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Nach sechs Monaten Coronavirus: „Wir sind immer noch die Gewinner“
Corona
Wer sind überraschende Gewinner, wer wirtschaftlich die ärgsten Verlierer der Coronakrise in Castrop-Rauxel? Wir haben die Frage nun wieder einigen Geschäftsleuten gestellt – und alles gefunden.
Bereits vor drei Monaten haben wir die Lage einiger Branchen in Castrop-Rauxel beleuchtet. Wir geht es den Geschäftsleuten jetzt, nach sechs Monaten, die das Virus unser Leben bestimmt?
Westfälisches Landestheater
In unserer letzten Übersicht gehörte das Westfälische Landestheater zu den Verlierern der Corona-Krise. Jetzt, drei Monate später, haben sich die Wolken über dem Theater zumindest etwas gelichtet. Seit drei Wochen ist das WLT zurück aus der Sommerpause. Mehrere Auftritte und Premieren stehen für die nächsten Wochen an.
Als Landestheater seien der finanzielle Druck und die Existenzängste nicht so groß wie bei freien Ensembles, erklärt die Pressesprecherin Allessia Vit. „Wir sind sehr positiv gestimmt und schauen mit Zuversicht auf die Spielzeit.“
Fahrradhandel
Als wir Volker Anderl vom Fahrradladen „Zweirad Anderl“ anrufen, herrscht im Hintergrund Betriebsamkeit. „Wir sind immer noch die Gewinner der Krise“, erzählt Anderl. Wenn der Laden morgens um 10 Uhr aufmacht, stünden die Kunden schon Schlage. Auch die enorm hohen Reparaturzeiten hätten sich kaum verkürzt.
Die ganze Branche boome weiterhin. Mittlerweile überlege die Fahrrad-Industrie und auch Volker Anderl, ob der Hype um das Zweirad vielleicht nicht nur durch Corona ausgelöst wurde, sondern es sich um eine generelle Trendwende handele.
Friseurhandwerk
Durch lange Schließungen und strenge Auflagen verzichteten auch in Castrop-Rauxel viele Kunden auf ihren Haarschnitt. Dementsprechend ist auch Stefan Wagener von „Wagener, der Friseur“ nicht in Jubelstimmung, wenn er an sein Handwerk denkt: „Die Probleme, die im April da waren, wie Kurzarbeit und Schließungen, konnten nicht in allen Bereichen wieder aufgeholt werden.“ Man sei zwar erleichtert über die Entspannung der Situation, aber von Euphorie könne keine Rede sein.
ÖPNV
Für die vier in Castrop-Rauxel aktiven Verkehrsbetriebe hat sich die allgemeine Lage etwas entspannt. Bei der DSW21 liegt die Fahrgast-Auslastung wieder bei 90 Prozent, bei der Vestischen bei 73 prozent im Vergleich zu der Vor-Corona-Zeit. Wie die öffentlichen Betriebe der Redaktion mitteilen, lägen ihre Verluste im sechsstelligen Bereich. Trotzdem gebe es bei der DSW21 bessere Anzeichen: „Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Bezüglich der finanziellen Auswirkungen gehen wir davon aus, einen Großteil der Mehraufwendungen und Verluste durch Corona im Rahmen des ÖPNV-Rettungsschirms erstattet zu bekommen.“
Reisebüros
Die Reisebranche wurde besonders hart von der Coronakrise getroffen. Auch nach den Sommerferien sind die Aussichten eher nicht optimistisch. Der Inhaber der Reiseagentur Ambos-Vestring, Naresh Sachdeva, schaut pessimistisch in die Zukunft: „Es gibt gar keine guten Aussichten. Es gibt praktisch keine Fernreisen, alles ist eingebrochen.“ Auch das Sommerferien-Geschäft hat nichts retten können, nur eine Reise einer Alleinstehenden konnte die Agentur verzeichnen.
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
