erzählt der Wirt.
Wolfgang Lippelt und Lydia Janicki sind an diesem Wochenende wieder zum ersten Mal hier. „Bei diesem Wetter kommen wir jetzt jedes Wochenende zweimal“, erzählen sie. Das Ehepaar freue sich, wieder unter freiem Himmel in der Gesellschaft von anderen Leuten zu sitzen – wenn auch mit Abstand.

Wenn sich das Wetter hält, wollen Wolfgang Lippelt und Lydia Janicki jetzt jedes Wochenende zweimal kommen. © Timo Pianka
Als „eine Wiedergeburt des normalen Lebens“ beschreibt Markus Claßen die neuen Freiheiten. Er sitzt an diesem sonnigen Samstagmittag zum ersten Mal wieder mit einer befreundeten Familie im Leuthold’s 1910 am Markt. Und auch in den frühen Abendstunden trifft man sie hier noch an: „Wir haben heute viel Sitzfleisch mitgebracht“, scherzt seine Frau.

"Eine Wiedergeburt des normalen Lebens" - Markus Claßen (l.) ist glücklich, wieder mit Freunden in der Sonne sitzen zu können. © Timo Pianka
Verunsicherung über aktuelle Regeln
Betreiberin Lilli Leuthold freue sich darüber, dass ihre Gäste an diesem Wochenende nicht wieder im Regen sitzen müssen. Sie weist aber auch darauf hin, dass viele Castrop-Rauxeler momentan verunsichert wegen der Regeln seien: „Wir bekommen viele Fragen, ob ein Test aufgrund der neuen Verordnungen jetzt überhaupt noch nötig sei“, so Leuthold. Auch andere Gastronomen hätten diese Fragen am Wochenende häufig gehört.
Zur Erinnerung: Die Inzidenz im Kreis Recklinghausen muss an fünf Werktagen in Folge unter der 50er Marke liegen. Erst ab dem übernächsten Tag treten dann die neuen Regeln in Kraft – also frühestens ab Mittwoch (2.6.). Auf den Terrassen dürften die Gäste dann ohne ein negatives Testergebnis Platz nehmen.
Weniger Auflagen, mehr Verwirrung – die neuen Regeln sorgen offenbar auch bei einigen Gastronomen für falsche Gewissheit: „Es fragten mich auch schon Gäste, wieso sie bei mir auf einmal einen Test vorzeigen müssten“, erzählt Lilli Leuthold. In anderen Restaurants wurde dieser offenbar nicht verlangt. Auch in den Sozialen Medien berichteten am Wochenende einige Castrop-Rauxeler, dass der Restaurantbesuch ohne jeglichen Nachweis möglich gewesen sei.
Zurückhaltung trotz Freude
Wo das gewesen sein soll, blieb unklar. Doch es steht fest: Es herrscht noch viel Unsicherheit – nicht nur in Bezug auf die neuen Regeln. Michael Runkel ist an diesem Wochenende zum ersten Mal wieder im Biergarten: „Wir mussten in der letzten Woche noch nicht unbedingt ganz vorne mit dabei sein“, erzählt er. Bei aller Freude über die Lockerungen wolle er sich nun nicht direkt in große Menschenmassen stürzen.
Behutsamere Töne äußert auch Marlen Kempf, die Betreiberin des Parkbad Süd im Stadtgarten. „Es würde mehr gehen, momentan wollen wir das aber noch nicht“, erzählt sie. In ihrem Biergarten stehen nach wie vor nur wenige Tische – dafür aber mit mehr Abstand als nötig. „Wir möchten, dass unsere Gäste ein sicheres Gefühl haben, wenn sie nach langer Zeit wieder herkommen“, sagt Kempf.

Wenige Tische, viel Abstand - Marlen Kempf vom Parkbad Süd möchte es erst mal behutsamer angehen. © Timo Pianka
Auch Christa Eickenscheidt vom Restaurant Wetterkamp gibt sich zurückhaltender: „Es ging alles sehr plötzlich wieder los und wir möchten erst mal nichts überstürzen“, sagt die Betreiberin. Daher öffnete sie ihr Lokal auch erst wieder zu diesem Wochenende. Viele Gäste verschlug es noch nicht auf ihre Terrasse, für Eickenscheidt sei dies aber auch kein Problem.
Bald keine Reservierungen mehr
Ganz anders sah es im Haus Hölter aus: Am Wochenende war hier alles ausgebucht. Für den Betreiber Frank Philipp wurde dies aber teilweise zum Problem: „Viele Tische sind für bestimmte Zeiten reserviert. Wir müssen dann Gästen irgendwann sagen, dass sie jetzt leider aufstehen müssen, weil die nächsten schon warten“, erzählt der Wirt. Daher wolle er bei weiteren Lockerungen bald keine Reservierungen mehr entgegennehmen.
Ruhig wurde es dann wieder in der Altstadt: Das Martins öffnete seine Türen erst wieder in den vergangenen Tagen, die Gäste blieben bislang aber aus. „Schlechter Tag heute“, erzählt der Betreiber Dugagjin Kacabashi am Samstag. Er hoffe, dass mit den steigenden Temperaturen nun auch bald wieder mehr Gäste kommen werden.