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Nach anderthalb Jahren Corona: Gibt es immer noch einzelne Gewinner?
Coronavirus
Nach bald anderthalb Jahren Corona-Krise machen wir uns auf die Suche nach den Verlierern und Gewinnern der Pandemie. Letztere gibt es in Castrop-Rauxel kaum noch. Dafür umso mehr Verlierer.
Die weltweite Pandemie dauert nun schon über ein Jahr an – und ein Ende ist nicht wirklich in Sicht. Immer wieder mussten sich Unternehmen auf veränderte Regelungen und Schließungen einstellen. Die Lockdowns trafen viele hart. Doch wie erging es den verschiedenen Branchen in Castrop-Rauxel im Pandemie-Jahr?
Wir haben schon im Frühjahr, nach einem Jahr, Rückschau gehalten. Aber es hat sich auch seither vieles verändert. Ein Überblick.
Reisebüros
Zu den größten Verlierern der Pandemie zählt wohl die Reisebranche. Ihr „Nachteil“: Sie hat nicht nur mit den deutschen Corona-Regeln zu kämpfen, sondern muss auch auf die sich ständig verändernde Situation in Urlaubsgegenden Rücksicht nehmen. 2020 ließen viele ihren Urlaub ganz ausfallen. Und auch dieses Jahr sei der „Ansturm ausgeblieben“, berichtet Naresh Sachdeva, Inhaber der Reiseagentur Ambos-Vestring. Der Grund dafür: „Die Leute trauen sich nicht.“ Die Situation sei zu unsicher und unvorhersehbar. Erst neulich wurden Urlaubsziele wie die Niederlande und Spanien zu Hochinzidenzgebieten erklärt. Das kurbelt die Nachfrage nach Reisen nicht gerade an. „Gegenüber 2019 haben wir einen Rückstand von fast 90 Prozent“, berichtet Sachdeva. Trotz dieses vermeintlich entspannteren Sommers 2021.
ÖPNV
Auch der öffentliche Personennahverkehr machte während der Pandemie Verluste. Mit der DSW21, der HCR, der Bogestra und der Vestischen betrifft das in Castrop-Rauxel gleich vier Betriebe. Fahrgäste verloren habe man vor allem, da durch Lockdown, Homeoffice und Co. viele „Fahrtanlässe weggefallen sind“, erklärt Jan Große-Geldermann, stellvertretender Pressesprecher der Vestischen. Zwar würden sich die Zahlen nach Ende des Lockdowns erholen, „bis das Vorkrisenniveau erreicht wird, wird es aber noch dauern“, sagt Große-Geldermann. Immerhin: Die finanziellen Verluste habe man durch den ÖPNV-Rettungsschirm ausgleichen können.
Friseure
Die Friseure galten besonders während des Lockdowns als Symbol für mögliche Freiheiten. Groß war dort die Freude, als das Haareschneiden wieder erlaubt war. Dementsprechend gab es kurz nach den Lockdowns oft auch einen regelrechten Ansturm auf die Friseurläden. Insgesamt gehören jedoch auch sie zu den Verlierern, findet Mert Genc vom Castroper Friseur Melis. Denn durch die Schließungen während der Lockdowns machten sie Verluste. Wie es jetzt weitergeht, ist unklar. „Wenn es so bleibt, ist es gut“, sagt Genc mit Blick auf die Infektionszahlen und die damit verbundenen Regelungen. Aber was, wenn nicht...?
Hotels
Klarer Verlierer sind die Castrop-Rauxeler Hotels. Seit Ende Mai sind Hotelübernachtungen wieder erlaubt. Trotzdem muss Markus Selle, Inhaber des Hotels Selle am Wald, feststellen: „Wir können nicht kostendeckend arbeiten.“ Grund dafür sind vor allem die in diesem Jahr ausbleibenden Großveranstaltungen in der Umgebung wie Fußballspiele, Messen und Konzerte. Diese brachten oft Übernachtungsgäste für Castrop-Rauxeler Hotels. Auch Familienfeiern wie Hochzeiten werden dieses Jahr eher im kleinen Rahmen gefeiert – oder gar nicht.
Baumärkte
Zu Beginn der Pandemie galten Baumärkte als Gewinner: Dank Homeoffice und ausbleibenden Reisen verbrachten die Menschen viel Zeit zu Hause. Kombiniert mit eingeschränkten Freizeitangeboten führte das dazu, dass sich viele Zeit und Geld nahmen, zu Hause umzubauen. Im Sommer 2020 gab es eine riesige Nachfrage in Baumärkten. Und doch: „Während des Lockdowns hatten wir de facto vier Monate kein Geschäft“, berichtet Jörg Langenhorst, Geschäftsführer des Hagebaumarkts am Westring, der überwiegend geschlossen hatte. Deswegen sieht er sich weder als Verlierer noch als Gewinner der Pandemie. „2020 war ein gutes Geschäftsjahr, dafür hatten wir aber 2021 einen stark negativen Effekt“, resümiert er. Das gleiche sich aus.
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