Hallenbad geschlossen, Rathaus runtergekühlt Was geschieht mit der Fernwärme von Rütgers?

Hallenbad geschlossen, Rathaus runtergekühlt: Was wird aus der Fernwärme?
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Ausgiebig und engagiert wurde jungst über die Frage diskutiert, wie die Stadt Castrop-Rauxel in ihren eigenen Immobilien Energie einsparen kann. Es gab eine Debatte und eine Demonstration mit Hunderten Teilnehmern. Ungewöhnlich für die Europastadt, wo sonst nur wenige Zuschauer im Ratssaal bei Sitzungen dabei sind.

Beschlossen wurde, dass das Hallenbad für einige Wochen im Januar schließt und zumindest ein Viertel des Rathauses geschlossen bleiben soll. Aber eine Frage ist seither noch ungeklärt: Was bringt das überhaupt? Denn: Diese Immobilien am Stadtmittelpunkt werden allesamt über Fernwärme beheizt. Und die kommt aus dem benachbarten Rütgers-Werk, heute bekannt als Rain Carbon. Spart man überhaupt fossile Energie?

Zunächst richten wir diese Frage an das Unternehmen Steag. Diese Firma baute bis 2005 die Energiezentrale des Chemiewerks von Rütgers auf. Ein Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung, das aus dem Brennstoff Erdgas zweierlei erzeugt: elektrische Leistung, nämlich 11,4 Megawatt, also 11.400 Kilowatt Maximalleistung, und Dampf im Umfang von 700.000 Tonnen pro Jahr.

Steag ist 80 Jahre alt, hat über 6000 Mitarbeiter und erwirtschaftet rund 2 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Es gilt als einer der größten Stromerzeuger Deutschlands mit Großkraftwerken und Kraftwerken wie das bei Rain Carbon, das in erster Linie das Unternehmen versorgt. Mit Strom allerdings. Und der Dampf?

Große Gebäude mit viel Wärme

Der wird in Fernwärmeleitungen verwendet, die unter der Erde liegen. Von Rütgers ist es nicht weit zum Rathaus, zum Hallenbad, zu Europahalle und Stadthalle, zur Sporthalle an der B235. Und die großen Gebäude mit der Wärme zu versorgen, die eh da ist, ergibt Sinn.

Aber was ist, wenn die Wärme gar nicht abgerufen wird? Wird dann weniger Erdgas verbrannt? Davon kann man ausgehen. Unsere Anfrage bei der Steag jedenfalls läuft ins Leere, man verweist uns dort an die Firma Rain Carbon.

Und aus der Pressestelle in den USA kommt dann diese Antwort: „Rain Carbon erzeugt im Rahmen seiner industriellen Prozesse Strom und Wärme, die das Unternehmen nachhaltig auffängt und der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Menge an Energie, die Rain Carbon recycelt, steht in direktem Zusammenhang mit der Menge an industrieller Produktion, die das Unternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt hat.“

Auch Rain Carbon sei von der Energiekrise betroffen, das Unternehmen habe seine Produktion erheblich gekürzt, um den Energieverbrauch deutlich zu senken. So liefere man ohnehin schon weniger Energie an die Stadt. Wenn im Hallenbad, den Hallen und anderen Einrichtungen weniger nachgefragt würde, sei „davon auszugehen, dass mehr Energie für andere zur Verfügung stehen wird“.

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