Sieht doch wirklich aus wie einer dieser Blitzer von der Polizei, oder? Ein Radfahrer entdeckte das an der Kampstraße in Habinghorst.

© Danny Rösner

Habinghorst hatte über Stunden einen neuen Blitzer, der gar keiner war

rnStraßenverkehr

Das war ein gelungener Fake. Oder war es Zufall, dass viele Autofahrer von weitem einen Blitzer erkannten und auf die Bremse traten? Es war kurz der neue „Blitzer“ von Castrop-Rauxel.

Habinghorst

, 03.05.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Samstagmittag im Castrop-Rauxeler Stadtteil Habinghorst: Danny Rösner ist mit dem Fahrrad unterwegs. Er fährt die Kampstraße entlang. In der Nähe der Ecke mit der Langen Straße entdeckt er aus der Ferne schon einen Blitzer. Von weitem sieht er aus wie diese kleinen Dreibein-Stativ-Bitzer, die die Polizei gern mal hinter Leitplanken an Autobahn-Ausfahrten einsetzt. Oben ein viereckiger Kasten, drunter eine Leiste mit fünf Linsen.

Als Danny Rösner näher kommt, sieht er genauer, was es wirklich ist: eine Klappleiter aus Holz, ein Heizlüfter ganz oben und darunter eine alte Lichtleiste. Davor stehen Alu-Leisten, die aussehen wie ein Stativ. Vielleicht Sperrmüll? Vielleicht ein Spaß eines Anwohners?

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Er fotografiert den Fake-Blitzer aus der Halbdistanz und stellt das Bild online auf Facebook ein: in die Gruppe „Panzerblitzer Gunther“, wo Standorte des Blitzer-Anhängers der Stadt gemeldet werden.

Ernsthaft? Nur auf den ersten Blick

Die Kommentare sind verschieden: Einer dankt offenbar ernsthaft für die Warnung. Ein weiterer postet einen großen Lach-Emoji – offenbar hatte er den Fake erkannt.

Und die Polizei? Was hält die eigentlich von solchen Aktionen? Corinna Kutschke, Sprecherin der Kreispolizeibehörde Recklinghausen, sagt auf Anfrage, es gebe in der Tat sogar Gerichtsurteile zu solchen „Fake-Blitzern“: „So lange er nicht im öffentlichen Verkehrsraum steht und so lange dieses Gerät nicht blitzt, ist es nicht verboten“, erklärt sie. Aber: „Sollte es blitzen, wäre das ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr oder Nötigung, wegen der Gefährdung, der Autofahrer dann ausgesetzt sein könnten.“ Das jedenfalls wäre strafbar.

Ansonsten könne es eher nur als Hindernis angesehen werden. „Dann wären wir im Ordnungswidrigkeits-Bereich“, so Kutschke. „Aber wenn jemand sowas auf seinem Privatgrundstück hinstellt, kann man da wenig machen.“

„Sollte nicht jeder in seinen Vorgarten bauen“

Aber müsse man überhaupt etwas dagegen machen? Es kann ja auch helfen. „Ja, die Leute halten sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen, wenn sie einen Blitzer sehen. Das ist eine schöne Sache, aber man sollte auch aufpassen: Es sollte nicht jeder Blitzer-Attrappen in seinen Vorgarten bauen. Dann verliert es irgendwann seine Wirkung.“ Klar sei: Wenn Leute einen Blitzer sehen, dann neigen Leute auch dazu, auch mal ganz plötzlich in die Bremse zu treten. „Dann kann es auch schnell mal zum Auffahrunfall kommen.“

Das ist hier nicht überliefert. „Er fiel nicht sofort auf“, sagt Danny Rösner, der Augenzeuge vor Ort, zur Habinghorster Blitzer-Attrappe. Seine Platzierung war nicht perfekt: Er stand in der Nähe eines Huckels zur Verlangsamung des Autoverkehrs. Informationen unserer Redaktion zufolge ist dort jedenfalls niemand geblitzt worden... Und der „Blitzer“ ist nicht mehr da.

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