Vor zehn Jahren, am 1. Mai 2013, setzte sich in Nordrhein-Westfalen ein Rauchverbot für geschlossene Räumlichkeiten sowie Spielplätze und Schulhöfe durch. Gerade in der Gastronomie-Branche gab es damals einen Aufschrei. Viele fürchteten um ihre Existenz, wenn rauchende Gäste wegbleiben würden. Haben sich die Sorgen von damals bewahrheitet?
Elmar Bök gehörte damals der „Bierteufel“, der mittlerweile geschlossen ist. „Das hatte aber nichts mit dem Rauchverbot zu tun“, versichert der Gastronom. Heute leitet er das Hotel und Brauhaus „Rütershoff“ in Obercastrop. Damit habe das Rauchverbot ihn nicht so hart getroffen, meint Bök: „Man muss da sicherlich unterscheiden zwischen Restaurants, wo die Leute vorrangig zum Essen hingehen und Kneipen, wo man gesellig zusammensitzt.“
Verbot wurde schlecht umgesetzt
Gerade in klassischen Eckkneipen habe sich die Atmosphäre seit Inkrafttreten des Rauchverbots verändert. „Da fehlt dann oft die Geselligkeit. Viele hat das wirklich vor erhebliche Probleme gestellt“, glaubt Elmar Bök. „Da stehen die Gäste seitdem auch mal länger draußen vor der Kneipe, weil sie nur noch dort rauchen können.“
Rückblickend betrachtet seien manche Befürchtungen von damals nicht eingetreten, sagt Bök. Er kann sich mit dem Rauchverbot gut arrangieren. „Es hat zwar ein bisschen gedauert, bis wir uns damit arrangiert haben, aber mittlerweile ist das ja in der ganzen Gesellschaft völlig akzeptiert“, so der Gastronom.
Ärgerlich sei damals nur gewesen, erinnert Bök sich, dass das Komplettverbot in zwei Stufen kam. „Zuerst hieß es ja, dass ein abgetrennter Raucherbereich eingerichtet werden kann. Wir haben uns dann extra für viel Geld eine Glaswand zum Abtrennen gekauft und wenig später kam dann doch das komplette Rauchverbot in Gaststätten.“ Dieses schrittweise Vorgehen sei etwas unglücklich gewesen, findet Elmar Bök. „Heutzutage kann sich ja niemand mehr vorstellen, beim Essen im Restaurant zu rauchen.“
Nicht alle Kneipen überlebten
Auch Karl-Heinz van Loon, Inhaber der Marktschänke in der Mühlengasse 5, erinnert sich daran, wie der Zigarettenqualm von einem Tag auf den anderen aus den Lokalen verschwand. Hat das Kneipensterben der letzten Jahre seiner Meinung nach mit dem Rauchverbot zu tun? „Auf jeden Fall“, sagt er. Nicht nur Restaurants, auch Kneipen hätten für viel Geld Raucherräume eingerichtet. Zwei oder drei Jahre lang seien außerdem deutlich weniger Gäste gekommen. Beides habe für Umsatzeinbußen gesorgt, die nicht alle verkraftet hätten.

Auch jetzt verursache das Rauchverbot manchmal noch Schwierigkeiten. „Wenn sich alles nach draußen verlagert, bekommt man Probleme mit der Lautstärke.“ Als Gastwirt muss er dafür sorgen, dass Nachbarn nicht durch den Lärm gestört werden. Das sei nicht immer leicht, wenn man es mit angetrunkenen Gästen zu tun habe. Andererseits findet er: „Wer in die Stadt und vor allem neben eine Gaststätte zieht, muss damit leben.“
„Das Ordnungsamt ist streng.“
Mittlerweile seien die Gäste längst an das Verbot gewöhnt, die Stimmung sei nun so gesellig wie früher. Nur Gäste aus anderen Teilen Deutschlands muss er manchmal daran erinnern, die Zigarette auszudrücken. Denn nicht in allen Bundesländern wird das Rauchverbot so konsequent umgesetzt wie in NRW. Er muss es bei seinen Gästen genau nehmen. „Das Ordnungsamt ist in Castrop-Rauxel sehr streng. Man wird erst verwarnt und dann gibt’s ein Bußgeld.“
Inzwischen kann er dem Rauchverbot aber sogar einen Vorteil abgewinnen: „Für uns ist es jetzt weniger Aufwand, weil wir weniger renovieren müssen“, sagt er lachend. Damit meint er beispielsweise unschön verfärbte Wände, die durch den Zigarettenqualm vergilben. Vor allem merkt er aber, dass den Gästen ihr Bier auch ohne Zigarette genauso gut schmeckt.
„Da waren ja abends alle Kneipen voll“: Die Geschichte des Kneipensterbens in Castrop-Rauxel