
© Thomas Schroeter
Maskenpflicht: Viel Verständnis, aber ein Kunde droht auch mit Schlägen
Coronavirus
Der erste Tag der Maskenpflicht in Castrop-Rauxel: Viele Menschen gehen mit der lästigen Pflicht gut um. Aber in Ickern musste eine junge Frau auch Schläge befürchten (mit Fotostrecke).
Die Maskenpflicht ist da. Seit Montag (27. April) müssen auch in Castrop-Rauxel Masken getragen werden beim...
- Einkauf (auch auf Wochenmärkten)
- Abholen von Speisen in der Gastronomie
- Aufenthalt auf allen Flächen von Shoppingcentern
- Aufenthalt in sämtlichen Verkaufsräumen von Handwerkern und Dienstleistern
- Erbringen von Handwerks- und Dienstleistungen, die ohne einen Abstand von 1,5 Metern erbracht werden
- Besuch von Arztpraxen und ähnlichen Einrichtungen
- Einsteigen in Bus und Bahn
Ausnahmen gelten nur für Personen, die medizinisch keine Maske tragen dürfen.
Wie kommt die Maskenpflicht aber an in der Stadt, wie gehen Händler und Kunden damit um? Wir haben uns dazu in Castrop und am Ickerner Markt ausführlich umgesehen und umgehört.
Die Maske hat das Straßenbild erobert
Auf den ersten Blick hat die Maske das Straßenbild erobert. Hat man in den vergangenen Wochen nur vereinzelt Menschen mit Maske auf den Straßen gesehen, gehört die Maske, ob in gekaufter oder selbst genähter Version, am Montag in Castrop und Ickern zum Standardbild.

Claudia Becker trägt die Maske, sie hält sie aber für überflüssig. Abstand halten sei wichtiger, meint sie. © Thomas Schroeter
Viele Menschen setzen sie auch in der Fußgängerzone gar nicht mehr ab, andere tragen sie bis zum nächsten Laden unter dem Kinn, am Handgelenk baumelnd oder in der Handtasche. Selbst in der Schlange vor der Bäckerei Grobe stehen die Menschen am Montagmittag in der Sonne brav Schlange und mit aufgesetzter Maske.
Praxistauglichkeit wird angezweifelt
„Bei uns haben wir mit den Kunden bisher auch gar kein Problem“, erzählt Nico Tomaschefsky, Mitarbeiter der PHD Kinderwelt am Biesenkamp. Auch er trägt eine genähte Alltagsmaske, ebenso wie seine Kollegin Kerstin Landes. Das Beratungsgespräch, so bekommen wir mit, leidet unter der Maskenpflicht nicht.
Wohl aber das Atemvermögen, wie Gülersum Ünlü im Ultimo-Outlet am Marktplatz berichtet. „Die Maske ist schon sehr lästig, wenn man sie dauend tragen muss.“ Die Notwendigkeit der Maske leuchtet ihr ein, die Praxistauglichkeit zieht sie nach den ersten Erfahrungen aber in Zweifel.
Ihre Kunden halten sich überwiegend problemlos an die neue Anweisung, die seit Montag im ganzen Land gilt. „Das läuft eigentlich reibungslos, nur eine Kundin musste ich wieder aus dem Laden schicken, weil sie keine Maske hatte. Das kann ich natürlich nicht zulassen, denn wir werden ja auch vom Ordnungsamt überprüft“, erzählt Gülersum Ünlü.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Ob in der Mayerschen Buchhandlung oder im dm, bei Reiter oder im Kodi: Ohne Maske geht nichts. Nur in einem Optiker entdecken wir einen Mitarbeiter mit zwei Kunden komplett ohne Masken. Unwissenheit? Dafür kommen uns bei der Fahrt nach Ickern sogar zwei maskierte Autofahrer allein in ihren Autos entgegen.
In Ickern auf dem Marktplatz sprechen wir dann mit Kunden von dm und Aldi. „Ich finde die Maske lästig und blöd. Ich trage sie natürlich trotzdem, den Sinn verstehe ich aber nicht“, macht Claudia Becker aus ihrem Herzen keine Mördergrube. „Abstandhalten, das halte ich für sinnvoll, aber die Maske...“
Wohl fühlen sich die meisten Ickerner nicht damit. Dabei haben aber alle eine, die wir hier beobachten. Viel Selbstgenähtes ist unterwegs, aber auch alle Varianten an Kaufmasken.

Die junge Aushilfe am Aldi hat am ersten Maskenpflicht-Tag nicht nur gute Erfahrungen mit den Kunden gemacht. © Thomas Schroeter
Ein Mann drohte sogar mit Schlägen
Der Türsteher bei dm hatte bislang nur mit einem Kunden Probleme, ansonsten sei die Maskenpflicht offenbar bei den Menschen angekommen. Mehr Probleme hatte da schon die junge Aushilfe, die am Aldi-Eingang mit Desinfektionsmittel und Ratschlägen bereit steht. „Ein Kunde wollte die Maske nicht aufsetzen, schließlich hätte ich ihm gar nichts zu sagen. Und ein anderer Mann wollte sogar handgreiflich werden, da musste ich den Marktleiter zu Hilfe rufen.“
Es ist also wie immer im Leben: Die meisten Menschen sind vernünftig, Uneinsichtige aber sterben nicht aus.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
