
© Thomas Schroeter
Corona-Folgen: Nahverkehrsbetriebe rechnen mit Millionen-Verlusten
Öffentlicher Nahverkehr
Die Verkehrsbetriebe, die in Castrop-Rauxel fahren, rechnen wegen der Corona-Pandemie mit Verlusten in Höhe mehrerer Millionen Euro. Sie nehmen die Landesregierung in die Pflicht.
Die Corona-Krise trifft die Verkehrsunternehmen, deren Busse in Castrop-Rauxel fahren. Sie rechnen mit Millionen-Verlusten. Hier setzen gleich drei Nahverkehrs-Unternehmen Busse ein: die Bogestra (Bochum), die Dortmunder DSW21 und die Vestische aus Recklinghausen.
Auch als die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus am schärfsten waren, fuhren sie weiter, um die Infrastruktur aufrechtzuerhalten.
Die Kosten der drei Unternehmen blieben fast gleich, die Einnahmen sanken jedoch stark, weil deutlich weniger Menschen mit dem Bus fuhren als sonst. Bis heute sind viele Fahrgäste nicht zurückgekehrt. Die drei Unternehmen häufen Verluste an.
Hohe Verluste im Gesamtgebiet
Es lässt sich zwar nicht beziffern, wie hoch die Verluste allein in Castrop-Rauxel sind, aber schaut man sich das gesamte Gebiet an, in denen die Busse von Bogestra, DSW21 und Vestischer unterwegs sind, kommt einiges zusammen.
Die Vestische habe im März 700.000 Euro weniger eingenommen als üblich, im April 1,5 Millionen Euro und im Mai 1,4 Millionen Euro, teilt Pressesprercher Christoph van Bürk auf Anfrage mit. Aktuell lägen die Fahrgastzahlen im Vergleich zum Juni 2019 nur bei 40 Prozent, sagt er.
Sprecher der Vestischen: „Wir benötigen den Rettungsschirm“
Im Konjunkturpaket, auf das sich die Koalitionsspitzen geeinigt haben, heißt es, dass den Nahverkehrsunternehmen nach Schätzung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fünf Milliarden Euro an Einnahmen durch Fahrgeld fehlen.
Unterstützen möchte die Bundesregierung sie mit der Hälfte dieses Betrages: 2,5 Milliarden Euro. „Wir hoffen darauf, dass die Bundesländer das aufstocken. Wir benötigen den Rettungsschirm“, sagt van Bürk. Für diesen Rettungsschirm fordert der VDV eine Beteiligung der Bundesländer.
Bogestra meldet für April 80 Prozent weniger Fahrgäste
Die Bogestra habe im April circa 80 Prozent weniger Fahrgäste gehabt, teilt Pressesprecherin Sandra Bruns mit. Auch wenn nun wieder etwas mehr Menschen in Bussen und Bahnen sitzen, brächen jeden Monat Millionen-Einnahmen weg. Übers Jahr könnten sie sich auf 40 Millionen Euro aufsummieren.
Auch bei DSW21 spricht man von Millionen-Verlusten. Im März und April seien es knapp drei Millionen Euro Minus gewesen, verursacht durch einen Fahrgast-Rückgang zwischen 66 und 70 Prozent.
„Seit Ende Mai ist aber wieder ein Anstieg bemerkbar“, sagt DSW-Sprecher Marc Wiegand. Im Durchschnitt fahre etwa die Hälfte der Passagiere wieder. Trotzdem habe man von Anfang an den Betrieb fast vollständig aufrecht erhalten und teilweise über den Normalbetrieb hinaus aufgestockt. Außerdem habe man in Schutzmaßnahmen investiert.
Maskenpflicht? „Der Betrieb muss weitergehen“
Gleichzeitig setzt man auf die Eigenverantwortung der Fahrgäste. Die Kontrolle und Sanktionierung bei Verstößen gegen die Maskenpflicht sei nicht möglich. Während DSW21 von einem Katz-und-Maus-Spiel einiger Fahrgäste mit dem Service-Personal berichtet, sehen die Vestische und die Bogestra dieses Problem nicht. Beide sagen, die Fahrgäste würden die Masken zu „nahezu 100 Prozent“ tragen.
„Wir bekommen im Kundendialog immer mal Hinweise darauf, dass Fahrgäste ihre Masken nicht tragen“, sagt Vestische-Sprecher van Bürk. „Aus Castrop-Rauxel aber nicht.“ Bogestra und Vestische stellen fest, dass die Fahrgäste sich untereinander darauf aufmerksam machen würden.
Kundenbetreuer sprächen Fahrgäste an, die keine Masken tragen. Allerdings betonen beide Unternehmen, dass das Ordnungsamt die Maskenpflicht kontrollieren müsste.
„Wenn unsere Busfahrer sehen, dass jemand keine Maske trägt, sagen sie natürlich etwas“, sagt Christoph van Bürk. „Ihre erste Pflicht ist aber, auf den Verkehr zu achten.“ Sie könnten auch nicht bei jedem Verstoß anhalten. „Es ist auch eine Ermessenssache. Der Betrieb muss weitergehen.“
Als gebürtiger Dortmunder bin ich großer Fan der ehrlich-direkten Ruhrpott-Mentalität. Nach journalistischen Ausflügen nach München und Berlin seit 2021 Redakteur in der Dortmunder Stadtredaktion.
