
© picture-alliance / dpa
Pauschal oder individuell reisen? Experten geben Tipps für den Urlaub
Pandemie
Lockdown und Schmuddelwetter können schon für Fernweh sorgen. Doch das Thema Urlaub in der Pandemie sorgt auch für Verunsicherung. Experten geben Tipps, was man bei der Buchung beachten muss.
Sonne, Strand, Meer: Nach Monaten im Lockdown und Wochen mit schmuddeligem Winterwetter wäre die Sehnsucht nach Urlaub vollkommen verständlich. Doch scheint die Corona-Pandemie weiterhin die Reiselust der Castrop-Rauxeler zu drücken, wie die Reisebüros in der Europastadt feststellen.
„Wir haben kaum Anfragen“, erzählt Marcus Kieselbach vom Reisebüro und Busbetrieb Wullhorst. Das Reisebüro veranstaltet vor allem Busreisen innerhalb Deutschlands, das sei aber in Corona-Zeiten nur selten gefragt. Anfragen für andere Reisen gebe es hingegen kaum. Teilweise hätten die Veranstalter sogar komplett darauf verzichtet, für die aktuelle Saison Kataloge zu drucken.
Kleine Erfolge für die Reisebüros
Nur ein wenig besser sieht die Lage beim Reisemarkt in Habinghorst aus. Inhaberin Jasmin Kiwitz sagt: „Wir haben zwar Buchungen, das ist aber auf keinen Fall mit 2019 zu vergleichen. Ich würde sage, wir sind momentan bei 20 Prozent im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten.“
Die Vorsicht beim Reisen kann sie hingegen voll und ganz verstehen – zumal auch die dafür nötigen Coronatests zusätzliche Kosten bedeuten. Damit man überhaupt in den Urlaub fliegen kann, braucht es vor Flugbeginn ein negatives Testergebnis. „Das sind für eine vierköpfige Familie dann eben mal zusätzliche Kosten von 320 Euro pro Flug“, rechnet Jasmin Kiwitz vor.
Corona-Tests sind wahrscheinlich noch im Sommer Pflicht
Angesichts des derzeitigen Fortschritts beim Impfen rechnen sowohl sie als auch Marcus Kieselbach nicht damit, dass sich daran bis zum Sommer etwas ändern wird. „Bis sich da etwas tut, bräuchten wir eine gewisse Herdenimmunität. Alternativ könnte natürlich auch ein Nachweis, dass man gegen Corona geimpft ist, reichen“, spekuliert Kieselbach.

Marcus Kieselbach vom Reisebüro Wullhorst spekuliert, dass auch im Sommer vor einer Flugreise ein Corona-Test durchgeführt werden muss. © Marcel Witte
Nur ist das nicht gerade die Zielgruppe, die gerade ihren Sommerurlaub bei Jasmin Kiwitz bucht. Zwar habe sie auch für Paare bereits Fernreisen für die nächsten Monate gebucht, aber der Großteil ihrer Kunden seien Familien, die sich für eine Pauschalreise innerhalb Europas interessieren.
Experten raten zu Pauschalreise
Zu Pauschalreisen rät Jasmin Kiwitz in der momentanen Situation generell: „Viele Veranstalter bieten zur Zeit einen kostenlosen Rücktritt ohne die Angabe von Gründen an, wenn bis Ende Februar gebucht wird. Besser kann es für den Kunden nicht sein.“

Rose Sommer leitet die Verbraucherzentrale in Castrop-Rauxel. © Verbraucherzentrale
Ähnlich sieht es die Verbraucherzentrale in Castrop-Rauxel: Eine Pauschalreise würde momentan den besten Rechtsschutz bieten, sollte die Pandemie den Urlaubsplänen in die Quere kommen, sagte die VZ-Leiterin Rose Sommer. Doch Erfahrungswerte aus der ersten Corona-Welle hätten gezeigt, dass Rückerstattungsansprüche häufig nur über den Klageweg zu erzielen seien – trotz eindeutiger Rechtslage.
„Bei individuell gebuchten Reiseleistungen kommt man nur aus dem Vertrag, wenn die Unmöglichkeit der Leistung besteht, etwa das Flugzeug nicht am Bestimmungsort landen darf“, erklärt Rose Sommer. „Aber Achtung: Bei Buchungen ausländischer Hotels gilt das Recht des jeweiligen Landes und das kann sich vom deutschen Recht unterscheiden.“
Zusätzlicher Corona-Versicherungsschutz
Zudem weist die Verbraucherzentrale NRW auf die Möglichkeit hin, dass es eine speziellen Corona-Versicherungsschutz gebe. Der würde manchmal vom Reiseveranstalter gleich mit angeboten, könne aber auch separat abgeschlossen werden. Nur sei ein prüfender Blick in die AGBs wichtig. Gerade die Bedingungen, unter denen die Versicherung überhaupt greift, sollte man sich genauer anschauen. Manchmal ist es zum Beispiel nur eine eigene akute Corona-Infektion.
Kiwitz rät zudem darauf zu achten, dass die Versicherung auch eine Quarantäne-Regelung beinhalten sollte. „Gerade mit schulpflichtigen Kindern ist das ratsam“, meint sie. Sonst säße man die ersten Tage im Urlaub erstmal in Quarantäne.
Kieselbach rät auch eine normale Reiserücktrittsversicherung abzuschließen: „Es gibt neben Corona auch noch andere Gründe, seinen Urlaub nicht anzutreten. Die sollte man trotz Pandemie nicht vergessen.“
Geboren in Dorsten, nach kurzem studienbedingten Besuch im Rheinland jetzt wieder in der Region. Hat Literatur- und Theaterwissenschaften studiert, findet aber, dass sich die wirklich interessanten Geschichten auf der Straße und nicht zwischen zwei Buchdeckeln finden lassen.
