„Er baut sich seinen eigenen Lego-Islam zusammen“ Für eine Expertin war Jalal J. zum Kampf bereit

Terrorverdächtiger Jalal J.: Kindersoldaten und „Lego-Islam“
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Mit der Vernehmung einer Islamwissenschaftlerin hat das Dortmunder Landgericht der Prozess gegen den Terrorverdächtigen Jalal J. aus Castrop-Rauxel fortgesetzt. Die Expertin des Bundeskriminalamts hatte sich vor allem mit den Inhalten auf dem Smartphone des Angeklagten auseinandergesetzt.

Die 34-jährige Islam-Fachfrau fand dabei deutliche Worte. „Wir haben eindeutige Hinweise auf eine dschihadistische Gesinnung gefunden“, sagte die Zeugin. Der Iraner Jalal J. müsse sich innerlich schon in seiner Heimat radikalisiert haben. Als Angehöriger der arabischen Minderheit in der Region Ahwas habe er offenbar schon früh Repressalien erfahren.

Arabische Minderheit

Diese Informationen hat die Spezialistin unter anderem einem Zeitungsartikel der Ruhr Nachrichten entnommen, der 2018 erschienen ist. In diesem schilderte Jalal J. der Redaktion drei Jahre nach seiner Flucht seine innere Einstellung. Unter anderem bezeichnete er sich damals selbst als „Freiheitskämpfer“.

Die Islamwissenschaftlerin bestätigte schließlich auch das, was ein Polizist bereits als Zeuge erklärt hatte. Schon 2018 wollte sich Jalal J. dem IS anschließen. Zur damaligen Zeit sei es ihm allerdings wahrscheinlich noch eher darum gegangen, in seiner Heimatregion im Iran zum Einsatz zu kommen.

RN-Artikel ausgewertet

In den Monaten vor seiner Festnahme soll sich der Fanatismus von Jalal J. dann aber vermehrt auf „Ungläubige“ konzentriert haben. Der 26-jährige Iraner habe vor allem über seinen Twitter-Account immer wieder „Hassreden verbreitet“, so die Zeugin vor Gericht. Unter anderem soll J. dort einen US-Soldaten als „Hund“ bezeichnet haben. „Das ist im Arabischen mit die schlimmste Beleidigung überhaupt“, sagte die Expertin.

Bei Twitter soll Jalal J. außerdem folgende Sätze veröffentlicht haben: „Der Islam war nie eine Religion des Friedens. Er ist eine Religion des Kampfes.“ Im Zusammenhang mit einem Video von seinem Smartphone, in dem kleine Kinder mit Maschinenpistolen vom IS für den Kampf gedrillt werden, spreche das eine deutliche Sprache, sagte die Zeugin.

Video auf Smartphone

Dass Jalal J. selbst wirklich religiös ist, glaubt die Expertin übrigens nicht. Es gebe keine Hinweise darauf, dass er regelmäßig die Moschee besucht habe. Er habe auch keinen Gebetsteppich in der Wohnung gehabt.

„Er baut sich eher seinen eigenen Lego-Islam zusammen, indem er die Stücke nimmt, die ihm passen und die anderen weglässt“, sagte die Sachverständige. Für sie ist klar, dass Jalal J. zum Zeitpunkt seiner Festnahme absolut zum Kampf bereit war.

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