
© Marcel Witte
Nur mit 3G in Kneipe, Fitnessstudio und zum Friseur: Umsatzeinbußen drohen
Coronavirus
Bald dürfen nur noch Geimpfte, Genesene oder Getestete zum Friseur, ins Restaurant oder Fitnessstudio. Umsatzeinbußen werden befürchtet. Aber es gibt auch Zustimmung. Wir haben vor Ort nachgefragt.
Vorsichtig hat sich der Betrieb in vielen Bereichen des Geschäftslebens seit Ende des Lockdowns wieder normalisiert. Gerade in den vergangenen Wochen gab es in der Inzidenzstufe 0 fast keine Beschränkungen mehr. Inzwischen gilt wieder Inzidenzstufe 1. Doch wenn der neue Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz umgesetzt wird, kommen neue Einschränkungen.
Bald dürfen wieder nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete in den Friseursalon, ins Fitnessstudio, ins Restaurant und in die Kneipe. Das bedeutet vor allem erst einmal wieder organisatorischen Mehraufwand. Spätestens ab 11. Oktober könnten dann Kunden weg bleiben, so fürchten es die betroffenen Geschäftsleute.
Ab dann, so der Beschluss aus Berlin, sind Corona-Schnelltests nicht mehr kostenfrei. Der neue Haarschnitt, das leckere Essen im Restaurant oder auch die zwei Bier am Abend werden dann leicht 15 bis 20 Euro teurer. So viel könnten die Tests kosten. Das gilt auf jeden Fall, wenn die Inzidenz über 35 liegt. Im Kreis Recklinghausen ist diese Zahl bereits fast erreicht, für ganz NRW ist sie bereits überschritten.
Manche Restaurantgäste wollen viel Sicherheit
In der Gastronomie spürt man derzeit noch die Vorsicht der Kunden. Viele Gäste nutzen am liebsten die Außenbereiche. So erzählt es Lilli Leuthold vom „1910“ am Markt in Castrop. Andere fragen erst mal telefonisch nach, was gefordert ist, wie im Restaurant Wetterkamp an der Hagenstraße in Henrichenburg. So berichtet es Christa Eickenscheidt. „Manche sind sogar ehrlich entsetzt, dass sie keinen Test mehr brauchen“, sagt sie.
Sie findet die neuen Bedingungen gut, auch wenn sie befürchtet, dass dann wieder ein paar Gäste wegbleiben könnten. „Ich habe das nicht verstanden, dass alles schon wieder offen war“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Und ja, dass dafür bezahlt werden soll, findet sie auch richtig. „Der Staat kann nicht alles finanzieren.“

Christa Eickenscheidt setzt im Restaurant Wetterkamp auf Sicherheit. © Robert Rieger
Auf 2G zu setzen, wie es Kollegen in anderen Städten bereits tun, und wie Markus Söder es bereits für die Zukunft angekündigt hat, will sie nicht. Neben den Geimpften und Gesundeten will sie auch weiter Getestete empfangen können. „Bei Familienfeiern wäre es schlimm, wenn manche nicht dabei sein könnten.“
Friseurmeister befürchtet Umsatzrückgang
Stefan Wagener ist stellvertretender Obermeister der Friseur-Innung Herne-Castrop-Rauxel. In seinem Salon an der Wittener Straße hat er die Erfahrung gemacht, dass Kunden schon den Aufwand eines Coronatests gescheut haben. Umsatzrückgänge befürchtet er, wenn demnächst die Coronatests kostenpflichtig werden. „Aus gesundheitlichen Gründen finde ich es aber richtig“, sagt er.

Familie Wagener führt das eigene Friseurgeschäft in der vierten Generation. © Matthias Stachelhaus
„Ich hoffe, dass es einen Schwung gibt und sich viele Menschen jetzt impfen lassen“, sagt Stefan Wagener. Und, so fügt er hinzu, es sei doch positiv, dass man wieder arbeiten könne und es keinen Lockdown mehr geben solle.
Fitnessstudios reagieren unterschiedlich
Wie unterschiedlich die Lage empfunden werden kann, zeigt die Nachfrage bei zwei Fitnessstudios. Im etablierten Sportforum Castrop-Rauxel ist man, auch dank Rücklagen, bisher gut durch die Pandemie gekommen. Geschäftsführer Johannes Langer sagt, dass die Check-In-Quote wieder bei 75 bis 80 Prozent der Vor-Corona-Zeit angekommen sei.

Doris, Johannes und Anne-Kathrin Langer betreiben das Sportforum Castrop. © privat
„Die Leute genießen es, wieder an ihrer Gesundheit zu arbeiten.“ Er berichtet aber auch, dass man aktiv auf Mitglieder zu gehe, um sie wieder ins Sportforum zu holen.
„Bei uns sind sehr viele Mitglieder bereits geimpft“, sagt Langer. Kritik übt er an den oft wechselnden Corona-Regeln. „Das Auf und Zu schürt die Unsicherheiten.“ Aber auch für ihn gilt: „Das Wichtigste ist, dass wir weiter geöffnet haben können.“
Anders ist die Situation für Kevin Bode, einen der Betreiber des Frauen-Fitnessstudios „In Shape gym4her“ in der Altstadt. Es hat erst Anfang Juli geöffnet. Es ist „elementar wichtig“, so Bode, neue Kunden zu gewinnen. „Viele sind vorsichtig, Verträge abzuschließen“, sagt er. Er kritisiert, „dass die Politik keine klaren Vorgaben macht“.

Das „In Shape gym4her“ haben Kevin Bode (Foto) und Nadim Karsifi erst im Juli eröffnet. © Rebecca Wölky
Er fürchtet, dass Kunden wieder abspringen, wenn sie wieder Coronatests machen müssen und diese dann auch noch kostenpflichtig werden. Dass irgendwann vielleicht nur noch Geimpfte und Gesundete zugelassen werden dürften, kann er nicht nachvollziehen. Seine Forderung geht an Land und Bund: „Es gibt für Fitnessstudios zu wenig finanzielle Unterstützung.“