Anwohner verzweifeln an Punta Cana Simone Hendrich: „Nach 35 Jahren will ich ausziehen“

Punta Cana und die Anwohner – Simone Hendrich: „Nach 35 Jahren will ich ausziehen“
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Wer in der Altstadt wohnt, der wird sich doch wohl nicht über Lautstärke beschweren. Mit diesem Satz, sagt Simone Hendrich, werde sie vermutlich nach unserem Bericht konfrontiert. Aber dennoch reicht es der Castroperin. Sie ergreift die Initiative, und das für mindestens fünf weitere Anwohner der Bar Punta Cana am Lambertusplatz. Sie könne jeden Tag „Castrop kocht über“ ertragen, und auch die Kirmessen und andere Dinge. Aber was hier passiere, übertreffe alles, was sie bisher erlebt hätten.

Simone Hendrich habe vergangene Woche mit dem Bürgermeister gesprochen. Sie werde jetzt ein Lärmprotokoll schreiben, wenn die Gastronomie nach erfolgter Renovierung wieder aufmache. Aber eigentlich will sie nach 35 Jahren aus dem benachbarten Fachwerkhaus, in dem das Restaurant Martins zu Hause ist, ausziehen. Wenn es nur nicht so schwierig wäre, eine Wohnung zu finden.

Dabei sind die Anwohner ja durchaus eine Gastronomie im Gebäude gewohnt. Das „Treppchen“ hatte hier viele Jahre viele Gäste. Und auch anderswo in der Altstadt gebe es Bars und Kneipen. Beispiel Zum Bus. Beispiel Kulisse. „Aber bei Karin (Wieschermann, Betreiberin der Kneipe an der Münsterstraße, die Redaktion) weiß ich, dass sie darauf achtet“, sagt Simone Hendrich, die selbst als Geschäftsfrau bei „Strümpfe und mehr“ am Biesenkamp tätig ist.

Bei Karl-Heinz van Loon, seiner Lebensgefährtin und ihrer Familie aber sei das offenbar anders. Bis tief in die Nacht stünden Gäste und zum Teil auch Personal zum Rauchen vor der Tür. Und das nicht nur am Wochenende. Polizei und Ordnungsamt sei das bekannt. Immer wieder würde sie von Anwohnern angerufen. Und auch von drinnen sei es laut und extrem ausgelassen. So erzählt Simone Hendrich.

Polizei und Ordnungsamt mehrfach vor Ort

Zu Anfang habe sie selbst noch das Gespräch zu den Betreibern gesucht. Aber wenn in einer Situation einer der anderen Anwohner nicht vor Ort gewesen wäre, wäre es vermutlich eskaliert, berichtet Simone Hendrich. „Ich bin schon als Blockwartin verrufen“, sagt sie. Seither gehe sie nur über Polizei und Ordnungsamt. Aber die Stadt sei nach 22 Uhr schwer zu kriegen. Und die Polizei verweise eben oft genug auf die Stadt.

Der Vermieter, der gegenüber unserer Redaktion zur Punta Cana nach dem Brand im Februar nichts sagen will, stünde in einem Interessenkonflikt, so die Castroperin. Die Stadtverwaltung habe außer der entsprechenden Würdigung von Ordnungswidrigkeiten wenig Handhabe. Gastronomie an dieser Stelle: genau richtig und nur zu genehmigen. Die Kirchengemeinde kann immerhin verhindern, dass es Außenbestuhlung gibt – und sagte auf Nachfrage unserer Redaktion, dass sie das auf ihrem Grundstück auch nicht genehmigen werde.

Simone Hendrichs Hoffnung ist nun, dass der Betreiber auf Basis der Antwort der Kirchengemeinde beschließt, die dominikanische Bar doch nicht wieder aufzumachen. Das Lokal, sagte Karl-Heinz van Loon unserer Redaktion, sei nur tragfähig, wenn man Außengastronomie anbieten könne. Doch davor sind Parkplätze. Eine Terrasse wird er dort nicht einrichten können.

Könnte also sein, dass das dreimonatige Bar-Intermezzo von November 2022 bis Februar 2023 eine kurze Phase bleibt. Dann würde Simone Hendrich in ihrer Wohnung über dem Martins bleiben, in der sie seit 35 Jahren wohnt.

Aber die Renovierungsarbeiten laufen. Die Schäden bezifferten Sachverständige auf rund 40.000 Euro. Die Pläne, wie man das Lokal neu einrichtet, sind da. Also: Ende offen.

Karl-Heinz van Loon führt seit Sommer 2019 die Marktschänke an der Mühlengasse 5. Im November 2022 eröffnete er mit seiner Lebensgefährtin die Bar als Nachfolge-Lokal für die Traditionskneipe „Treppchen“, die im Sommer 2019 schloss.

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