
Panzerblitzer Gunther im Oktober 2020 an der Henrichenburger Straße (B235): Der Blitzer wurde schon Opfer eines Brandanschlags und von Schmierereien, ist aber ein Erfolgsmodell. 2021 hieß es, er bekomme noch einen Bruder. © Volker Engel
Panzerblitzer Gunther: Warum er so heißt und was er Castrop-Rauxel bringt
Geschwindigkeitsmessungen
Er hat eine eigene Facebook-Gruppe, einen Instagram-Kanal. Und er ist erfolgreich bei seiner Arbeit. Der Castrop-Rauxeler Panzerblitzer hat auch einen Namen: „Gunther“. Woher und warum eigentlich?
Es ist der 9. Oktober 2020. Der Panzerblitzer „Gunther“ stellt sich vor: Es handelt sich um einen Anhänger der Stadt Castrop-Rauxel, in dem ein Tempo-Messgerät eingebaut ist. Seither steht Gunther am Straßenrand, mal an der Vinckestraße, mal an der Dortmunder Straße, mal im Wohngebiet bei Tempo 30, mal da, wo alle gern 70 statt der erlaubten 50 km/h fahren. Aber es gibt offene Fragen: Warum heißt der Gunther? Warum trägt er überhaupt einen Namen? Und was bringt er?
Den Panzerblitzer kaufte die Stadt Castrop-Rauxel und hatte dabei ein Vorbild: Herten („Ursula“ und „Horst-Rüdiger“) hat inzwischen zwei solcher Anhänger-Blitzer im Einsatz, Recklinghausen zog 2021 nach.
Seit dem 10. Oktober ist Gunther in Castrop-Rauxel unterwegs. Der Name Gunther erinnert an Gunther Gabka, der lange im Ordnungsamt tätig war und sich bis zu seinem Ruhestand vor allem mit Verkehrsthemen auseinandergesetzt hatte. Die Mitarbeiter der Abteilung Straßenverkehr im Bereich Ordnung und Bürgerservice der Stadtverwaltung suchte sich den Namen aus.
„Gunther“ ist rund um die Uhr im Einsatz, anders als sein Bruder, der mobile Blitzwagen der Stadt: Der muss stets mit Personal bestückt sein, während ein Panzerblitzer nur von A nach B gezogen und anschließend ausgewertet werden muss. Er überprüft gleichzeitig zwei Fahrspuren, falls vorhanden, und blitzt in beiden Fahrtrichtungen.
Über 100 mögliche Standorte für Gunther
So sorgt er für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, meint die Stadt. Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern über Straßen, an denen zu schnell gefahren wird, gebe es immer wieder ohne Ende. Und auch Anregungen für Standorte, von denen es mehr als 100 gibt, die die Stadt übers Jahr immer wieder ansteuert.
„Mit Gunther werden wir flexibler in der Verkehrsüberwachung und können vermehrt auch Stellen überwachen, die uns aus der Bürgerschaft und der Politik gemeldet werden und an denen der städtische Blitzwagen an seine technischen Grenzen kommt“, erklärte der Beigeordnete Michael Eckhardt zum Start.
Man wolle mit dem Panzerblitzer kein Geld verdienen, „sondern die Verkehrssicherheit erhöhen“. Vorteil auch: „Bei der letzten Sicherheitskonferenz hat uns die Polizei bestätigt, dass Panzerblitzer auch so wertvoll seien, weil sie auch in der Nacht blitzen“, sagte Bürgermeister Rajko Kravanja zum Start 2020. So könne man auch in einer Zeit Ruhe in den Verkehr bringen, die sonst gern für Raserei genutzt werde.
Die Kalkulation der Stadtverwaltung bei der Anschaffung: Jährlich könnten etwa 10.000 Geschwindigkeitsüberschreitungen zusätzlich geahndet werden, was Erträge in Höhe von 200.000 Euro bedeuten würde. Demgegenüber stünden zusätzliche Personalkosten in Höhe von 75.000 Euro pro Jahr und der Mietzins für das nicht gekaufte, sondern gemietete Gerät: 125.000 Euro pro Jahr. Der Mietvertrag war anfangs für zwei Jahre vereinbart, läuft also im Oktober 2022 aus. Doch schon 2021 dachte man darüber laut nach, möglicherweise noch einen zweiten Panzerblitzer anzuschaffen – auch da nach dem Vorbild der Stadt Herten.
Brandanschlag und Sprühattacken überstanden
„Gunther“ musste auch schon etwas aushalten: Immer mal wieder werden seine „Augen“ mit Sprühfarbe versehen. Die Verwaltung tauscht dann einfach die Glasscheiben aus und weiter geht es. Einen Brandanschlag hat der Panzerblitzer im Februar 2022 auch schon überstanden. Nach einigen Wochen Ausfallzeit kehrte er in den Dienst zurück.
Der Blitzer hat nicht nur eine eigene Facebook-Gruppe: Er ist auch ein kleiner Star bei Instagram. Vor allem wird dort allerdings vor ihm gewarnt...
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
