Polizei-Sprecher über Einbrüche in Castrop-Rauxel „Kollegen sind besonders sensibilisiert“

Polizei-Sprecher äußert sich zu Einbrüchen in der Stadt
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In den vergangenen Wochen meldete die Polizei auffällig oft Einbrüche auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet. Besonders bleibt die Nacht vom 14. auf den 15. April in Erinnerung. Außer den Einbrüchen in die Parfümerie Pieper sowie das Asia-Restaurant Glückshaus gab es in der Altstadt versuchte Einbrüche in den O2-Shop und den Imbiss Subway.

Auch abgesehen von dieser Nacht kam es vermehrt zu Einbrüchen. In ein Ladenlokal an der Ickerner Straße und eines mm Landwehrbach wurde eingebrochen. Aus einer privaten Garage wurde ein Motorrad, aus einer Wohnung nach ersten Informationen ein Tresor, Schmuck und Bargeld gestohlen. Nach einem Einbruchsversuch in ein Restaurant an der Wartburgstraße gab es eine Festnahme. Das Osterfeuer des SC Victoria Ickern musste gerettet werden, nachdem sämtliche Getränke aus einem Kühlwagen gestohlen worden waren.

Wir redeten mit Andreas Lesch über die Einbrüche in Castrop-Rauxel. Von einer Einbruchsserie würde der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Recklinghausen zum jetzigen Zeitpunkt nicht sprechen. Dafür nennt er mehrere Gründe.

Hannes Fitz vor dem O2-Shop. In der Nacht zu Dienstag (15.4.) wurde versucht, dort einzubrechen.
Seit acht Jahren leitet Hannes Fitz den O2-Shop in der Castroper Altstadt. In der Nacht zu Dienstag (15.4.) wurde versucht, dort einzubrechen. © Luca Füllgraf

Polizei spricht nicht von Serie

Einerseits gebe es zwischen den Einbrüchen der vergangenen Wochen zum Teil große Unterschiede, sagt Lesch. Der Einbruch die Garage an der Leipziger Straße sei beispielsweise eine ganz andere Tat als ein Einbruch in ein Geschäft in der Innenstadt. Und zu dem Einbruch in die Wohnung an der Ringstraße, bei dem nach ersten Informationen ein Tresor, Bargeld und Schmuck gestohlen wurde, gebe es noch einmal große Unterschiede.

Zudem lägen zum jetzigen Zeitpunkt keine ausreichenden Anhaltspunkte dafür vor, dass es sich bei mehreren Einbrüchen um denselben Täter beziehungsweise dieselbe Gruppe von Tätern gehandelt habe. Lediglich zwischen zwei Fällen der vergangenen Wochen lasse sich bisher ein Tatzusammenhang feststellen.

Ein Motorrad der Marke Harley Davidson. Es wurde aus einer Garage in Castrop-Rauxel gestohlen. Dank eines Zeugen konnte die Polizei es in Dortmund mitsamt tatverdächtigen Männern wiederfinden.
Dieses Motorrad der Marke Harley Davidson wurde aus einer Garage in Castrop-Rauxel gestohlen. Dank eines Zeugen konnte die Polizei es in Dortmund mitsamt tatverdächtigen Männern wiederfinden. © privat

Gemeint sind der Einbruch ins Restaurant Glückshaus und der Einbruchsversuch in den nahegelegenen O2-Shop. Hier stimmten laut Lesch die Beschreibungen der Kleidung des Täters miteinander überein. Zwar erfolgten der Einbruch in die Parfümerie Pieper und der Einbruchsversuch bei Subway in derselben Nacht. Dennoch reichten diese Komponenten nicht aus, um sicher davon ausgehen zu können, dass der Täter derselbe war.

Dass ein Gullydeckel genutzt wird, um eine Scheibe einzuschlagen, wie es bei der Parfümerie Pieper gemacht wurde, sei kein neues Phänomen, sagt Lesch. Unsere Redaktion berichtete unter anderem über einen Einbruch in einen Kiosk in Selm. Auch hier wurde eine Scheibe mit einem Gullydeckel zerstört. Laut Lesch lässt sich an dieser Tatsache aber nicht mit Sicherheit sagen, dass dieselben Täter am Werk waren.

Max Zimmer vor dem Geschäft Juwelier Zimmer.
Max Zimmer ist in der Castroper Kaufmannschaft vernetzt. Auf ihn wirken die Einbrüche in der Altstadt „eher unprofessionell“. © Tewe Schefer

Ermittlungen sind im Gange

Die polizeilichen Ermittlungen laufen weiter. „Die Kollegen versuchen immer, schnell an Videomaterial zu kommen“, sagt Lesch. Das sei mal mehr, mal weniger aufwendig. Es gebe zurzeit noch keine Anhaltspunkte für eine Erklärung, wieso es in letzter Zeit gleich mehrere Einbrüche gab. „Das wäre reine Spekulation.“

Aktuell seien seine Kollegen besonders sensibilisiert. Ohnehin werde in der Innenstadt von Castrop-Rauxel relativ häufig Streife gefahren. Die betroffenen Bereiche würden nun verstärkt bestreift.

In ihrem Kriminalitätsbericht 2024 hat die Polizei viele Statistiken über Straftaten in Castrop-Rauxel veröffentlicht. Der Einbruchkriminalität ist eine eigene Seite gewidmet. Fälle wie der Einbruch bei Pieper werden unter „Schwerer Diebstahl in/aus Kiosken, Warenhäusern, Verkaufsräumen, Selbstbedienungsläden, Schaufenstern, Schaukästen und Vitrinen (ohne Ladendiebstahl)“ geführt. Von dieser Art von Taten gab es 2024 elf Fälle und eine Aufklärungsquote von 55 Prozent. Das bedeutet, dass in sechs Fällen ein Tatverdächtiger ermittelt werden konnte. In der Statistik wird nicht berücksichtigt, ob der Verdächtige am Ende verurteilt wurde. 2023 gab es laut der Statistik 21 Fälle dieser Art bei einer Aufklärungsquote von 19 Prozent.

In der Kategorie „Diebstahl in/aus Gaststätten und Kantinen unter erschwerenden Umständen“ wurden 2024 sechs Fälle registriert, wovon ein Fall als geklärt gekennzeichnet ist.

Unter Kaufleuten stoßen die Einbrüche in Geschäfte auf Unverständnis. „Bei uns liegt nicht viel herum, was für Diebe interessant ist“, sagt Xingyu Qi, Chef des Restaurants Glückshaus. Aufnahmen seiner Überwachungskamera sollen zeigen, wie ein junger Mann durch ein Fenster in das Asia-Restaurant einsteigt. Er habe Handschuhe, aber keine Maske getragen. „Ungefähr zehn Minuten war er hier drin und hat sich überall umgeschaut.“ Außer ein wenig Bargeld und einzelnen Gegenständen wie Lautsprechern sei aber nichts zu holen gewesen.

Ähnlich äußerte sich Hannes Fitz, Betreiber des O2-Shops an der Wittener Straße. Die vielen Handys hinter der Schaufensterscheibe „sind nicht echt und kosten 6 Euro“, sagte er an potenzielle Einbrecher gerichtet. Zudem gebe es eine laute Alarmanlage und eine Überwachungskamera.

„Das Ganze wirkt auf mich eher unprofessionell“, sagt Max Zimmer vom Juwelier Zimmer. Er ist in der Kaufmannschaft bestens vernetzt. Unter den Kaufleuten, mit denen er zuletzt gesprochen habe, mache sich niemand große Sorgen um die Einbrüche.