
© Jasmin Kiwitz
Reisebüro in Castrop-Rauxel: „Uns wird hier die Bude eingerannt“
Urlaub 2021
Die Lockerungen der Corona-Regeln machen auch das Reisen wieder leichter möglich. Jasmin Kiwitz erlebt in ihrem Reisebüro einen riesigen Andrang und hat eine Menge Zusatzarbeit.
Die Corona-Maßnahmen werden immer weiter gelockert. Damit werden auch immer mehr Reisen möglich. Immer weniger Länder gehören zu Risikogebieten. Für die Reisebüros in Castrop-Rauxel bedeutet das nach einer langen Durststrecke endlich wieder Arbeit.
Jasmin Kiwitz leitet das Reisebüro Reisemarkt Castrop an der Langen Straße: „Uns wird hier die Bude eingerannt. Seit vier Wochen haben wir wieder sehr viel zu tun.“ Da es in vielen Teilen der Welt noch Einschränkungen gibt, wünschen sich die meisten Urlauber aktuell Ferienziele in Europa. „Ganz oben steht Spanien, weil die Einreise-Bedingungen relativ locker sind und es kein Risikogebiet mehr ist. Für Geimpfte und Genesene ist das ein ziemlich einfaches Urlaubsziel und für die anderen reicht ein normaler Test.“
Das Reisefieber ist nicht auf eine Altersgruppe beschränkt: „Die Menschen wollen einfach weg. Das ist ganz bunt gemischt“, sagt Jasmin Kiwitz. Durch die Corona-Auflagen haben sie und ihre beiden Mitarbeiterinnen aktuell mehr mit einer einzelnen Buchung zu tun als vor der Pandemie.
Kiwitz: „Die Leute sind total verunsichert und wissen nicht, wie sie den ganzen Papierkram machen sollen. Bei jeder Buchung rufen die Kunden am Tag vor der Reise an und fragen noch mal nach.“
Ältere Kunden haben Probleme
Vor allem bei älteren Kunden gibt es eine Menge Herausforderungen. Denn für die Einreise in bestimmte Länder braucht es QR-Codes, Testergebnisse und Online-Formulare. Wer sich nicht mit Internet und Computern auskennt, ist da aufgeschmissen.
„Die haben dann kein Smartphone oder noch nicht mal eine E-Mail-Adresse. Vieles können wir hier vor Ort machen, aber alles, was am Reiseziel anfällt, müssen die Leute selbst schaffen.“
Gerade bei Griechenland seien die Einreisebeschränkungen sehr komplex: „Da bekommt man erst in der Nacht vor dem Flug den Code zugeschickt, den können wir dann hier nicht ausdrucken.“ Sie habe schon Kunden abweisen müssen, weil sie nicht in der Lage gewesen wären, den Code abzurufen.
Sie rät Kindern und Enkeln, immer ein Auge auf die Reise der Eltern zu haben und die zu unterstützen, wo es geht. „Alles, was man hier schon ausdrucken oder vorbereiten kann, sollte man zusammen machen.“ So hätten die eigenen Eltern oder Großeltern vor Ort weniger Ärger mit den Regeln. Jasmin Kiwitz: „Als ich selbst vor Kurzem gereist bin, hat es für drei Personen eine Stunde gedauert, alles auszufüllen. Aber für Jüngere ist das oft nur lästig.“
Nur mit Hilfen überlebt
Nach der langen Durststrecke ist Jasmin Kiwitz trotz Mehrarbeit und Auflagen sehr erleichtert, wieder arbeiten zu können: „Wir hoffen mal, das es so weiter geht und wir uns über Wasser halten können.“
Die vergangenen zwölf Monate konnte sie nur mit Hilfe überstehen: „Ich habe schon überlegt, ob ich mir einen neuen Job suche oder meinen Traum weiter verfolge. Das ging dann nur mit finanzieller Unterstützung des Staates und von meiner Familie.“
Da ihr Mann nicht selbstständig ist und weiter Geld verdient hat, konnte sie abwarten: „Ich bin wirklich dankbar für die Unterstützung.“ Ihre Mitarbeiterinnen seien alle in Kurzarbeit gewesen. Auch das mache den Wiedereinstieg gerade so schwierig: „Die kann man auch nicht immer so schnell zurückholen.“
Urlaubswilligen Castrop-Rauxelern empfiehlt sie aktuell übrigens Spanien und die kanarischen Inseln oder die Balearen. Jasmin Kiwitz: „Da sind die Auflagen machbar, aber Griechenland soll auch nicht mehr lange Risikogebiet bleiben, dann wird es da auch so richtig losgehen.“
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
