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Neustart der Castrop-Rauxeler Kitas: „Wir können wieder aufatmen“
Regelbetrieb
Am Montag sind die Castrop-Rauxeler Kitas wieder in den Regelbetrieb zurückgekehrt. Die Freude der Beteiligten war groß, doch es gibt auch behutsamere Stimmen.
Große Erleichterung für viele Familien: Am Montag (7.6.) haben die Kindertagesstätten in Castrop-Rauxel ihren Normalbetrieb wieder aufgenommen. Konkret heißt das: Die Kinder müssen nun nicht mehr in Gruppen getrennt werden und Eltern können wieder die volle Betreuungsstundenzahl in Anspruch nehmen.
„Wir können wieder etwas aufatmen“, erzählt eine Mutter vor der Villa Kunterbunt in Ickern. Und weiter: „Mein Mann und ich sind berufstätig und mussten in den letzten Monaten viel umstellen.“ Daher freue sie sich, dass nun wieder „alles beim Alten“ sei.
Wie viele andere Eltern wartet sie an diesem Nachmittag allerdings vor den Toren des Kindergartens auf ihre Tochter, denn: „Derzeit gilt in den städtischen Kitas noch die Auflage, dass Eltern noch nicht die Gebäude betreten dürfen“, erzählt Nicole Fulgenzi von der Stadt Castrop-Rauxel.
Manche Kinder wieder zum ersten Mal da
So wolle man Zusammenkünfte in den Räumen und somit potenzielle Infektionsgefahren vermeiden. Gewisse Vorsichtsmaßnahmen sollen also bestehen bleiben, die Freude der Beteiligten dämpfe das aber nicht. In einzelnen Fällen seien Kinder am Montag (7.6.) sogar wieder zum ersten Mal seit Monaten in der Kita gewesen.
„In den vorherigen Wochen und Monaten war es manchen Eltern einfach zu riskant, sie in den Kindergarten zu schicken“, sagt Fulgenzi. Die Kinder hätten in den vergangenen Tagen schon die Nächte gezählt, bis es wieder los geht.
Personal wird entlastet
Auch für die Mitarbeiter der Einrichtungen biete die Rückkehr in den Regelbetrieb viele Vorteile. Obwohl sie jetzt wieder mehr Stunden leisten müssen, werde das Personal vor Ort entlastet: „Durch die Aufteilung in verschiedene Gruppen mussten mehrere Erzieher an verschiedenen Orten im Kindergarten präsent sein“, erzählt Fulgenzi.
Diese Gruppentrennung gehörte zu den wichtigsten Auflagen des sogenannten eingeschränkten Regelbetriebs. Eine weitere Regel: Die gewöhnlichen Betreuungszeiten wurden um zehn Stunden gekürzt. Kinder, die zuvor beispielsweise 45 Stunden pro Woche in der Kita waren, durften wöchentlich nur noch 35 Stunden betreut werden.
Vor allem für berufstätige Eltern in Castrop-Rauxel bedeutete dies eine gewaltige Umstellung ihres Alltags. Dieser Tatsache sah auch der NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) ins Auge: „Mir als Familienminister ist bewusst, dass die Pandemie Sie als Eltern und als Familie vielfach an ihre Belastungsgrenzen gebracht hat. Wir haben Ihnen viel zugemutet“, schrieb er kürzlich in einem offenen Brief an die Eltern.
„Große Last von den Schultern gefallen“
Daher sei es den „Eltern jetzt anzumerken, dass ihnen eine große Last von den Schultern gefallen ist“, erzählt Birgit Zimny, die Leiterin der katholischen Kita Heilig-Kreuz. Sie habe gemerkt, dass es für die Eltern in der vergangenen Zeit „ein Riesenspagat“ zwischen Arbeit und Kinderbetreuung war.
Doch eine gewisse Skepsis sei bei der Wiederkehr in den Regelbetrieb auch vorhanden: „Die Eltern kommen mit gemischten Gefühlen, eine leichte Angst geht noch mit“, sagt Zimny. Und auch die Leiterin selbst beobachtet die Pandemie weiter mit einem wachsamen Auge: „Auch wenn wir versuchen, den Kindern wieder einen möglichst normalen Alltag zu bieten, behalten wir das Infektionsgeschehen nach wie vor gut im Blick“, betont sie.
Auch NRW-Familienminister Stamp betonte bereits, dass die Kitas weiterhin streng auf Hygienemaßnahmen achten sollten. Daher stellt das Land den Kindern nun auch kostenlos sogenannte Lolli-Tests zur Verfügung. Die Eltern wurden ausdrücklich gebeten, diese ab sofort zweimal pro Woche bei ihren Kindern durchzuführen.
Weiterhin Einteilung in Gruppen
Der Kindergarten Heilig-Kreuz behalte zudem weiterhin seine Gruppenaufteilung in den Innenräumen bei. Derzeit wolle man noch nichts überstürzen, erzählt Birgit Zimny. Draußen können die Kinder nun allerdings wieder gemeinsam spielen. Zuvor durfte sich jede Gruppe nur in einem bestimmten Bereich des Spielplatzes aufhalten.

Auch der Kindergarten an der Heilig-Kreuz Kirche in Dorf Rauxel kehrte am Montag (7.6.) wieder in den Regelbetrieb zurück - die Gruppenaufteilung wolle man jedoch vorerst beibehalten. © Anissa Sawatzki
„Die Kinder freuen sich darüber, dass sie jetzt auch wieder mit Freunden aus der anderen Gruppe spielen können“, erzählt Zimny. Im eingeschränkten Betrieb seien hier um die 25 Kinder am Tag vor Ort gewesen, am Montag (7.6.) zählte die Leiterin schon wieder mehr als 50 Kinder.
Für den Kindergarten sei all dies wieder ein großer Schritt in Richtung Normalität. Die Leiterin betont jedoch auch, dass die Versäumnisse der letzten Zeit nun nicht sofort vergessen sind: „Die Vorbereitung auf die Grundschule fängt mit der Anmeldung in unserer Kita an und ist ein Prozess, der jetzt nicht in ein paar Wochen wieder aufgeholt werden kann.“
Auch der deutsche Kitaverband forderte bereits ein Corona-Aufholprogramm für die Kita-Kinder. Unter anderem seien jetzt für jüngere Kinder viele Projekte zur Freizeitgestaltung notwendig, um die Versäumnisse wieder aufzuholen.